Chapter Thirteen

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Mit einem schmerzhaften Stöhnen wurde ich auf die Matte geworfen und blieb einfach liegen.
"Alles in Ordnung?", fragte Bucky mich amüsiert.
"Ich hasse dich.", antwortete ich schwer atmend und schaute an die Decke. Er lachte kurz auf und legte sich dann neben mich.
"Ich bin völlig fertig und du bist nicht mal außer Atem.", machte ich vorwurfsvoll. Seit einer Stunde versuchte ich den Dunkelhaarigen fertig zu machen, aber bis jetzt hatte jeder Versuch damit geendet, dass ich hier unten lag. Einige Treffer hatte ich schon landen können, doch die hatten ihm so gut wie nichts ausgemacht.
"Naja, um fair zu sein, ich bin ein Super Soldier und du mehr sowas wie eine Anfängerin.", erklärte er der Decke.
Gespielt empört öffnete ich den Mund und stützte meinen Oberkörper auf meine Unterarme hoch. "Wie bitte?"
"Oh komm schon, das war nett gemeint.", grinste er.
"Überhaupt nicht, du willst nur angeben!"
"Bitte!", schnaubte er. "Wenn ich angeben wollen würde, würdest du da oben hängen…" Er zeigte auf die Holzbalken unter der Decke. "...und nicht mehr hier unten liegen." Ich schaute zweifelnd zwischen ihm und den Balken hin und her. Wie sollte das denn funktionieren? Also dass er dort hoch kommen würde, dass konnte ich mir vorstellen. Ich wusste, dass er ziemlich hoch springen konnte. Aber mich kriegte er da nicht hoch. Niemals. Er erahnte meine Gedanken wohl, stand auf und zog mich auf die Beine.
"Bereit?" Was? Wofür? Nein?! Er hatte bereits seine Hände an meine Hüfte gelegt und drückte mich so sehr nach oben, dass ich mich tatsächlich mit den Händen an einem Holzbalken festhalten konnte. "Angeber.", murmelte ich und zog mich hoch. Keine zwei Sekunden später tauchte er neben mir mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht auf. Ich stand auf und schaute mich kurz um. Es gab drei Balken vom Boden bis hoch zur Decke und etwa zehn Querbalken von einer Wand zur anderen mit jeweils etwa einem Meter Abstand zueinander. Sie waren ungefähr so breit wie mein Schuh lang war. Kurzerhand sprang ich auf den Balken vor mir und schaute mir von hier die Aussicht an. Bucky hatte sich mittlerweile aufgerichtet und schaute mich fragend an. "Was ist?"
"Mach das lieber nicht."
"Was?" Ich sprang noch einen Balken weiter. "Meinst du das?"
"Du fällst nur runter.", meinte er und deutete nach unten auf den Boxring. Ich balancierte ein paar Schritte mit ausgestreckten Armen zur anderen Seite. "Weißt du, kaum jemand weiß, dass ich im Zirkus aufgewachsen bin…"
Er sah mich unschlüssig an. Ich grinste kurz, holte mit den Armen Schwung und machte einen Rückwärtssalto an Ort und Stelle. "Ah, ich kann's noch.", freute ich mich. "Ja, toll.", sagte er wenig begeistert. "Komm wieder her, dann helf ich dir runter." Er streckte auffordernd eine Hand aus. Pff, als bräuchte ich Hilfe beim runterkommen. "Hm. Nein, danke.", machte ich.
"Komm schon.", sagte er und sprang einen Balken dichter zu mir und ich sprang noch einen weiter weg. Er zog prüfend eine Augenbraue hoch. "Y/N...", sprach er langsam. "Bucky?", machte ich unschuldig zurück und konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Er nahm mit dem nächsten Sprung gleich zwei Balken auf einmal und ich konnte aber nur noch einen Balken von ihm weg springen, danach kam nur noch die kahle Wand.
"Du sitzt in der Falle.", stellte er zufrieden fest.
"Vielleicht, aber vielleicht auch nicht.", sagte ich geheimnisvoll.
"Ah ah ah!", ermahnte er mich. "Keine Elemente!"
Ich ließ die Schultern hängen und er sprang neben mich. "Gut, wie kommen wir dann runter?" Anstatt zu antworten, schenkte er mir ein verschmitztes Grinsen und hüpfte einfach nach unten. Schockiert sah ich runter bis mir bei seiner lockeren Landung auf den Füßen wieder einfiel, dass er ja ein Super Soldier war. Ich verdrehte die Augen. Er war wirklich ein Angeber. "Schön, das geht vielleicht bei dir, aber ich wollte mir nicht beide Beine brechen.", rief ich runter. Bucky breitete seine Arme aus und meinte: "Spring, ich fang dich auf!"
"Sehr witzig!"
"Vertraust Du mir nicht?"
"Nein?!"
"Wow.", sagte er milde enttäuscht. "Tu es einfach."
Ich seufzte, machte die Augen zu, hielt aus irgendeinem Grund die Luft an und ließ mich fallen.
"Hey." Ich öffnete zaghaft erst das eine und dann das andere Auge. Keine Schmerzen. Jedenfalls nicht mehr als vorher. Ich war tatsächlich in Buckys Armen gelandet. "Damit hätten wir die Vertrauensfrage wohl geklärt, oder?"
"Ähm, ja, kann sein.", erwiderte ich verlegen. Das war irgendwie unangenehm. Also nicht schlecht unangenehm, sondern gut unangenehm. Irgendwie eigenartig. Ich brauchte einen Moment um dieses Gefühl zuzuordnen, doch dann weiteten sich meine Augen. Ich mochte ihn. Ich mochte ihn auf diese Art! Oh Gott, das geht nicht. Nein! Nicht nach allem was war.
“Ich werd dann mal duschen gehen.”, murmelte ich und befreite mich aus seinen Armen. Ich war von der Erkenntnis, dass ich Bucky Barnes ehemals den Winter Soldier mochte, so baff, dass ich seine Antwort gar nicht wahrnahm als ich den Raum verließ. Vielleicht war das ja nur, weil wir hier alleine waren oder es waren Spätfolgen von der Gehirnerschütterung durch die Explosion. Wahrscheinlich war ich einfach verrückt geworden. Ich meine, irgendwann kommt jedes Gehirn an seine Grenzen, oder? Da dreht man dann halt durch. Quasi eine ganz natürliche Reaktion. Den Rest des Tages verbrachte ich im Billardzimmer mit laut aufgedrehter Musik über den PC. Dabei übersprang ich jedes Liebeslied und versuchte allgemein mich nicht mit dem Thema weiter auseinander zu setzen. Das würde schon wieder vorbei gehen. Vielleicht.

“Sag mal, neulich als du bei mir geschlafen hast…”, begann Bucky nach einem Schluck Orangensaft. “...was genau hast du da in meinem Kopf gemacht?”
Sein T-Shirt ist aber ganz schön eng anliegend. Ich räusperte mich und rügte mich in Gedanken. “Wieso? Ist was kaputt gegangen?”
“Nein, ich war nur neugierig, wie es funktioniert.” Er zuckte mit einer Schulter, stellte sein Glas ab und sah mich direkt an. Das brachte mich ganz durcheinander. “Ähm, ja, nein, klar. Also…”, haspelte ich. “Ich muss dich dafür berühren, am besten am Kopf und dann sehe ich sozusagen, was du siehst und fühle was mit dir passiert.” Ich legte den Kopf schief. “Ist irgendwie schwer zu erklären.”
“Du hast dann also gesehen, was ich geträumt habe?”
“Träume sind merkwürdig und nicht unbedingt wie ein Film, eher ein chaotisches Theaterstück. Aber ja, ich konnte es sehen und auch was es mit dir gemacht hat.”
“Hm.”, machte er erstaunt. “Und dann?”
“Dann hab ich nach einer schönen Erinnerung gesucht und sie quasi wieder und wieder abgespielt.” Ich erwähnte lieber nicht, dass ich ziemlich lange danach suchen musste.
“Tja, ich weiß zwar nicht mehr welche das war, aber ich habe seit fast 80 Jahren nicht mehr so gut geschlafen wie in der Nacht.”
Ich schnaubte erheitert. “Was? Wirklich?”
Bucky sah mich toternst an und nickte. “Oh.”, machte ich daraufhin nur und wandte mich schnell wieder meinem Toast zu. Da kam mir ein Gedanke.
“Also, falls du irgendwann mal wieder einen Albtraum hast oder nicht schlafen kannst, könnte ich dir eventuell nochmal helfen.”, bot ich an und sprach gegen Ende immer langsamer, weil mir bewusst wurde, dass dieser Vorschlag ziemlich merkwürdig klang. “Ich meine, mit einem guten Traum.”, fügte ich schnell hinzu. Verdammt, warum führte ich mich auf wie ein Vollidiot?
Bucky hatte belustigt eine Augenbraue angehoben und nickte langsam. “Ja, vielleicht komme ich mal darauf zurück.”

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