Chapter Fifteen

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Mit einem Mal begann dieser Zemo russisch zu sprechen. Es klang komisch. Irgendwie abgehakt, als wären es nur ganz kurze Sätze oder nur einzelne Wörter. Was mich dann noch mehr erstaunte war Buckys Reaktion darauf. Er hielt sich die Hände an den Kopf, als hätte er Schmerzen und irgendwie schien er panisch zu werden. “Aufhören!”, rief er. Was war denn los?
“Was soll das?”, fragte ich den Mann hinter mir unwirsch und sah mit an, wie der Braunhaarige auf die Knie fiel. Ich bekam keine Antwort, Zemo redete einfach weiter. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er war erstaunlicherweise ziemlich stark.
“Hör auf!”, forderte ich und bekam Angst, weil Bucky sich so geräuschvoll hin und her wandt. Er versuchte sich zu wehren, aber gegen was? Endlich bekam ich eine Hand frei und schleuderte damit sogleich Bucky die Treppe zum Bunker herunter und zog dann wie an einem langen unsichtbaren Seil die Stahltür zu. Ich hoffe, das würde reichen.
“Beeindruckend.”, merkte Zemo an und ließ in seinem Staunen sogar die ein Stück Waffe sinken. Sein Pech. Ich stampfte mit dem rechten Fuß auf und ein Block des sandigen Bodens sprang empor. Damit rammte ich Zemo von der Seite und brachte somit einige Meter Abstand zwischen uns. Dabei verlor er die Waffe und sie schlitterte zu mir. Er rappelte sich gerade wieder hoch, während ich die Pistole hochnahm und auf ihn richtete.
“Was sollte das gerade? Was hast du zu ihm gesagt?”
Er klopfte sich den Staub von seinem langen dunklen Mantel und ließ ein unterdrücktes Husten heraus.
“Das sind die Schlüsselwörter zur Kontrolle über den Winter Soldier.” In meinem Kopf ratterte es, bis es nach ein paar Sekunden Klick machte.
“Du hast ihn wieder aktiviert?!” Ich machte zwei Schritte auf ihn zu und hielt die Waffe nun noch höher. Er nahm sofort die Hände hoch und sah mich mit mulmigen Gesichtsausdruck an.
“Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher. Du hast mich unterbrochen.” Kurz darauf waren aus dem Bunker dumpfe Schläge zu hören. Das musste die Tür sein. Er wollte raus. Es krachte und dann stapfte er die steile Treppe hoch. Buckys Blick war zerknirscht, aber er gab keinen Ton von sich. Ich wandte mich von Zemo ab und richtete die Waffe auf ihn.
“Was soll das?”, brummte er mich an und wollte auf mich zu gehen.
“Stehen bleiben!”, fuhr ich ihn scharf an und legte den Sicherheitshebel an der Waffe mit einem kleinen Klickgeräusch um. Er schaute wütend zwischen mir und Zemo hin und her.
“Woher soll ich wissen, ob du…” Ich wusste nicht so ganz, wie ich mich ausdrücken sollte. “Naja, ob du…?”
“Ich bin nicht zum Winter Soldier geworden.”, erklärte er mit ernstem Ton.
“Achja? Vielleicht würde der Winter Soldier genau das sagen.”
Zemo meldete sich wieder zu Wort: “Winter Soldier, Angriff.”
Ich wollte ihn gerade zwingen den Mund zu halten, wich dann aber vorsichtshalber ein Stück von Bucky weg. Er rührte sich nicht und wirkte langsam ziemlich genervt.
Einen Moment lang herrschte Stille, bis es aus ihm heraus platzte: “Es funktioniert nicht!”
Draußen war auf einmal ziemlicher Lärm zu hören und es wurde Staub in die Halle gepustet.
“Was ist das?”, rief ich und hob eine Hand, damit mir der Sand nicht ins Gesicht flog. Für eine Antwort blieb keine Zeit, denn nun kamen noch Schüsse dazu. Eine Blechwand wurde komplett durchlöchert und ich duckte mich ein wenig. Kurz darauf wurde ich an der Schulter zur Seite gerissen und ich fand mich hinter einigen rostigen Fässern wieder. Ich hielt mir wegen dem Krach die Ohren zu und bemerkte dann, dass Bucky sich neben mich gekauert hatte. Ich machte mir Sorgen, ob die Fässer die Schüsse wirklich aufhalten konnten, doch da hörten sie bereits auf. Der Lärm entfernte sich und auch der Wind ließ nach. Bucky rannte los aus der Halle und ich folgte ihm. Als ich draußen ankam, sah ich gerade noch einen Hubschrauber, der davon flog. “Scheiße!”, fluchte Bucky und trat gegen einen rotes Absperrhütchen, das meilenweit über die Baustelle vor uns flog. Im Dunkeln war es nicht gut zu erkennen, aber neben dem Lagerhaus befand sich ein riesiges Chaos und im Zentrum stand ein halbfertiges riesiges Gebäude aus dem zwei oder drei Stahlkräne ragten. Also Tony plante hier tatsächlich etwas. Hm. Ich hatte gedacht, das wäre nur eine Ausrede gewesen.
“Was ist passiert? Geht es allen gut?” Hinter uns tauchte Tony in seinem Iron Man Anzug auf. Er landete langsam neben uns und schaltete sogleich die Düsenantriebe aus. Sein Helm öffnete sich und er musterte mich eindringlich. “Mir geht’s gut.”, antwortete ich matt. “Okay, gut. Wer hat den Alarm ausgelöst?”
“Zemo war hier.”, knurrte Bucky und gesellte sich zu uns. Er war angespannt und sauer.
“Zemo? Der Zemo?”, hakte Tony ungläubig nach.
“Wo ist er? War er das in dem Hubschrauber?”
“Ja.”, machte Bucky, hob dabei meinen Arm hoch und entriss mir unsanft die Waffe.
“Er ist entkommen.” Der Idiot wollte mir ja wohl nicht gerade die Schuld daran geben oder?
“Warte hier.”, wies Tony mich an, schloss seinen Helm und schoss in die Luft und anscheinend hinter dem Hubschrauber her. Dann setzte sich auch Bucky in Bewegung und verschwand einfach in der Dunkelheit. Großartig. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen genervten Blick über meine Schulter zur Lagerhalle. Dadrin lebte hoffentlich keiner mehr von dem SWAT Team.
Nach etwa 15 Minuten saß ich in einem Krankenwagen und wurde von einem Sanitäter beäugt.
“Mir fehlt wirklich nichts.”, wiederholte ich. Der junge Mann ignorierte mich und machte einfach weiter. Vor ein paar Minuten waren hier die schwarzen SUV’s von S.H.I.E.L.D eingetroffen mit etwa tausend Agents und hatten alles abgeriegelt. Ich durfte die Lagerhalle nicht mehr betreten. Stattdessen hatte Agent Coulson mich bei dem Sanitäter abgeladen. Er legte mir gerade eine Blutdruckmanschette um den Oberarm und begann sie auf zu pumpen, da stand eine blonde Frau in der Tür.
“Könnten Sie mal kurz unterbrechen? Ich muss ihr ein paar Fragen stellen.” Der Sanitäter, der offenbar sowieso nicht hier sein wollte, verließ schnellstens den Wagen.
“Hi, ich bin Agent Carter.”, stellte sie sich vor und reichte mir die Hand. Ich nahm sie und dabei schoss mir einer ihrer Gedanken entgegen. Denk nicht dran. Diesen Satz sagte sie sich die ganze Zeit in Gedanken auf. Woran wollte sie nicht denken? Das war ja fast wie eine Aufforderung. Ich wühlte ein wenig in ihren Kopf und es tauchten kurze Erinnerungen von ihr auf. Ein USB Stick mit dem Adler Logo von S.H.I.E.L.D, ein Mann mit Dreitagebart, der sich eine Kapuze über den Kopf zog und ein rot beleuchtetes Neonschild mit den Buchstaben TAO. Das Händeschütteln war leider bereits vorbei, sodass ich nichts mehr sehen konnte. Daran wollte sie nicht denken?
"Ist alles in Ordnung, Ms. Michaelson?" Sie musterte mich. "Sie wirken irgendwie abwesend."
"Oh, nein. Alles in Ordnung. Was wollten Sie mich fragen?"
Aus ihrer Jackentasche holte sie einen Notizblock und einen Kugelschreiber. "Ich brauche bitte einen genauen Ablauf der Geschehnisse von heute Abend." Ich seufzte. "Na schön…"
Sie notierte sich eifrig das wichtigste, als ich jedoch begann von Zemo zu erzählen, wurde sie ganz hibbelig. Sie verlagerte ständig ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und schaute sich nach den anderen Agents um, die an uns vorbei liefen.
“Geht’s Ihnen gut?”, fragte ich verwundert über ihr Verhalten.
Sie fuhr sich unwirsch durch die Haare und antwortete patzig: “Natürlich. Erzählen Sie schon weiter.”
Wow. Was für eine Bitch.
“Schön.”, begann ich schnippisch weiterzureden.
“Der Typ redete irgendwas auf russisch, ich sperrte Bucky zurück in den Bunker und alle lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.”
“Was ist mit der durchlöcherten Lagerhalle?”
“Ohja, das war der Helikopter.”
“Welcher Helikopter?”
“Zemos Helikopter.”
“Er kam mit einem Helikopter?”
“Das hab ich nicht gesagt.”
“Was dann?”
“Was dann - Was?” Man, die Alte war mir echt zu doof.
“Was du gesagt hast?”
“Zemos Helikopter hat die Lagerhalle durchsiebt.”
“Warum hast du das nicht gleich gesagt?”
“Hab ich doch.” Sie schenkte mir einen absolut genervten Blick und notierte sich wieder etwas in dem Block. Seit wann stellten die bei S.H.I.E.L.D denn solch unfreundliche Schnepfen ein?
“Die Damen.”, meldete sich Agent Coulson in der Tür des Krankenwagens zu Wort. Wir sahen beide zu ihm und warteten ab, was er zu sagen hatte. “Agent Carter, Sie werden unten im Bunker gebraucht. Ich werde Ms. Michaelson nach Hause bringen.”
“Na endlich.”, murmelte die blonde Frau und ging ohne sich zu verabschieden. Ich würde ihr am liebsten den Hals umdrehen für ihren verhassten Tonfall. Aber wahrscheinlich wäre das nur verschwendete Energie.
“Wollen wir?”, fragte der Agent vor mir vorsichtig und deutete auf den Wagen hinter sich.
“Klar, gerne. Danke.”, machte ich schnell erfreut als ich aus meinen Gedanken erwachte. Er half mir aus dem Krankenwagen zu steigen und öffnete mir sogar die Tür der schwarzen Limousine.
Als er sich hinter das Lenkrad setzte, klingelte sein Handy und er nahm das Gespräch an. Er tauschte ein paar lockere Floskeln aus. Ich konnte nicht wirklich etwas verstehen, nur dass am anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme zu hören war.
“Es ist für Sie.”, machte er auf einmal und reichte mir das Telefon nach hinten durch. Überrascht nahm ich es ihm ab und hielt es mir ans Ohr.
“Hallo?”
“Schätzchen, geht’s dir gut?” Es war Pepper.
“Oh, hi Pepsi! Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, deine Stimme zu hören.”, gab ich erleichtert zu und lehnte mich im Sitz zurück. Währenddessen hatte Coulson den Motor angelassen und wir rollten langsam von der Baustelle runter.

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