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Sich mit seinem ganzen Gewicht auf die eingeklemmte Brechstange stützend versuchte der Pinkhaarige so leise wie möglich zu sein. Ein Loch in diese Mauer zu bekommen hatte schon genug Zeit und Nerven gekostet, ganz zu schweigen von dem permanenten Lärm. Seokjin war sich inzwischen nichtmehr ganz so sicher, ob er hier unten unentdeckt bleiben würde. 

Hohle Räume leiteten ja bekanntlich Geräusche, oder so. 

Einen Moment nicht richtig darauf achtend, wie er seine Kraft verteilte, gab die Brechstange unter ihm nach und der zugemauerte Gang wurde mit einem Knallen freigelegt. Einer, welcher die Wände drum herum in eine leichte Erschütterung versetzte und die Eiszapfen, über ihm, bedrohlich zu wackeln anfingen. 

"I-ICH WILL SCHLAFEN!!" - Jungkook

Erschrocken schnappte der Ältere nach Luft. Es war unverkennbar die Stimme seines Bruders, welcher entweder von den Geräuschen wach geworden war oder nie wirklich geschlafen hatte. An sich würde der Pinkhaarige sich nicht darum scheren, ob ihn jemand hören könnte, doch war der Rothaarige eine neugierige Person. Was Seokjin anging, war er viel zu neugierig.

"JA JUNGKOOK, NICHT NUR DU WILLST SCHLAFEN. ALSO SEI STILL! DEN DIENERN IST SICHER NUR WAS RUNTERGEFALLEN!" - Hoseok

Den Atem anhaltend versuchte er noch mehr zu hören. Herauszufinden, ob der Jüngere nach der Ursache suchen würde, doch kam entgegen seiner Erwartungen nichts mehr. 

Seinen angehaltenen Atem ausstoßend seufzte Seokjin erleichtert. Er könnte den Prinzen gerade abknutschen, umarmen, wenn nicht sogar heiraten, doch blieb die Erleichterung nicht lange. Zwar hatte sein Bruder es offensichtlich wirklich aufgegeben nach ihm zu suchen aber der bestialische Gestank, vermischt mit dem Staub, welchen er durch den Einbruch aufgewirbelt hatte, machten ihm das Atmen mehr als schwer. 

Wenn der Ältere nun nicht gerade eine volle Ladung an Staubpartikeln in die Lunge bekam, war es der modernde Gestank von menschlichen Kadavern, welcher ihm die Luft zum Atmen raubte. 

Seine Kalkulation, dass die Menschen so tief unter der Erde, in der Nähe der Kälte, gut konserviert wurden, war wohl nicht ganz aufgegangen. Die ungenießbare, stickige und stinkende Luft, welche zu ihm strömte war, im Verhältnis zu der eigentlichen Kälte, welche in dem Pinkhaarigen herrschte, warm. Durch den dauerhaften Verschluss von nun knapp 13 Monaten wurden die Gänge auch nicht mit frischer, kalter Luft versorgt. Stattdessen hatten die Mauern die warme Atemluft und die damalige Körperwärme der abertausenden Soldaten gespeichert und kleinen Tierchen, mit Hilfe der Zeit, es ermöglicht die Körper zu zersetzen. 

Unterdrückt seufzend und mit dem Kragen seines Hemdes vor Mund und Nase schnappte er sich die, zu seinen Füßen stehende, Öllampe, um kurz darauf den nun freien, kleinen Nebengang zu beleuchten. 

An den Wänden lagen menschliche Körper, alle in unterschiedlicher Verfassung. Die, die relativ nahe an der Zumauerung lagen, waren von der Zersetzung kaum angefallen worden. Offensichtlich hatte ein wenig Kälte es dennoch durch die Zumauerung geschafft. Weiter hinten hingegen sah es wiederwertig aus, wenn das überhaupt ein Ausdruck war. Einige waren nur noch als Gerippe zu erkennen. Sie hingen in ihrer Rüstungen, man konnte ihre Zähne erkennen und die Knochen zerfielen langsam zu Staub. Andere hingegen hatten noch Fleischfetzen an sich. In den Augenhöhlen hatten sich Maden, Käfer, Fliegen, Schaben und anderes eingenistet. Die inzwischen freigeknabberten Knochenstücke waren durchlöchert, als wenn dort ein Holzwurm ganze Arbeit geleistet hätte. An einigen Soldaten waren sowas wie die Bissspuren eines menschlichen Gebisses zu erkennen. Andere nicht definierbare Tiere, darunter auch Ratten, zupften sich immer mal wieder was von dem übrigen, schon gammelnden Menschenfleisch ab und verschwanden gleich darauf in Nischen, um ihre Beute zu verspeisen.

Einige Ratten mit rot glühenden Augen schrieen auf und verkrochen sich weiter hinten im Gang, wo der Geruch noch stärker war, sodass Seokjin nicht die Absicht hatte weiter vorzudringen. Lieber würde er dafür noch andere Gänge aufbrechen. Die Zeichnungen hatte er ja. 

Auf weiteren Kadavern fand er die Totenkäfer. Sie waren seit Jahren bekannt und galten als Unheilsbringer, welche nur dann erschienen, wenn etwas schlimmes bevor stand. 

Als der Pinkhaarige einen der Käfer genauer betrachtete schlich sich ein kaum merkliches Grinsen auf sein Gesicht. Es war nur mit dem Zucken seiner Mundwinkel zu erkennen und könnte auch als missbilligend verstanden werden, doch freute er sich. Diese Käfer machten ihrem Namen wohl alle Ehre. Es würd was passieren, nur wusste er noch nicht wann. 

Sich so langsam an den Geruch gewöhnend und dem immer währenden Würgereiz wiederstehend ging der Pinkhaarige zurück zum Eingang, nahm sich eines der vornehmen Taschentücher und umgriff das Handgelenk einer der Soldaten, welche noch recht gut erhalten waren. 

Ihn herausschleifend lehnte der Ältere den Mann an ein Wand und begann die Mauer notdürftig zusammen zu puzzeln. Er wollte morgen nicht in einem Meer aus Krabbeltieren stehen und der Geruch sollte auch nicht bis nach oben, ins Schloss, vordringen. 

Einigermaßen zufrieden klopfte Seokjin sich den Staub von den Händen, nahm sich den toten Mann und verließ das Gewölbe mit dem Schachbrett, um gleich darauf noch tiefer in die Katakomben vorzudringen. Dahin, wo er damals gefangen gehalten wurde, doch machte er dort noch lange nicht halt. Stattdessen lief er weiter, in die Sackgasse mit dem glasklaren See. 

Seit seinem letzten Besuch hatten sich neue Eisstalagmiten gebildet. Sie hatten inzwischen die Hälfte des Sees eingenommen. Als der König den See damals genutzt hatte bedurfte es eine dauerhafte Pflege und Kampf gegen das Eis, damit es den See nicht komplett verschloss. Aktuell war es dem Älteren egal. Ihm würde auch eine Halber-oder Viertelsee reichen. Schließlich musste er ja nicht 32 Schachfiguren auf einmal erfrieren lassen. Außerdem wehrten sich seine Personen ja nicht. 

Zufrieden ließ er die Leiche in den See fallen, beobachtete wie sie langsam zu Boden sank und sich auf den eisigen Stalagmiten ablegte. 

"Wir sehen uns morgen Nacht, toter Soldat." - sein Taschentuch in einer kleinen Nische ablegend begutachtete er das kalte, majestätische Gebilde des Sees, in Zusammenspiel mit dem Eis und dem toten Menschen darin, noch einmal. - "Es ist nicht so, dass ich kein Respekt vor Toten hätte, doch kannst du mir sogar im Tod noch einen Gefallen erweisen. Ihr Soldaten werdet echt unterschätzt." - zufrieden, mit dem was er heute Nacht erreicht hatte, verließ Seokjin zügig die Katakomben. 

Schließlich durfte er nicht zu spät kommen. Heute war doch der große Tag seines Bruders und den Gefallen wollte er ihm noch erweisen. 

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Ich hab den Schultag überlebt ❤💜🥺🤧

Und es passiert ja nicht oft, da ich wohl selbst der größte Feind von mir selber bin, aber ich bin gerade recht zufrieden mit meinem Schreibstil und wie er sich entwickelt hat. ❤💜🥺😂😅

Cᴜʀsᴇ Oғ Mᴇᴀᴛʜ /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ / ⁿᵃᵐʲⁱⁿ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt