Chapter Eleven

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Meine Atmung ging furchtbar schnell als ich hoch schreckte. Ich realisierte, dass ich mich immer noch im Bett befand und mir niemand etwas antun wollte. Wieder ein Albtraum. Genervt schaute ich auf die Uhr auf dem Nachttisch. 2 Uhr in der Früh.
Ich beschloss aufzustehen und mir etwas zu trinken zu holen. So schnell könnte ich jetzt eh nicht mehr einschlafen. Aus dem Wohnzimmer waren Stimmen zu hören, die angespannt miteinander sprachen. Ich glaube, eine davon gehörte zu Tony. Als ich um die Ecke bog, sah ich den Captain mit beunruhigten Gesichtsausdruck und Tony, der genervt schien. Neben den beiden stand auch noch Bucky, der sich wohl Fehl am Platz fühlte. “Wie kannst du das nur zulassen?”, fragte Steve anklagend.
Bevor Stark etwas antworten konnte, erhob ich das Wort: “Hey, keine Sorge. Ich bin gar nicht da.” Damit ging ich an ihnen vorbei auf die Bar zu und holte mir ein Glas und eine Flasche Rum heraus. “Redet ruhig weiter.”, meinte ich als sie mich nur verwirrt anschauten. Ich beachtete sie nicht weiter und begann die braune Flüssigkeit ins Glas zu füllen.
“Ähm, ist alles in Ordnung Y/N?”, fragte Tony vorsichtig.
“Nope.”
“Kannst du nicht schlafen?”
“Nope.”
“Willst du darüber reden?”, wollte nun der Captain besorgt wissen.
“Nope.” Das Glas war voll und die Flasche leer. Ich schraubte den Deckel wieder rauf, nahm das Glas in die Hand und kam hinter der Bar hervor.
“Bist du dir sicher?”, hakte Tony mit einer erhobenen Augenbraue nach und schaute sich mein Glas an.
“Jap.”, gab ich knapp von mir, ging an den Dreien vorbei und auf die Dachterrasse zu.
“Süße, du bist noch gar nicht alt genug zum Trinken!”, rief Tony mir hinterher, woraufhin ich mich nochmal umdrehte. Ich erhob mein Glas, zwang mich zu einem Lächeln und antwortete: “Ich bin mittlerweile fast 24.” Mein Lächeln verschwand wieder, ich ließ die Glastür hinter mir zufallen und wandte mich der erfrischenden Nachtluft zu.
"Macht sie sowas öfter?"
"Ich glaube nicht. Keine Ahnung.", gab Tony immer noch überrascht zu. Sie war fast 24?
"Jemand sollte mit ihr reden.", meinte er dann mit einem wissenden Blick zu Steve. Dieser erwiderte seinen Blick und stimmte ihm zu: "Sie muss anfangen es verarbeiten. Jemand sollte definitiv mit ihr reden." Beide wandten sich an Bucky mit einem auffordernden und abwartenden Blick.
"Was ist?", fragte er leicht gereizt.
"Rede mit ihr!", forderte Rogers ihn auf und gestikulierte in Y/N's Richtung auf der Dachterrasse.
"Was? Warum?"
"Dr. Greenich hat es gesagt.", antwortete Tony schnell und zuckte mit einer Schulter.
"Genau. Anordnung vom Doc, da kann man nichts machen."
Bucky presste den Kiefer zusammen. Leider fiel ihm im Moment keine passende Antwort ein und so schaute er einen Moment nur auf das Mädchen mit den langen blonden Haaren. Sie hatte sich an den Rand der Plattform gesetzt und baumelte mit den Füßen in der Luft. "Was soll ich denn sagen?"
Die beiden hatten darauf nicht wirklich eine Antwort und drucksten ein wenig herum. Als Bucky bemerkte, dass die beiden keine Hilfe darstellten, bewegte er sich zögernd auf die Glastür zu. "Ich hasse euch.", brummte er dabei.
"Hey.", begann er vorsichtig.
"Ich will nicht reden.", rief sie ohne ihn anzusehen.
"Ja, ich weiß. Ich dachte nur, es ist ziemlich kalt. Soll ich dir vielleicht eine Jacke holen?" Sie drehte sich langsam zu ihm um und musterte ihn kurz. Statt etwas zu sagen, hob sie ihre freie Hand ein Stück an und ließ eine tanzende Flamme  erscheinen. Ihr war also nicht kalt, schloss der Soldat daraus. Y/N wandte sich ab, stellte das Glas neben sich und schaute runter auf die Stadt. Bucky setzte sich neben sie ohne etwas zu sagen und folgte ihrem Blick. Vielleicht würde sie ja doch irgendwann reden wollen. Er beschloss bei ihr zu bleiben, immerhin war es hier ganz angenehm. Ruhig. Und bei den Streitereien von Steve und Stark musste er nicht dabei sein. Das schafften die beiden auch alleine.

Den Rest des Tages verbrachte ich in meinem Zimmer. Eigentlich war es nicht mein Zimmer sondern das Krankenzimmer, aber mittlerweile hatte ich hier so viel Zeit verbracht, dass man es fast umbenennen konnte. Der Arzt hatte mir gesagt, ich solle mich so wenig wie möglich anstrengen und mich ausruhen. Genau das tat ich auch. Ich lag auf dem Bett, hörte Musik und starrte eigentlich nur die Decke an. So gegen 10 Uhr abends stoppte die Musik plötzlich und Jarvis sprach zu mir. "Ms. Michaelson, Mr. Fury würde Sie gerne im Konferenzraum sprechen."
Seufzend warf ich die Decke bei Seite und zog mir meine Schuhe an. Eigentlich wollte ich gleich schlafen gehen. Im Vorbeigehen nahm ich mir noch die Strickjacke von der Sessellehne mit und warf sie mir über. Irgendwie war mir kalt. Der Konferenzraum war auf der anderen Seite des Gebäudes, deswegen dauerte es ein paar Minuten bis ich dort war. Ich klopfte an der Doppeltür und trat ein. Es war ziemlich dunkel hier drin, die Jalousien waren zugezogen. Nur der eingeschaltete Beamer brachte etwas Licht. Mittlerweile hatte ich die Namen der anderen gut drauf. Agent Romanoff, Agent Barton und und Tony saßen auf einer Seite, gegenüber befanden sich Steve Rogers, Bucky und Sam Wilson. Letzteren hatte bis jetzt nur einmal kurz kennen gelernt. Er war wohl die meiste Zeit in Washington D.C. tätig. Am Kopf des Tisches saß Nick Fury. Alle sahen mich gespannt an. “Hi. Jarvis meinte, Sie wollen mit mir sprechen?”
“Ja, setz dich.” Ich schob den letzten Stuhl am Ende des Tisches zurück und setzte mich. “Also, was gibt’s?”, fragte ich aufgeschlossen.
Nick drückte eine Taste auf dem Laptop vor ihm und der Beamer warf ein Bild meiner zerstörten Wohnung an die weiße Wand hinter ihm. “Mittlerweile wissen wir mit Sicherheit, dass Hydra dahinter steckt. Meine Agents haben im Haus gegenüber einen Attentäter festgenommen, der sich als neuer Mieter getarnt hatte.” Ich nickte langsam, sagte aber nichts dazu.
“Er hat sich selbst umgebracht, bevor wir ihn verhören konnten.”, erzählte er etwas niedergeschlagen. “Kurz zuvor sagte er jedoch, dass es noch weitere seiner Art gäbe.”
“Was heißt das?”, wollte ich verwundert wissen.
“Dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Anschläge wie diesen auf dich geben wird.”, meinte Agent Romanoff und sah mich beunruhigt an.
“Ja, soweit war ich auch schon. Ich meinte, was jetzt der Plan ist.”, erklärte ich mich. Tony räusperte sich und begann dann mit: “Naja, ich plane seit einiger Zeit eine neue Unterkunft und-...” Ich unterbrach ihn schockiert: “Ihr schickt mich weg?” Er konnte mich nicht ansehen. Dafür gab mein Armband ein Piepen von sich. “Ihr schickt mich schon wieder weg?” Jetzt hob er den Blick und verteidigte sich: “Nein, also das erste Mal, das war er!” Er zeigte mit einem Finger auf Fury, der einen leisen Seufzer von sich gab. “Nein, nein, nein!”, sagte ich bestimmt und stand auf. “Ich hatte gerade erst einen langen furchtbaren Urlaub in einem russischen Keller. Ihr werdet mich auf keinen Fall wieder einsperren!” Das Armband piepte erneut, aber ich hatte jetzt keine Zeit um dem Beachtung zu schenken.
“Keiner redet davon dich einzusperren. Es ist ein Versteck zu deiner eigenen Sicherheit.”, meinte Nick und hatte sich ebenfalls erhoben. “Hm, die Worte hab ich irgendwann schon mal gehört. Ohja, richtig! Vor knapp drei Jahren, als Sie mich in so eine Art Hochsicherheitsknast im Weltraum schicken wollten!”, knurrte ich und stützte mich mit den Händen auf dem Tisch ab.
“Ja, genau und wenn du damals nicht abgehauen wärst, hätte Hydra dich niemals foltern können!”, entgegnete er anklagend. Das verschlag mir kurz die Sprache. Piep! Piep! Piep!
“Wollen Sie sagen, dass das meine Schuld ist?”, fragte ich mit wütendem Gesichtsausdruck. Rogers erhob sich langsam und machte beruhigende Handbewegungen in meine Richtung. “Also, ich glaube, Nick hat sich da etwas ungünstig ausgedrückt und wir beruhigen uns jetzt wieder alle.” Ich machte eine wischende Handbewegung zu ihm, zog damit seinen Stuhl in seine Kniekehlen, sodass er wieder in den Stuhl zurückfiel. “Halt dich raus.”
Ich wand mich wieder an den Vorsitzenden der Runde. “Wenn es nach Ihnen ginge, säße ich jetzt mit dem Abschaum der Menschheit in einem Gefängnis und das wahrscheinlich für den Rest meines Lebens!”, warf ich ihm vor. Ich merkte wie meine Hände heiß wurden und langsam Abdrücke in die Tischplatte brannten.
“Aber du wärst sicher!”
“Ich wäre sicher tot, weil ich mich bereits in der schicken Knastzelle erhängt hätte!” Der Tisch brach mit einem Krachen in der Mitte durch und ließ die anderen einen erschrockenen Sprung nach hinten machen. “Stark.”, brummte Nick den Braunhaarigen an, der aus seiner Starre erwachte. “Ja, ich mach schon.” Er begann auf seiner Smartwatch herum zu tippen, was mich ein wenig verwirrte, aber nicht weniger wütend machte. “Tut mir Leid, Schätzchen.”, meinte er zu mir mit wehleidigen Blick. “Was? Ich-...” Ein kurzer Stich an meinem Handgelenk lenkte mich von ihm ab. Ich schaute es mir genauer an und unter dem Armband von Tony lief ein dünner Rinnsal Blut an meinem Arm herunter. Der Rinnsal verdoppelte sich auf einmal und gleich darauf verschwamm meine Sicht. “Du…? Was ist das?”, fragte ich panisch und merkte wie mir furchtbar schwindelig wurde. Mein Fluchtreflex setzte ein und ich spürte, wie ich den Stuhl hinter mir um warf. Danach drückte ich die Türen auf und stolperte in den Flur. Hier war es viel heller und das Licht blendete unangenehm und verwirrte mich noch mehr. Wo war ich? Ich spürte eine Hand, die meinen Oberarm packte und ich schickte eine Druckwelle in diese Richtung. Dadurch verlor ich allerdings selbst den Halt, fiel um und dann wurde alles dunkel um mich herum.

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