Familie

1.5K 62 5
                                    

Du läufst durch die matschigen Wege des Untergundes. Hier stank es überall nach Erbrochenen, Fäkalien und Alkohol. Wenn du es anders kennen würdest, würde dir vermutlich übel davon werden. Aber du wurdest hier geboren.

Gabriel hatte dich aufgezogen. Er sagte, er hatte beobachtet, wie eine Frau dich in einer Gasse zum sterben zurück gelassen hatte.
Es war hier nicht unüblich. Viele Frauen wurden Opfer von Vergewaltigungen. Da es hier keine Verhütungsmethoden gab, war eine Schwangerschaft eine häufige Konzequenz. Doch die wenigsten hier konnte es sich leisten ein Kind groß zu ziehen.

Generell gab es hier nicht viele Kinder. Viele Verhungerten oder wurden bei Überfällen ermordert. Die wenigen, die hier zu sehen waren, waren überzogen mit Wunden oder man sah ihnen von der Ferne an, dass sie krank waren und Hilfe benötigten.

Das war wirklich kein Ort, an dem man ein Kind großziehen wollte.

Damian kam aus einer Ecke auf mich zu geschlendert und riss mich so aus meinen Gedanken.
"Hast du schon eine Idee, woher du es bekommen willst?", fragte er mich, ohne mich anzusehen.

"Ja."

"Machen wir uns gleich auf den Weg?"

"Nein. Heute Nacht."

"Hier ist Nachts mehr los, als tagsüber."

"Ich werde es auch nicht hier holen."

"Sondern?", fragte er überrascht und ich schenkte ihm ein Lächeln.

"Oben.", sofort packte Damian mich am Arm und zog mich um eine Ecke, damit wir vor fremden Lauschern geschützt waren.

"Bist du wahnsinnig? Du kannst nicht nach Oben. Wie willst du an den Wachen vorbei kommen?", knurrte er mich an. Ich wusste es war Riskant nach Oben zu gehen. An jedem Eingang, die in den Untergrund führte, standen Wachen der Militärpolizei, die dafür sorgten, dass wir Unten blieben.

"Ich erkläre gleich alles. Nicht hier.", zischte ich und Damian ließ mich los.

Wir gingen weiter durch die dreckigen Gassen und sprachen kein Wort miteinander, bis wir an einem kleinen, runtergekommen Häuschen am Rande der Stadt standen. Dort lebten wir.

Ich trat ein und sofort kam mir Izzy entegegen gesprungen. Eigentlich hieß sie Isabell, aber sie fand den Namen zu brav, weswegen sie von allen nur Izzy genannt werden wollte.

"Habt ihr es bekommen?", fragte sie ganz aufgeregt. Ich strich ihr durch ihre Haare, ehe ich antworte:
"Wir werden es holen. Versprochen."
 
Sie sah mich ein wenig entäuscht an, doch nickte dann. Ich legte meine Jacke ab und sah mich um.
"Wo ist Gabriel?", fragte ich in die Runde.

"Er hat sich hingelegt, aber das Essen ist fertig, also kannst du ihn ruhig holen.", antwortete mir Bea.
Ich nickte und machte mich auf den Weg in sein Schlafzimmer. Er war der einzige, der ein eigenes hatte. Das Haus hatte drei Schlafzimmer, ein Wohn- und Essbereich und ein kleines Badezimmer. Bea schlief mit Benjamin in einem Zimmer, Lio und Lizzy teilten sich ein Zimmer und Damian und ich verbrachten unsere Nächte im Woohnzimmer, wenn wir nicht unterwegs waren.

Ich betrat Gabriels Zimmer und ich sah den Mann in seinem Bett liegen. Er schlug sofort seine Augen auf und sah mich an.
"[Y/N], ihr seid wieder zurück!", er setzte sich auf und augeblicklich überkam ihn ein Husten. Die Menschen hier wurden nie sehr alt und auch Gabriel hatten die schlechte Luft, die einseitige Ernährung und die miserable Lebensqualität auf die Gesundheit geschlagen.

Deswegen waren Damian, Benjamin, Bea und ich seit Wochen auf der Suche nach Medikamenten. Wir waren weit durch den Untergrund gereist, doch wir hatten nicht das gefunden, was wir brauchten, um Gabriels Symptome zu stoppen.

"Das Essen ist fertig.", sagte ich nur und half ihm aus dem Bett und stützte ihn bis zum Esstisch. Er hustete noch einmal, ehe er sich setzte.

"Wo ist Lio?", fragte er und Bea antwortete:
"Die sollten jeden Moment kommen. Ah. Wenn man vom Teufel spricht."

Benjamin und Lio kamen herein getreten und trugen einen Korb mich Lebensmitteln hinein.
"Es war ein voller Erfolg!", sagte Benjamin stolz und hob den Korb in die Höhe. Wenn wir Geld hatten, holten wir unser Essen von dem Markt um die Ecke. Manchmal schuldeten uns Leute noch einen Gefallen und wir forderten sie dann ein. Wenn es ganz brenzlig wurde, stiehlen wir unser Essen, doch das versuchten wir zu vermeiden.

Ich sah noch, wie Bea Benjamin lobte und ihm einen Kuss gab. Lio schmollte neben den Beiden.
"Ich hab auch was dazu bei getragen!", murrte er und er verschrenkte die Arme.

"Oh. Willst du auch einen Kuss?", stichelte Bea und beugte sich nach vorne, um ihm einen Kuss aufzurdrücken,  doch der kleinere wehrte sich angeekelt.

Bea stellte eine Pfanne mit etwas Reis und Gemüse auf den Tisch und füllte jedem etwas davon auf.

"Wie ist es heute gelaufen?", fragte Gabriel an Damian und mich gerichtet.

"Ich werde es heute besorgen.", antwortete ich und Damian sah sofort wieder wütend zu mir.

"Dein Plan dafür ist aber beschissen!", knurrte er.

"Du hast ihn noch gar nicht gehört.", konterte ich.

"Dann erzähl mal."

"Ich habe letzte Woche eine Flasche Chloroform mit genommen. Heute Abend um 22.00 Uhr ist Schichtwechsel bei der Wache. Ich werde sie betäuben und so nach Oben gelangen. Wir haben noch die Mäntel der Mauergarnison, so kann ich mich unbemerkt Oben bewegen und falle auch mit den 3-D-Mannövern nicht auf. Ich werde zum Hauptquartier des Aufklärungstrupps gehen. Dort arbeitet eine Hanji Zoe, die-"

"Das kommt nicht in Frage.", sagte Gabriel streng. Böse funkelte ich ihn an.

"Es gibt keine andere Möglichkeit. Hier unten gibt es keine Medikamente, die dir helfen könnten!"

"Dann ist es eben so.", sagte er wieder ruhig, doch es machte mich noch rasender. 

"Ich werde dich nicht sterben lassen! Nicht, ohne jede erdenkliche Möglichkeit ausprobiert zu haben.", knurrte ich.

"Das werde ich nicht zu lassen."

"Entschuldige Gabriel, aber du bist zu schwach, um mich aufzuhalten."

Wir funkelten uns eine ganze Weile böse an, ehe Benjamin sich zu Wort meldete:
"Ehrlich gesagt, finde ich den Plan gar nicht so schlecht. Ich habe von dieser Hanji auch schon gehört. Wenn es jemanden gibt, der was gegen deine Krankheit hat, dann ist es sie. Damian und ich werden sie begleiten."

Ich lächelte Benjamin an. Er nahm mich häufig in Schutz und stand immer hinter mir. Auch Damian nickte nun. Vermutlich wusste er, dass es keinen Sinn hatte weiter zu disskutieren.

"Ihr ward noch nicht oft genug oben und schon gar nicht im Hauptquartier des Aufklärungstrupps. Wie wollt ihr euch da zurecht finden?", äußerte Gabriel seine Bedenken.

"Da kommst du ins Spiel. Wenn sich einer von uns oben auskennt, dann du. Erzähl uns alles, was du weißt.", sagte ich. Gabriel war früher auch ein Rekrut, der sich beim Aufklärungstrupp bewerben wollte. Er hatte die vielen Tode seiner Freunde nicht verkraftet, weswegen er seinen eigenen Tod vorgetäuscht hatte und in den Untergrund abgetaucht ist.

Er seufzte schwer und gab sich geschlagen. Er begann über die Aufteilungen des Aufklärungstrupps zu berichten und wir schmiedeten unseren Plan.

Levi x Reader ~ Change your Life // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt