Verurteilt

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Ein permanentes und nerviges Klopfen riss mich aus dem Schlaf und ich hörte auch Levi unter mir genervt aufstöhnen.
Ich öffnete die Augen und es war noch dunkel. Wir werden wohl noch nicht lange geschlafen haben.

Ich erhob mich von Levis Brust und er stand auf und zog sich seine Boxershort an.
"Wehe es ist Hanji.", grummelte er genervt und ging in sein Büro, um die Tür zu öffnen.

"[Y/N] ist verschwunden.", hörte ich es hinter der Tür sagen und als ich seine Stimme erkannte, rutschte mir mein Herz in die Hose.
Es war Damian.

"Ihr geht es gut.", hörte ich Levi sagen und er wollte die Tür schon schließen, doch Damian stoppte ihn und trat einen Schritt hinein.

Schnell stand ich auf und suchte mir, weit weg von der Tür, meine Sachen zusammen und zog mich an.
"Wie arrogant kann man sein?", hörte ich Damian knurren.
"Hast du sie nicht bei der Hinrichtung gesehen? Sie ist zusammen gebrochen und jetzt weg!"

"Ich sagte, es geht ihr gut!", hörte ich Levi erwidern und ich trat vorsichtig aus der Tür raus und sah gerade, wie Damian ausholte.

"Damian!", sagte ich leise und er stoppte in seiner Bewegung. Er sah zu mir und ließ die Hand sinken. Seine Augen wanderten abwechselnd zwischen mir und Levi her. Dann sah er mich an und ich konnte seinem Blick nicht standhalten.
Ich sah zu Boden und ich spürte wie er mich anstarrte.

"Ja. Ich sehe, dass es dir gut geht.", flüsterte er. Ich sah wieder vorsichtig hoch und ich erkannte die Abescheu in seinen Augen.

"Damian..", fing ich an, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich fühlte mich, als hätte ich etwas Verbotenes getan, eine Sünde begangen, eine Schandtat.

"Es tut mir leid, euch gestört zu haben!", sagte er irgendwann ironisch und er drehte sich um.

"Damian!", rief ich noch aus, doch er war weg. Ich lehnte mich seufzend gegen den Türrahmen und schloss die Augen.

Ich hörte wie die Tür geschlossen wurde und Levi zu mir kam und seine Hände legte er auf meine Hüfte. Ich spürte, wie er seine Lippen auf meine Schulter drückte.
"Komm, wir legen uns noch einen Moment hin.", sagte er sanft und er schob mich wieder ins Schlafzimmer, wo ich widerstandlos folgte.

Er legte sich aufs Bett und klopfte mit seiner Hand auf seine freie Bettseite, doch ich stand unschlüssig davor.
"Was ist?", fragte er.

"Nunja.. Was wäre, wenn das nächste Mal wirklich Hanji oder Erwin hier rein kommen? Wäre es nicht besser, wenn ich in meinem Bett liegen würde?"
 
"Tch.", machte er und er setzte sich auf, packte mich an den Hüften und zog mich aufs Bett.
"Wäre es denn so schlimm, wenn sie uns zusammen im Bett erwischen würden?"

Ich zuckte unbeholfen mit den Schultern.

"Ich habe keine Problem damit, wenn es die ganze Welt wüsste, dass du zu mir gehörst. Stört es dich?"

"Nein.", sagte ich ehrlich und ließ meinen Kopf wieder auf seine Brust sinken.
"Ich wünschte nur, Damian hätte es besser aufgenommen."

"Er liebt dich."

"Ja, wie man es in einer Familie eben tut."

"Er würde es vermutlich niemals zugeben, doch er liebt dich mehr als ein Bruder seine Schwester lieben würde."

"Er wird es dir ja kaum erzählt haben, oder?", fragte ich ein wenig gereizt, da ich wirklich nicht mit Levi über Damians Gefühle zu mir sprechen wollte.

"Das brauchte er nicht sagen."

Ich sagte nichts mehr und blieb einfach in seinen Armen liegen. Gedankenverloren strich ich mit meinem Finger über seinen Bauch.
Ob Levi Recht hatte? Liebte mich Damian? Es war mein bester Freund. Doch ich habe gesehen, wir angewidert er gewesen war, als ich aus Levis Schlafzimmer gekommen war und es hatte mir das Herz gebrochen.
Ich wollte es ihm erklären, die Dinge, die Gabriel zu mir gesagt hatte und die Gefühle, die Levi in mir ausgelöst hatte. Dass er mir Sicherheit gab und dass ich ihn brauchte. Ich war mir nur nicht sicher, ob er es verstehen würde.

"Willst du mit ihm reden?", riss mich Levi aus meinen Gedanken.

"Ich glaube nicht, dass er mir zuhören würde.", sagte ich leise.

"Er wird dir zuhören."

"Woher willst du das wissen?"

"Weil ich es ebenfalls getan hätte."

Ich erhob mich von ihm und stand aus dem Bett auf.
"Ja, ich werde versuchen mit ihm zu sprechen."

"Soll ich mit kommen?"

"Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.", gab ich zu bedenken und Levi nickte. Ich zog mir meine Schuhe an und ging ins Büro. Ich suchte meine Weste, als Levi sich ebenfalls erhob und ins Büro trat.

"Ich weiß nicht, ob ich das Frühstück schaffe, aber zum Training werde ich pünktlich sein."

"Das hoffe ich für dich."

Ich verdrehte meine Augen und griff nach der Türklinke, als ich gepackt und umgedreht wurde.

"Du hast was vergessen.", hauchte er und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
Ich schmunzelte in den Kuss hinein, bis er sich von mir löste.

"Ich muss mich wahrscheinlich erst daran gewöhnen.", sagte ich entschuldigend.

"Pass auf dich auf.", sagte Levi ernst und ich nickte.

"Damian wird mir nichts tun.", erklärte ich ihm, doch er sah nicht wirklich überzeugt aus. Bevor ich was sagen konnte, drückte ich ihm noch schnell einen Kuss auf dem Mund, ehe ich durch die Tür verschwand.

Ich ging die Stufen in den dritten Stock nach oben und ich spürte, wie meine Hände zu schwitzen begannen.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich dieses Gespräch beginnen sollte und ob Damian mich überhaupt anhören würde.

Ich stand vor seiner Zimmertür und ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich meine Hand hob und anklopfte.
Es dauerte nicht lange, ehe ich ein rascheln hörte und die Tür von Benjamin geöffnet wurde.

Er sah ein wenig überrascht aus.
"Was willst du hier?", fragte er und ich spürte die Kälte auch in seiner Stimme.

"Ist Damian da?", fragte ich unsicher und ich merkte, wie Benjamin etwas sagen wollte, doch Damian plötzlich hinter ihm stand und die Tür ein Stück weiter öffnete.

"Na, endlich aus dem Bett des Hauptgefreiten gequält?", spottete er. Ich sah Damian in die Augen und ja, er war verletzt.

"Ich wollte es euch erklären.", sagte ich vorsichtig.

"Da gibt es nichts zu erklären.", sagte Damian kalt.
"Du bist nun Levis Schlampe. Was erhoffst du dir dadurch? Weniger Training? Einen höheren Rang?"

"Wenn du fertig bist, mich zu beleidigen, darf ich dann eintreten?", fragte ich genervt.

"Nein. Du hast gewählt und dich gegen uns entschieden."

"Es gibt keine Seite, die ich wählen könnte, Damian! Wir sind zusammen hier her gekommen und gehören nun auch nach Oben!"

"Ist es das, was dich nachts ruhig schlafen lässt? Dann red es dir gerne weiter ein."

"Was ist dein Problem?"

"Mein Problem? Dass du dich bei der nächstbesten gelegenheit lässt Flachlegen! Wer kommt als nächstes? Erwin oder-"
Bevor er weiter sprechen konnte, hatte ich ausgeholt und ihm ins Gesicht geboxt. Ich sah, wie seine Lippe aufplatzte und sofort zu bluten anfing.
Er taumelte ein paar Schritte zurück und wir starrten uns wütend an.

"Wenn du dich irgendwann mal wieder eingekriegt hast, kannst du ja auf mich zu kommen.", sagte ich durch zusammen gebissenen Zähnen. Ich funkelte ihn noch einmal an, ehe ich mich umdrehte und verschwand.

Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen, doch ich wollte nicht weinen. Ich ging bis in den Erdgeschoss, doch statt in den Speisesaal zu gehen, in dem alle miteinader frühstückten, lief ich hinaus.

Es waren nur wenige Meter, als ich an einem Art Friedhof stand.
Dem Ort, andem nun auch Gabriel lag. Auf seinem Grab lag noch ein Hügel Erde, der noch runter sacken würde.
Er würde kein Grabstein erhalten, das wusste ich, doch er lag trotzdem hier.

Ich sackte auf die Knie und nun spürte ich, wie mir die Tränen über die Wangen liefen.
Ich hatte Levi für mich gewonnen, aber Damian dafür verloren.
Ich konnte mich nicht zwischen den Beiden entscheiden, doch wenn ich es musste, wer würde den kürzeren ziehen?

Levi? Mein Anker und mein sicherer Halt. Der Mann, der mein Herz zum rasen und es auch wieder beruhigen konnte.

Oder Damian? Mein bester Freund, den ich mein Lebenlang kenne. Wir hatten so viel zusammen durch gestanden, das konnte jetzt nicht alles umsonst gewesen sein.

Ich wusste es nicht...

Levi x Reader ~ Change your Life // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt