Streit

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Ich beobachtete gerade Izzy, die ganz intensiv mit Sasha über verschiedene Gerichte sprach. Sie freute sich das ganze frische Gemüse zu probieren und Sasha erklärte den Geschmack detailliert und ich sah sie zwischendurch immer mal schlucken.

Mein Blick wanderte zur Uhr.
"Izzy, es wird Zeit ins Bett zu gehen."

"Och nöö! Sasha erklärt mir gerade, was eine Zucchini ist! Die sieht aus wie eine Gurke!", nörgelte sie.

"Ihr werdet noch genug Zeit für sowas haben. Leg dich schlafen."

"Na gut.", sagte sie etwas gekränkt und erhob sie. Dann tapste sie auf mich zu und hielt mir ihre Stirn hin. Ich schmunzelte ein wenig, dann beugte ich mich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich tat das, seit ich sie als Säugling gefunden habe und bis heute bestand sie auf dieses Ritual, bevor sie ins Bett ging.
"Gute Nacht, [Y/N].", lächelte sie mich an.

"Gute Nacht, Izzy.", schmunzelte ich.
Dann ging sie zu Damian und wickelte ihre kurzen Arme um ihn.

"Gute Nacht, Damian."
"Nacht, Izzy."

Sie tapste wieder weiter und stand nun vor Levi. Erst guckte sie ein wenig skeptisch, ehe sie ausholte und ihm ein paar mal auf den Oberschenkel klopfte.
"Gute Nacht, Levi. Ich werde bestimmt träumen, wie wir zusammen durch die Lüfte sausen!"

"Izzy..!", knurrte Damian gefährlich. Sie ignorierte ihn und verabschiedete sich vor jedem einzelnen. Bei Sasha angekommen, schmiss sie sich in ihre Arme.
"Gute Nacht, Sasha. Sollte ich nicht von Levi träumen, träume ich von dir. Wie wir zusammen einen Esswettbewerb veranstalten!"
Die größere begann laut zu lachen und ich sah, wie Damian gereizt aufstand und auf Izzy zu ging. Ich erhob mich ebenfalls sofort und hielt ihn am Arm fest. Er strafte mich mit einem wütenden Blick und ich starrte ebenfalls genauso sauer.

"Izzy. Ins Bett. Jetzt!", sagte ich streng, ohne Damian aus den Augen zu lassen. Ich sah Izzy aufstehen und hängenden Kopf ins Schlafzimmer tapsen. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, riss sich Damian frei.

"Was ist bloß los mit dir?", fragte ich wütend. Er schnaufte und strich sich die Hände übers Gesicht.

"Ich muss an die Luft.", sagte er kurz angebunden und verschwand dann durch die Haustür. Ich starrte noch eine Weile hinterher und überlegte, ob ich hinter laufen sollte, doch ich entschied mich dagegen. Vielleicht brauchte er einfach einen moment Zeit.

Ich schnaufte und setzte mich neben Lio aufs Sofa.
"Erst ist, seit du verschwunden bist, so gereizt.", sagte Lio und sah ebenfalls zur Haustür.

"Ich hoffe, er beruhigt sich bald wieder.", nuschelte ich leise. Ich spürte, wie er seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte. Ich sah zu ihm runter und ich sah, dass er die Augen geschlossen hatte. Lio war niemand, der gerne emotionen zeigte oder sich mal in den Arm nehmen ließ. Diese Situation war so selten, dass es mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

"Ich bin froh, dass du wieder da bist.", flüsterte er leise.

"Ich auch.", flüsterte ich genauso leise. Ich sah auf und bemerkte, wie Levis Blick auf mir ruhte. Er schien mich nicht wirklich anzusehen, es war eher so, als wäre er tief in seinen Gedanken versunken.

Ich legte meine Hand auf Lios Kopf und lehnte meine Wange daran. Ich spürte, wie er sich unter mir regte, als er zu gähnen begann.

"Du hast die letzten Nächte nicht viel geschlafen oder?", fragte ich sanft.

"Nein. Ich war oft mit Damian unterwegs und wir haben einen Plan geschmiedet, wie wir dich retten konnten.", antwortete er mir. Er drehte seinen Kopf zu mir, sodass ich meine Hand von ihm runter nehmen musste.
"Ich hoffe, dir ging es dort nicht allzu schlecht."

Mein Blick richtete sich augenblicklich zu Levi und ich sah nun, dass er sich auf uns konzentrierte.

"Es war auszuhalten.", sagte ich ausweichend.

"Du lügst doch. Ich habe deine blauen Flecken gesehen.", sagte Lio empört und ich stöhnte auf.

"So schlimm ist es nicht."

"Wieso verteidigst du ihn?", Lio hatte seine Arme verschrenkt und starrte böse zu mir hoch. Ich verdrehte die Augen und fasste mir an die Stirn. Was war denn heute mit allen los, dass sie der Meinung waren, sie mussten mit mir streiten?

"Wen meinst du?", fragte ich im genervten Ton.

"Ihn!" Er deutete auf Levi und ich musste mich zusammen reißen nicht schon wieder die Augen zu verdrehen.
"Er hat dich verprügelt, gedemütigt und wer weiß was sonst noch! Jeden anderen würdest du dafür umbringen, aber ihn schleppst du noch hier her! Zu uns nach Hause, wo Izzy lebt und Gabriel. Wer weiß, was das für einer ist!"

Levi erhob sich und stellte sich hinter Lio. Er beugte sich nach vorne und flüsterte in sein Ohr:
"Du wirst schon sehr bald herausfinden, was für einer ich bin."

Lio drehte sich schlagartig um und starrte ihn an.
"Ja. Das werde ich.", knurrte er.

Plötzlich ging die Haustür auf und Damian kam herein getreten. Er sah sofort die Szene zwischen Lio und Levi und ging mit schnellen Schritten auf sie zu.
Er schob Lio hinter sich und baute sich vor Levi auf.

"Was wird das?", sprach er drohend.

"Tch.", machte Levi und wollte sich umdrehen, doch Damian packte ihn am Kragen. Ich sah den wütenden Blick von Levi.

"Lass los."
Levis Stimme klang so kalt, dass es mir eine Gänsehaut bescherte.

"Und was, wenn nicht?"
Damian provozierte ihn und ehe Levi mit der Faus ausholen konnte, sprang ich vom Sofa und stellte mich zwischen die beiden.

"Meine Fresse. Ich benehmt euch schlimmer als Kleinkinder. Es wäre nett, wenn ihr euch die nächsten sieben Stunden nicht die Köpfe einschlägt. Wenn wir von hier weg sind, könnt ihr machen was ihr wollt."

Ich sah, dass sie sich immer noch mit ihren Blicken duellierten, doch Damian ließ dann schließlich Levis Kragen los.
Ich fasste mir wieder an den Kopf, der schon zu pochen begann.

"Lio, geh du auch ins Bett.", sagte ich genervt.

"Ich kann selber entscheiden, wann ich schlafen gehe. Als du dich mit dem Typen da rumgetrieben hast, konnte ich-"
Noch bevor er ausgesprochen hatte, hatte ich ausgeholt und ihm eine Ohrfeige verpasst. Er fasste sich an die Wange und ich sah in seinen geschockten, aufgerissenen Augen, dass sie Tränen bildeten.

Ich hatte ihn noch nie geschlagen und ich hielt von dieser 'Erziehungsmethode' nichts, doch er hatte eine Grenze überschritten. Weit überschritten.

"Ich hasse dich!", zischte er auf und er drehte sich um und verschwand in seinem Zimmer. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Ich fühlte die Schuld, weil ich ihn verletzt hatte und die Trauer, dass er sagte, er würde mich hassen. Ich war erschöpft und meine Nerven lagen blank.

Ich hörte Schritte hinter mir und spürte dann, wie sich eine Hand vorsichtig auf meine Schulter legte.
"[Y/N].", Damian war es. "Ich-"

"Ich will es nicht hören.", sprach ich ihm dazwischen.
"Ich will einfach nur schlafen."

Ich wollte mich gerade aufs Sofa schmeißen, als die Zimmertür der Kinder aufgerissen wurde und Lio heraus getreten kam.

"Lio, geh wieder ins Bett!", motzte Damian gleich.

"Sie ist weg!", sagte er aufgelöst und kam zu uns rüber gelaufen.
Sofort hatte er die Aufmerksamkeit aller Leute auf sich gezogen.

"Was meinst du?", fragte ich und in meinem Kopf schossen die schlimmsten Ideen durch.

"Lizzy!", sagte er aufgeregt und ich ging zu ihm, legte ihm meine Hände auf die Schultern und sah ihn in die Augen.

"Lio, atme tief durch und sag uns was passiert ist!"

"Lizzy. Sie ist verschwunden...!"


Levi x Reader ~ Change your Life // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt