Chapter Six

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Tony verdrehte genervt die Augen, als Fury sich zur Seite drehte. Der Chef von S.H.I.E.L.D hatte gerade eine seiner langen und moralisch aufbauenden Reden gehalten und im Prinzip allen damit gedroht, den Arsch aufgerissen zu bekommen. Die Teammitglieder warfen sich gegenseitig unsichere Blicke zu. “Aber wie sollen wir das schaffen? Eine solch große Armee überwältigt man nicht an einem Tag. Dazu kommt, dass Thor und Banner unauffindbar sind.”
Natasha hatte ausgesprochen, was der Rest gedacht hatte.
“Ich hätte da vielleicht jemanden.” Tony zuckte lässig mit einer Achsel, holte sein Handy raus und ließ das Foto einer jungen Frau auf den Bildschirmen des Konferenzzimmers erscheinen. Auf dem Foto konnte man das Gesicht und den Oberkörper sehen. Sie hatte blonde lange Haare und dunkelblaue Augen. Ihre Gesichtszüge waren entspannt und auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln. Man konnte sogar ein paar Sommersprossen um ihre Nase herum erkennen.
“Wer ist das?”
“Ich kenne sie von früher, bevor es die Avengers gab. Sie hat mit Pepper gearbeitet und auch einmal mit Bruce und mir…”
Fury wusste ganz genau, wer das war. “Stark, das kann doch nicht ihr Ernst sein. Sie hat eine halbe Stadt ausradiert ohne es zu wollen. Sie ist nicht kontrollierbar.”
“Ohja, ich vergaß, man muss hier grün sein, damit man als nicht kontrollierbares Wesen aufgenommen wird.”, erwiderte er sarkastisch.
Fury lehnte sich in seinem Stuhl am Kopf des Tisches zurück und fuhr sich nachdenklich mit einer Hand über den Mund. “Das ist was anderes.”, rechtfertigte er sich.
“Natasha hat mit Banner auch eine Technik trainiert, damit der Hulk unter Kontrolle bleibt.”, gab Steve zu denken.
“Ganz genau!”, machte Stark. “Warum sollten wir das mit ihr nicht auch schaffen?”
“Weil sie verschollen ist, okay?”, brach Fury endlich mit der Sprache heraus.
Tony legte den Kopf schief, als hätte er ihn nicht richtig verstanden. “Was meinen Sie mit ‘verschollen’. Ich dachte, Sie hätten sie damals auf Eis gelegt.”
Fury schien nur äußerst ungern über dieses Thema zu sprechen. “Das war der Plan. Dummerweise hat sie es geschafft unsere Männer so zu manipulieren, dass sie sie woanders hinbringen.”
“Also, wo ist sie dann?”, hakte Natasha nach. Das konnte jawohl nicht so schwer sein, dachte sie sich.
Fury zuckte mit den Schultern und warf seinen Kugelschreiber auf den dunkelbraun lackierten Tisch vor ihm. “Könnte überall sein. Auf der Erde, dem Mars, sonst wo.”
“Sie ist in Weißrussland.”, gab Bucky leise von sich. Sein Blick war leer. Das Foto auf dem Bildschirm hatte eine verdrängte Erinnerung aus seiner Winter Soldier Zeit hervorgerufen. In seinem Kopf schwirrten Strähnen ihrer langen blonden Haare umher und Blut. Er erinnerte sich, wie er ihren bewusstlosen Körper an ihrem Fuß eine Treppe herunter gezogen hatte. Er hatte sich einen ewig langen Kampf mit ihr geliefert, bis er sie endlich überwältigen konnte.
“Du kennst sie?” Steve konnte es nicht wirklich glauben.
“Hydra wollte sie haben, also habe ich sie ihnen beschafft.” Bucky war nicht stolz darauf und er schluckte eine große Portion Schuldgefühle herunter.
Tony klatschte in die Hände:”Toll, gehen wir und holen sie.” Alle Augen lagen auf Fury. Er überlegte einige Sekunden und kam zu dem Schluss, dass es immerhin besser war, als sie bei Hydra zu lassen. “Na schön, legt los.”

Natasha und Clint steuerten das Flugzeug und setzten Steve, Tony und Bucky im Wald ab. “Okay, Leute. Ich seh mir das aus der Luft an.”, sagte Iron Man, startete seine Jets und hob ab. Bucky und Steve nickten sich nur zu und begannen dann auf das Backsteingebäude auf dem kleinen Hügel zu zulaufen. “Zwei Dutzend Männer, Maschinengewehre, keine Intelligenz.”, hörte man Tony durch das Intercom sprechen. Er hatte das Gebäude mit Jarvis Infrarot gescannt.
“Die Zielperson ist vermutlich im Keller.”, meinte Bucky. Er war nur einmal hier gewesen, daher war er sich nicht 100 % sicher.
“Meldet euch, wenn ihr Unterstützung braucht. Wir sind in der Nähe.”, hatte Clint durch den Kopfhörer durchgegeben.
“Alles klar, Tony, du kümmerst dich um die Zielperson. Bucky und ich machen dir den Weg frei.” Captain America hatte wie immer einen Plan bereit.
“Ich geh durchs Dach rein. Sagt mir, wenn ihr soweit seid.” Damit landete Stark auf besagtem Dach. Unter dem Gewicht seines Anzugs splitterten die Tonziegel kaputt, einbrechen tat er aber zum Glück nicht. Noch nicht.
Währenddessen kämpften sich die beiden alten Freunde am Boden durch. “Runter!”, rief Steve ihm zu kurz bevor eine Salve an Schüssen über ihre Köpfe hinweg flog. Mit vereinten Kräften erledigten sie ein Hydra Mitglied nach dem anderen. “Tony, wir gehen rein.”, gab Bucky durch und trat die hölzerne Tür ein. Sogleich schossen Kugeln an ihm vorbei. “Endlich!”, freute Tony sich und sprengte direkt vor sich ein Loch ins Dach. Im Inneren gab es keine Raumaufteilung, das Gebäude hatte im Prinzip nur die vier Außenwände und ein Dach. Es war wohl eher so eine Art Tarnvorrichtung. Allerdings war in den Boden eine Treppe eingelassen, die wohl nach unten in den Keller führte. Zuvor mussten sie jedoch noch die restlichen Wachen ausschalten. Diesmal half Stark den beiden Soldaten und innerhalb weniger Minuten lag ein gutes Dutzend Männer kampfunfähig im Dreck.
Der Keller ähnelte eher einem Labor oder einer Forschungsstation und stand im krassen Gegensatz zu dem Gebäude oberhalb der Erde. Hier war alles glänzend sauber, die weißen Fliesen an den Wänden blendeten fast. Der Flur vor ihnen führte in zwei Richtungen. “Bucky, du gehst mit Tony links rum, ich geh rechts rum. Am besten herrscht erstmal Funkstille bis einer von uns das Mädchen gefunden hat.”
Die drei Männer nickten sich stumm zu und teilten sich dann wie von Rogers beschrieben auf.

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