Chapter Four

106 5 0
                                    

"Habt Ihr uns angegriffen?"
Ich hob musternd eine Augenbraue. "Nein."
"Aber Ihr seid nicht von hier. Ihr kommt aus Midgard, nicht wahr?" Er brauchte hierfür keine Antwort und fragte gleich weiter: "Wie heißt ihr?"
"Was geht es dich an?", fragte ich etwas schroff.
Über seine Lippen schlich sich ein kurzes Schmunzeln. "Uh, bissig." Ich verdrehte die Augen und wandte mich lieber den Handschellen zu. Sie bestanden aus einer Art Metallverbindung und in jeder Schelle befand sich ein Schloss.
"Ohne Schlüssel wirst du die nicht aufbekommen." Es klickte und die Handschellen fielen mit lautem Klirren zu Boden. Ein Kinderspiel, wenn man den Mechanismus verstanden hatte. Naja, und Metall bändigen konnte. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und sah wieder zu dem Zellennachbarn rüber.
Er lehnte mit seinem Unterarm gegen die Glaswand und musterte mich eindringend. "Wie habt Ihr das gemacht?"
Ich zuckte mit den Schultern und tat überrascht. "Keine Ahnung, sie sind einfach so abgefallen." Sein Gesichtsausdruck sagte deutlich, dass er mir kein Wort glaubte. Glücklicherweise war mir das vollkommen egal. Ich bemerkte die Müdigkeit in meinen Knochen und setzte mich angelehnt an einen der Eckpfeiler auf den Boden.
"Weißt du, in diese Ecke bringen sie nur diejenigen, die wirklich böse Dinge getan haben.", erklärte er mir langsam und wartete wohl auf meine Reaktion. Ich schaute jedoch nur gelangweilt hoch und nickte. "Dann weiß ich ja jetzt, warum du hier bist."
"Nur ohne die Details."
"Die Details interessieren mich nicht."
"Bist du sicher?" Seine Stimme kam plötzlich aus meiner Zelle, sodass ich schnell wieder hoch schaute. Er stand direkt vor mir. Wie ging das? Überrascht sah ich an ihm vorbei in seine Zelle. Sie war leer.
"Oh, ich weiß jetzt wer du bist.", fiel es mir ein. Auch wenn ich außerhalb der Mauern gewohnt hatte, war ich nicht von gestern. Meine Nachbarin hatte mir mindestens einmal im Monat den neusten Klatsch und Tratsch aus der Stadt erzählt. "Netter Trick.", rief ich an ihm vorbei in seine anscheinend leere Zelle.
Er breitete beide Arme einladend aus. "Ich stehe direkt vor dir."
"Du kannst es nicht wissen, aber mich kann man nicht so leicht an der Nase herumführen.", meinte ich zu dem Trugbild vor mir. Seine Stirn war in Falten gezogen und er beobachtete mich ganz genau.
"Ich würde Euch doch niemals an der Nase herumführen.", sagte er mit einem sanften Lächeln.
Ich räusperte mich und schob dann meine Handflächen nach vorne und einmal durcheinander. In der möblierten Zelle wirbelten nun die Bücher vom Regal in einem kleinen Strudel durch die Luft und verloren sogar ein paar Seiten. Als mein Zellennachbar am Kopf getroffen wurde, löste er sein Trugbild auf und wurde wieder sichtbar. "Au.", gab er wenig begeistert von sich und besah sich das Chaos. "Faszinierend.", kommentierte er das Ganze schließlich. Mit einem Mal ging das Licht aus und nur eine Art Notbeleuchtung draußen im Gang war angeblieben. "Was soll das?", fragte ich irritiert und sah in den Gang aus dem ich gekommen war.
"Schlafenszeit.", meinte Loki nüchtern und setzte sich tatsächlich auf die Kante seines Bettes. Daraufhin schaute ich mir meine Zelle mit dem überaus gemütlichen harten und kalten Boden an. Im Gefängnis auf der Erde gab es immerhin Betten und ein Klo.
Ich zog die Knie an meine Brust und formte in meinen aufeinander gelegten Handflächen einen kleinen Feuerball. Nachdem er die richtige Größe hatte, ließ ich ihn los und er schwebte vor mir etwa einen halben Meter über dem Boden. So hatte ich wenigstens ein bisschen Wärme. Ich krempelte die Ärmel meiner nicht mehr ganz weißen Bluse herunter und schlang dann die Arme um meine Beine. Das war besser. Nach ein paar Minuten legte ich meinen Kopf auf den Knien ab und wollte gerade die Augen schließen, da fiel mein Blick auf meinen Zellennachbarn. Seine Augen waren auf den Feuerball geheftet. "Mein Name ist Y/N."
"Freut mich sehr, Lady Y/N.", sagte er und bekam dann so ein schelmisches Grinsen im Gesicht. "Freut mich wirklich sehr."

Five ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt