Hinrichtung

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Triggerwarnung!
Wer mit dem Thema Tod nicht umgehen kann oder Probleme damit hat, sollte  die markierte Stelle überspringen!

Dem Rest: 
Viel..Spaß?

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Die letzten zwei Tage hatte ich so gut wie kein Auge zu bekommen. Heute war der Tag der Hinrichtung. Auf dem großen Platz, wurde bereits ein Podium errichtet, an dem gegen Mittag die Strafe vollzogen werden sollte.

Uns wurde auferlegt, dass jeder Soldat dabei sein musste, damit wir sehen konnten, welche Konsequenzen das Missachten von Befehlen nach sich zogen.

Ich lag in meinem Bett und legte einen Arm auf meine Augen. Ich wollte es mir nicht ansehen, wie Gabriel am Strick hing und ich in seinen Augen sehen konnte, wie es ihm das Leben rauben würde.
Ich wollte seinen leblosen Körper nicht baumeln sehen. Ich wollte nicht, dass Lio es sich ansehen musste oder Damian und Benjamin.

Mikasa kam zu mir und legte ihre Hand auf meinen Arm.
"Wir müssen los.", sagte sie sanft.

Ich erhob mich und ohne ein weiteres Wort gingen wir zum Schauplatz.
Es waren bereits einige Menschen vor Ort, doch die größte Fläche war für die Soldaten vorbehalten.
Wir reihten uns ein und mein Blick blieb an dem Balken hängen, an dem der Strick taumelte.

Ich merkte, wie mich ein leichter Schwindel überkam. Sofort sah ich zu Boden und versuchte mich zu beruhigen.

Ich musste es irgendwie überstehen, denn ich war nun auch eine Soldatin. Würde ich noch in der Unterwelt leben, würde ich ein riesen Massaker veranstalten, um Gabriel zu retten.

Als es unruhig wurde, sah ich wieder hoch. Einige gutgekleidete Männer kamen auf das Podest gelaufen und zum Schluss sah ich, wie Gabriel von zwei Soldaten ebenfall hoch geführt wurde.
Er wirkte ruhig.

Ich war gestern noch bei ihm gewesen und hatte mich von ihm verabschiedet. Er hatte gesagt, ich würde es überstehen, ihm nicht allzulange hinterher trauern und mein Leben weiter führen, so wie ich es mir gewünscht hatte.

Ich hörte einen der Ratsmitglieder sprechen:
"Am heutigen Tag, werden wir diesen Mann richten. Er war einst ein Soldat, wie ihr es seid. Er hat zum Wohle der Menschheit den sicheren Schutz der Mauern verlassen und sich den Titanen gestellt. Bis er sich dazu entschieden hat uns zu verraten.
Er hat uns betrogen und uns glaubhaft gemacht, dass er nicht mehr am Leben sei, um sich in den Untergrund zu verkriechen und ein Krimineller zu werden. Er hat betrogen, gelogen, geraubt und gemordet. Sich an Frauen und Kindern vergriffen und ihnen schändliches angetan."

Ich starrte wieder zu Boden und ballte meine Hände zu Fäusten.
Gabriel war ein guter Mann gewesen und niemals hätte er so etwas getan. Sie verbreiteten Lügen über ihn und biss die Zähne zusammen, um meine Wut in Zaum zu halten.

"... Wir verdanken es Erwin Smith und seinen Soldaten, dass wir dieses Monster schnappen konnten und er nie wieder sein Unwesen treiben wird."
Ich hörte, wie die Leute applaudierten und ich atmete tief durch.

"Lasst uns beginnen."
Sofort sah ich wieder auf. Ich sah, wie Gabriel an dem Platz geführt wurde, an dem sich die Fallluke befand.
Ihm wurde die Schlinge über den Kopf gestülpt und wurde enger an deinen Hals gewickelt.
Er lächelte.

Ich beobachtete, wie eines der Ratsmitglieder dem Mann neben dem Hebel zunickte und er betätigte ihn.
Die Luke öffnete sich und Gabriel rutschte ein Stück hinunter.

Ich wusste, dass in den meisten Fällen  den Menschen beim Hängen das Genick brachen. Sie waren beinahe sofort tot.
Doch kaum hing Gabriel, hörte ich ihn röcheln. Seine Beine strampelten und ich sah, wie er seine in Ketten gelegten Hände anheben wollte, um sich die Schlinge vom Hals zu ziehen.

"NEIN!", schrie ich auf und ich machte einen Schritt nach vorne, wurde aber sofort von Mikasa aufgehalten.
Ich versuchte mich los zu reißen. Gabriel strampelte immer noch hilflos und kämpfte.

Nun hörte ich auch am anderen Ende des Platzes einen Tumult. Ich sah hinüber und sah, dass auch Damian und Benjamin vorgetreten waren und von Soldaten aufgehalten wurden.

Als ich wieder auf den Podest sah, bemerkte ich, dass nur noch Gabriels Fuß zuckte.
Ich sank zu Boden und Mikasa ließ mich los. Ich holte mit meiner Faust aus und schlug auf die Erde ein.

---------------------------------- Triggerwarnung Ende--------------------------------

Ich bemerkte, wie sich die Menschenmasse um mich herum auflöste, doch ich rührte mich kein Stück.

"Steh auf."
Ich kannte die Stimme, doch ich konnte mich nicht rühren. Ich hatte angst, dass meine Beine versagen würden.
Ich spürte eine Hand, die mich am Oberarm hochzog. Ich wurde durch die Masse geleitet, doch ich sah nicht einmal auf.

Ich bemerkte nur am Rande, dass ich in das Hauptquartier gebracht wurde. Ich lief die Treppen hoch und wurde dann durch den Flur in eines der Zimmer gebracht. Ich wurde auf einen Stuhl gesetzte und das erste Mal sah ich auf. 
Levi lief durch das Zimmer und holte sich Verbandszeug.

Er kam wieder zu mir und ging in die Hocke, sagte jedoch nichts und begann meine Verletzungen an der Hand zu säubern.
Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass es geblutet hatte.

"Levi?"

"Hm?"

"Ist das Leben hier immer so?"

"Wie meinst du das?"

"So..Grausam. Ich sehe hier mehr Straftaten, als in der Unterwelt. Doch, weil sie zum 'Wohle der Menschheit' geschehen, sind sie in Ordung. Niemals hätte es da unten so etwas gegeben."
Ich merkte wie meine Stimme zitterte und ich verstummte.

"Ja, hier ist es immer so. Die Einflussreichen können beinah alles unbestraft tun."
Ich hörte ihm an, dass es ihn anpisste.

Ich sah ihm zu, wie er meine Hand verband. Mein Blick hing an seinen Fingern, mit denen er behutsam das Verbandsmaterial um meine Finger wickelte.
Dann sah ich zu seine Arme hinauf und wie sich bei jeder Bewegung seine Muskeln anspannten, dann wanderte mein Blick zu seinem Gesicht. Es hatte feine Züge und ich sah, dass obwohl er ernst wirkte, etwas weiches an sich hatte.
Seine Haarsträhne wippte bei jeder Bewegung leicht nach vorne und ich fragte mich, ob sein Haar so weich war, wie es sich anfühlte.

Ich erinnerte mich, an Gabriels Worte, dass Levi ein guter Mann ist, auch wenn er es nicht zeigte und er hatte recht.

Ich bemerkte, wie Levi mich ansah und auch ich sah ihm nun in die Augen. Seine grauen Augen schenkten mir Ruhe und Sicherheit. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich es überstehen konnte, so wie Gabriel es gesagt hatte. 

"Ich bin fertig.", sagte er leise.

"Danke.", hauchte ich und noch immer war ich von seinen Augen gefangen.

Ich sah, wie er seine Hand anhob und mir eine alte Träne vom Kinn wischte, jedoch nahm er die Hand nicht weg, sondern legte sie auf meine Wange.
"Es tut mir leid, dass du dir das mit ansehen musstest.", flüsterte er leise.

Ich schloss die Augen, um meine Tränen zu kontrollieren. Automatisch lehnte ich mich an Levis Hand, die immer noch an meiner Wange lag.

Ich atmete tief durch. Ich hörte eine Bewegung und wollte gerade meine Augen öffnen, als ich spürte, wie Levi seine Lippen an meine drückte.

<3

Levi x Reader ~ Change your Life // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt