Angekommen

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Einen Moment hielt mich Levi noch im Arm. Ich spürte, wie sich mein Herzschlag normalisierte. Ich atmete tief durch und Levis Geruch stieg mir in die Nase. Er war leicht herb und angenehm. Er roch gut.

"Wir sollten nach oben.", riss mich Levi aus meinen Gedanken und ich hob meinen Kopf von seiner Schulter. Er ließ mich los und wir sahen uns um.
Er hatte mich in eine ruhige Ecke gezogen und keiner war auf uns Aufmerksam geworden. Er deutete auf ein kleines Häuschen, von dem ich wusste, dass es nach Oben führte.
Ich nickte und wir machten uns los.

Es dauerte nicht lange, bis wir ankamen und die Stufen hoch liefen. Wieder war es ein möbiliertes, leerstehendes Gebäude, doch dieses Mal verkniff ich es mir Witze darüber zu reißen.

Wir traten hinaus und ich sah in der Ferne meine und Levis Leute zusammen stehen. Izzy stand neben Bea, die sie in den Armen hielt. Ihr Blick hatte immer noch keinen Ausdruck und es schmerzte sie so zu sehen.
Als Damian uns entdeckte, kam er uns entgegen gelaufen.

"Alles ok?", fragte er und ich nickt einfach nur. Er nahm meine Hand und begutachtete sie. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie blutverschmiert war.
"Es ist nicht meins.", sagte ich leise und entzog ihm meine Hand wieder.

Wir stießen zu der Truppe. Wir hatten es geschafft, wir waren hier Oben und müssten nie wieder in die Unterwelt. Obwohl ich mich freuen sollte, fühlte es sich nicht, wie ein Sieg an.

"Ich werde euch zeigen, wo ihr wohnen werdet.", sagte Levi knapp zu uns, nach dem er seine Soldaten zurück ins Hauptquartier geschickt hatte.

"Euch steht ein kleines Haus zur Verfügung, in denen ihr unter kommen könnt. Die Soldaten und Rekruten werden ein Zimmer im Hauptquartier erhalten."

"Dann sind Gabriel und Izzy ja alleine in dem Haus.", warf Lio ein. Damian, Benjamin, Bea und ich waren erfahrene Kämpfer. Lio würde als Rekrut starten. Izzy war noch zu jung und Gabriel zu alt.

"Bea wird da auch leben.", antwortete Benjamin und wurde etwas verlegen.

"Warum?", fragte Lio gleich.

"Nunja...", er kratzte sich an der Wange. "Schwangere sind vom Dienst ausgeschlossen."

Alle Blicke huschten zu Bea, die vor Freude strahlte. Ihr wurde gratuliert und sie bedankte sich. Als ich einen Schritt näher zu ihr kam, drehte sie sich sofort weg.
Ich seufzte. Ein wenig Abstand würde uns gut tun.


Levi öffnete die Tür eines Hauses und wir traten ein. Es war größer als unser altes und definitiv hatte es weniger Mängel. Es gab zwei Etagen und mehrer Zimmer.

"Stellt eure Sachen ab. Gabriel wird als erstes zu Hanji gebracht.", sagte Levi. Dann sah er zu Izzy. "Sie bringen wir auch zu Hanji."

Gabriel und Bea stellten ihre Sachen ab. Bea meinte, dass sie sich schon mal ein Zimmer aussuchen würde und dann zogen wir schon wieder weiter. Es waren nur 15 Minuten gehweg, ehe wir am Hauptquartier ankamen.

Lio bekam eines der Zimmer im ersten Stock, wo die Rekruten lagen. Er teilte sich das Zimmer mit zwei weiteren Jungen und ich sah ihm an, dass er alles andere als Begeistert war.

Wir gingen höher und kamen im zweiten Stock an. Dort gingen Gabriel und Izzy in Hanjis Büro. Am liebsten wäre ich mit gegangen, doch Levi führte uns bereits weiter in die dritte Etage, in der die Soldaten unterkamen.

Benjamin und Damian teilten sich eines und da hier Männer von Frauen strikt getrennt waren, bekam ich ein anderes.
Ich trat ein und erkannte Sasha und Mikasa. Immerhin waren es Leute, die ich schon kannte und mit denen ich kein Problem hatte.

Levi sagte noch, dass er uns beim Frühstücken im Speisesaal sehe, ehe er ging.

"Wie geht es Izzy?", fragte mich Sasha, doch ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie es ihr im Moment gehen würde.
Ich weiß nicht, was er genau mit ihr getan hat und wenn ich es wüsste, würde ich vermutlich sofort wieder in den Untergrund laufen und ihm das Hirn rausprügeln.


Ich packte meine Sachen aus, ehe Mikasa meinte, dass es Zeit zum Essen wäre. Ich stoppte mein tun und ging mit ihr nach unten.
Im ersten Stock betraten wir einen riesigen Raum, indem mehrer Tische und Stühle standen und am Ende eine Reihe mit verschiedenen Speisen aufgetischt wurden.

Ich folgte meinen Zimmergenossen und entschied mich für etwas Obst. Ich hatte keinen Hunger, wollte mich aber schnellstmöglich anpassen, also würgte ich mir meinen Apfel runter.

Ich sah Damian und Benjamin mit Eren und Armin eintreten. Auch sie holten sich eine Kleinigkeit zu Essen und gesellten sich zu uns.

"Der Hauptgefreite könnte uns ruhig mal eine Pause gönnen, wenn wir schon die ganze Nacht durch gearbeitet haben.", stöhnte Eren und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen.

"Sag nicht, du bist schon müde.", lachte Damian und ihm sah man nicht an, dass er noch nicht geschlafen hatte.

"Natürlich. Jeder Mensch muss mal schlafen!", beschwerte er sich weiter. Er steckte sich was von seinem Frühstück in den Mund und kaute mit geschlossenen Augen. Auch die anderen sahen müde aus.

Damian und ich waren öfters Nachts unterwegs. Meisten machten wir, wenn es nicht anders möglich war, kleinere Nickerchen und hielten so einige Tage durch.


"Hast du was von Gabriel und Izzy gehört?", fragte mich Benjamin. Ich sah mich um und bemerkte, dass am Tisch der Kommandanten Hanji fehlte.
Ich schüttelte den Kopf.
"Vielleicht sind sie noch mit ihren Untersuchungen beschäftigt."


"Wir sollten los, sonst wird der Hauptgefreiter sauer.", Armin erhob sich als erster und wir anderen taten es ihm nach.
Wir liefen gemeinsam zum Trainingsplatz, an dem Levi schon stand und sich unterhielt. Als er bemerkte, dass wir ankamen, drehte er sich kurz um und befiehl uns, schon mal mit 50 Runden Laufen zu beginnen.

Ich bemerkte, wie Damian Levi einen bösen Blick zu warf, doch als Benjamin los gelaufen war, stupste ich ihn sanft in die Seite und wir liefen beide zusammen los.

Wir schafften zügig unsere 50 Runden und warteten, bis die anderen auch fertig waren. Benjamin und Damian fingen an sich zu langweilen, weswegen sie einen spielerischen Boxkampf hinlegten.

Wobei ich es nicht wirklich, als spielerisch sehen würde, denn wenn sie sich mit dieser Wucht wirklich einmal treffen würden, könnte es zu ernsthaften Verletzungen führen.


"Sucht euch einen Partner, es geht mit dem Zweikampf weiter.",  sagte Levi, der sich neben mich gestellt hatte. "Benjamin zu Mikasa. Und du.."Er sah zu Damian."..kämpfst gegen mich."

Ich sah, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legte.
"Mit dem größten Vergnügen."

Ich sah, dass Sasha sich mir gegenüberstellte und fragte, ob wir zusammen trainieren wollte. Ich nickte, doch ich war abgelenkt.
Immer wieder sah ich zu Damian und Levi. Sie hatten begonnen. Levi war schnell, doch Damian blockte alle Angriffe von ihm ab.

Ich sah im Augenwinkel, wie Sasha auf mich zu gerannt kam und ich blickte auf, ehe ich in letzter Sekunde auswich.
Ich hatte keine Zeit dafür.
Ich packte Sasha und wirbelte sie um, ehe ich ihr die Füße wegriss, sodass sie mit dem Gesicht im Dreck lag. Ich packte ihren Arm und drehte ihn auf den Rücken. Ich setzte mich auf sie drauf und starrte wieder zum Kampf.

Sie waren ungefähr gleichstark. Sie wehrten Angriffe ab und schlugen dann zu. Ich sah, dass Levis Lippe blutete und Damian eine kleine Platzwunde über seiner Augenbraue hatte.

Wie lange wollten sie kämpfen? Bis einer tot umfallen würde?

Ich sah, wie das nächste Blut spritzte und ich konnte nicht sagen, von wem es kam. Ich sprang von Sasha auf und rannte zu den Beiden hinüber.

"Hört auf!", schrie ich, doch sie übergangen mich und prügelten weiter aufeinander ein. Nun merkte ich, wie Benjamin und Mikasa dazu kamen. Sie nickten sich kurz zu, dann eilten sie nach vorne.
Benjamin packte Damian und Mikasa Levi und sie zogen sie außeinander.

"Was ist los mit euch?", fragte ich entsetzt. "Ihr werdet noch früh genug Zeit haben euch umzubringen!"

Ich hatte keinen Bock mehr. Ich drehte mich um und verließ das Trainingsgelände. Ich lief eine Weile, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, wohin ich ging, als ich auf einer Koppel ankam. Ich ging darauf zu und sofort kam eines der Pferde auf mich zu und ließ sich von mir streicheln.

Ich sah, wie am Horizont die Sonne aufging. Ich hatte es oft gehört, dass so etwas wunderschön sein soll, doch selbst eines gesehen, hatte ich noch nie. Der gesamte Himmer war in einem sanften Orange getaucht und ich wusste, ich würde niemals genug von diesem Anblick bekommen.

Doch ich konnte es jetzt jeden Tag sehen. Ich lebte hier oben, da war es möglich. Ich hatte mein neues Leben hinter mich gelassen.
Nur manchmal wusste ich nicht, ob es wirklich eine gute Idee gewesen ist...

Levi x Reader ~ Change your Life // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt