[❧] Chapter 19

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Alisons POV

Adrien und Darren nebeneinander sitzen zu sehen, war irgendwie etwas surreal. Es war, als würde mein Leben aus London mit dem aus New York kollidieren. Und doch gab es keinen lauten Knall, oder etwas Derartiges, was man bei einer Kollision erwarten würde. Wenn ich ehrlich war, hatte ich nicht damit gerechnet, die beiden so vorzufinden. Sie schienen sich gut zu verstehen, was eigentlich ein gutes Zeichen war, trotzdem traute ich der Sache nicht. Ich kannte sowohl Adrien, als auch Darren und wartete nur darauf, dass einer von beiden etwas sagte, was die Situation zum Eskalieren brachte.

»Ich wäre dann soweit.« Meinte ich an Adrien gerichtet und unterbrach somit den Augenkontakt zwischen ihm und Darren. Er sagte nichts, stand nur von dem Hocker auf und schenkte meinem besten Freund ein Nicken zur Verabschiedung. Darren erwiderte diese Geste und zwinkerte, so als ob er ihn an etwas erinnern wollte, was mir vorenthalten blieb. Während wir uns zum Ausgang zubewegten, suchte ich den Raum nach Liz ab. Wir hatten uns nur kurz unterhalten, als Darren uns überrascht hatte, danach waren wir beide mit den Bestellungen der Gäste beschäftigt. Ich fühlte mich etwas unwohl, zu gehen, ohne mich von ihr verabschiedet zu haben. Liz war gerade dabei, Bestellungen auf dem Block in ihrer Hand zu notieren, doch mit einmal blickte sie auf, so als wüsste sie, dass sie angestarrt wurde. Nun schweifte ihr Blick wie meiner vorher, durch die Bar, bis er bei mir stoppte. Sie verstand schnell, dass Adrien und ich gehen wollten, weswegen sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete und sie stumm mit ihren Lippen die Worte »Erzähl mir später alles« formte. Ich rollte gespielt genervt die Augen, nickte aber und wandte mich wieder Adrien zu, der anhand seines vielsagenden Blicks Liz' und meinen stummen Austausch mitbekommen hatte.

»Verkneif dir deinen Kommentar.« Sagte ich, denn mir fiel bereits auf, wie er den Mund öffnete und etwas zu der Situation sagen wollte. Der Blick aus seinen bernsteinfarbenen Augen wurde nahezu sanfter, als er auf mich heruntersah.

»Jawohl, Chef.« Schmunzelte er und seine perfekt geschwungenen Lippen begannen zu zucken, so als würde er sich ein Lachen verkneifen. Ich seufzte, ließ beides aber unkommentiert und strebte weiter den Ausgang an. Als mir die frische Abendluft entgegenschlug, bereute ich meine Outfitwahl. Ich hatte mich für ein knielanges dunkelblaues Kleid entschieden, was ich Zuhause in meine Tasche gepackt und vor wenigen Minuten im Raum hinter der Bar angezogen hatte. Eine Hand schloss sich plötzlich um meinen Arm und brachte mich dazu, anzuhalten. Adrien tauchte an meiner linken Seite auf und sein ernstes Gesicht brachte die Worte, die mir auf der Zunge lagen zum ersterben.

»Ist dir kalt?« Fragte er und es überraschte mich etwas, als ich einen Hauch von Sorge in seinen Augen aufblitzen sah.

»Ein bisschen, ich glaube, ich habe das falsche Outfit für den Abend ausgesucht.« Erwiderte ich missmutig und beobachtete die Autos, die an uns vorbeirauschten, um ihn nicht anschauen zu müssen. »Aber um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung was ich anziehen soll, immerhin weiß ich auch nicht, wo wir hingehen.«

»Du siehst toll aus und ich finde, du hast dich genau für das richtige Outfit entschieden. Außerdem wird dir dort, wo wir hingehen, wahrscheinlich nicht mehr kalt sein.« Meinte er beschwichtigend und entfachte wieder einmal meine Neugier. Zum ersten Mal heute sah ich mir auch sein Outfit etwas genauer an. Er trug eine schwarze Hose und ein dazu passendes graues Hemd. Kein Anzug, den er auch nicht benötigte, denn er strahlte auch jetzt noch immer seine übliche Autorität und Eleganz aus. Vermutlich könnte dieser Mann auch in einem Kartoffelsack auf die Straße gehen und die Leute würden ihm noch immer beeindruckt und schmachtend hinterherschauen.

»Danke für das Kompliment, auch wenn dir diese Schmeicheleien heute keine Extrapunkte einbringen werden.« Antwortete ich schlicht, obwohl sich mein Herz bei dem Gedanken an sein Gesagtes freudig zusammenzog. Ich fühlte mich in meine Teenagerzeit zurückversetzt. Da hatte mir der zwei Jahre ältere Jordan ähnliche Dinge gesagt. Mein sechszehnjähriges Ich war natürlich sofort errötet und hatte sich daraufhin immer weiter in ihn verknallt. Er hatte das typische Klischee erfüllt, denn er war Footballspieler, stammte aus einer reichen Familie und war beliebt. Ich war das genaue Gegenteil gewesen, konnte also nicht ganz glauben, dass so jemand wie er etwas von mir wollen würde. Trotz seiner unzähligen Versprechen hatte sich dieser Gedanke später als wahr herausgestellt. Denn auf einer Party hatte er sich schamlos an Liz rangemacht, als ich gerade auf der Toilette war. Diese hatte ihm daraufhin eine schallende Ohrfeige verpasst und ihm ihren Drink über das teure Designerhemd gekippt. Für diese Aktion liebte ich sie nur noch mehr und hatte seitdem solchen Typen wie Jordan abgeschworen.

»Einen Versuch war es wert.« Zwinkerte er und lief über den Parkplatz auf einen schwarzen Jeep zu. Ich folgte Adrien, geriet aber kurz ins Stocken als ich diesen Jeep genauer in Betracht nahm. Denn dieser zählt zu einem meiner Lieblingsautos.

»Ich habe wirklich gedacht, dass du zu eitel bist, um selbst zu fahren.« Gestand ich, als wir beide einstiegen und er den Motor anzündete. Er drehte seinen Kopf zu mir und grinste verschmitzt.

»Da liegst du nicht ganz falsch, eigentlich habe ich auch einen Fahrer.« Gab er zu und ich merkte an seinem Tonfall, dass ihn dieses Geständnis Überwindung kostete. Vermutlich wusste er, was das über ihn als Person aussagen würde. Was ich dann von ihm denken würde, obwohl es nicht mal schlimm war. Normalerweise wäre das der perfekte Zeitpunkt, um ihn deswegen aufzuziehen, aber etwas an dem Moment brachte mich dazu, es nicht zu tun.

»Ich glaube irgendjemand hat dir die Info zugesteckt, dass das hier mein absolutes Traumauto ist. Von allein kannst du das unmöglich gewusst haben und an Zufälle glaube ich nicht.« Wechselte ich das Thema und nahm eine gespielt anklagende Haltung ein. Die Laterne, die genau neben dem Auto in den Himmel aufregte, warf ein schwaches Licht auf Adriens Gesicht, das dadurch noch markanter wirkte.

»Jetzt hast du mich wieder durchschaut. Ich habe jemanden darauf angesetzt, alles Mögliche über dein Leben herauszufinden und unter anderem dieses Auto hier gekauft, weil ich wusste, wie toll du es findest.« Gestand er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, während er sich mit größter Mühe ein Lachen verkniff. Mir ging es nicht anders, aber ich spielte dieses Spiel weiter mit.

»Ich bin beeindruckt. Das sollte ich vermutlich auch sein, wenn du extra für das Date ein Auto gekauft hast.«

»Das ist tatsächlich das mindeste, dafür, dass das gerade mal der Anfang des Dates ist.« Meinte er und lehnte sich ein Stück zu mir. Es machte wirklich Spaß, mit Adrien Witze zu reißen und dabei immer wieder zu versuchen, auf das Gesagte des anderen einen draufzusetzen.

»Da bin ich aber wirklich gespannt, ob du den Mund nicht zu voll nimmst.«

»Glaub mir, ich halte immer mein Wort.« Ich kannte Adrien seit ein paar Wochen. Wahrscheinlich war das noch zu früh, um zu sagen, dass man alles von der Person wusste. Trotzdem wusste ich, dass diese Worte nicht einfach so dahingesagt waren. »Und ich halte nicht viel von falscher Bescheidenheit.« Fügte er hinzu und sah mich dabei unverwandt an. Adrien war vieles, dennoch war ich bei keiner Situation dabei, in der sich seine Worte als unwahr herausgestellt hatten.

»Das glaube ich dir aufs Wort. Ich schätze, wenn der Abend wirklich so toll wird, wie du ihn beschreibst, hast du eine Belohnung verdient.« Wandte ich mutig ein und konnte für einen kurzen Moment erkennen, wie sich Überraschung auf seinem Gesicht ausbreitete.

»Und was schwebt dir da so vor?«

»Was würdest du dir denn als Belohnung wünschen?« Antwortete ich mit einer Gegenfrage und lehnte mich in dem gemütlichen Sitz zurück.

»Ich glaube das wissen wir beide ganz genau.« In meinem Kopf stimmte ich ihm zu. Noch bevor ich das Thema überhaupt angeschnitten hatte, wusste ich, wohin dieses Gespräch führen würde. Sonst würde ich vermutlich nur bei dem Gedanken daran in Panik geraten und dichtmachen, aber in diesem Augenblick dachte ich nicht weiter über meine Worte nach. Das tat ich in Adriens Nähe sowieso nie, bei ihm musste ich keine Angst oder Bedenken haben, etwas Falsches zu sagen.

»Ich habe da so eine Ahnung. Es hängt also ganz von deinen Plänen für den Abend ab, auf was die Belohnung am Ende hinausläuft.« Zuckte ich mit den Schultern und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie er leicht sein Gesicht verzog.

»Du bist ja richtig gut darin, einen überhaupt nicht unter Druck zu setzen.« Natürlich entging mir sein Sarkasmus nicht, der mich wiederum zum Grinsen brachte. Ich entschied mich nichts darauf zu erwidern, das war sowieso nicht nötig. Als er vom Parkplatz fuhr und sich in den dichten Verkehr einfädelte, wandte ich meinen Blick der verbeiziehenden Stadt zu. Hätte mir jemand vor zwei Wochen gesagt, dass ich mit Adrien auf ein Date gehen würde, hätte ich ihm vermutlich den Vogel gezeigt. Und doch saß ich jetzt hier, in seinem Auto, neben ihm. Verrückt, was das Leben für Pläne hatte und sich immer wieder für einen ausdachte.

The Perfect MistakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt