Alisons POV
»Würdest du bitte stillhalten? Es sei denn, du willst, dass ich dir mit der Wimperntusche ein Auge aussteche.« Zischte Liz vor mir angespannt und fuchtelte bedeutungsvoll mit der kleinen Bürste vor meinem Gesicht herum. Ihr konzentrierter Blick lag auf meinem rechten Auge, während sie mit geübten Handbewegungen meine Wimpern tuschte. Ich musste mich zusammenreißen, auf ihre Worte hin nicht mit den Augen zu rollen, denn sonst wäre ihre Arbeit zerstört und ich musste diese Qual noch länger über mich ergehen lassen.
»Du guckst wie drei Tage Regenwetter. Ich dachte, du würdest dich mehr über den Abend freuen.« Warf Liz wenige Sekunden später ein, als sie mein Gesicht noch einmal eingehend betrachtete und dann die Wimperntusche zufrieden schloss. Ich blickte sie ungläubig und mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Dachtest du etwa, ich würde einen Freudentanz aufführen, nachdem du mir gesagt hast, dass wir uns mit Chase und Adrien zum Abendessen treffen?« Ihre dunkelblauen Augen, die durch den goldenen Lidschatten noch mehr zur Geltung kamen, verdüsterten sich kaum merklich und sie sah mich schuldbewusst an.
»Ich weiß, zwischen Adrien und dir ist es gerade kompliziert, aber ich hatte gehofft, ihr könntet das heute Abend klären.« Erwiderte sie kleinlaut und spielte an ihrem goldenen Armreif herum. Ich seufzte tief und erhob mich vom Badewannenrand, auf den Liz mich vor einer halben Stunde gescheucht hatte, um mir mein Makeup zu machen.
»Er hat mich als geldgeil bezeichnet und gemeint, dass ich nicht intelligent genug wäre, um zu verstehen, was er beruflich tut.« Rief ich aus und musste meine Stimme zum Ende hin etwas senken. Seine Worte hatten nicht nur mein Ego, sondern auch einen Teil von mir verletzt, der nach all den Jahren noch immer nicht geheilt war. Eine Wunde, die ich über die Zeit zwar geflickt und somit notdürftig zusammenhielt, die aber bei den kleinsten Unsicherheiten drohte, wieder aufzureißen.
»Ich gebe zu, das war mehr als daneben von ihm und ein Teil von mir hasst ihn dafür, aber ich habe auch bemerkt, dass er dir gutgetan hat. Du hast es vielleicht nicht mitbekommen, aber bei ihm habe ich dich das erste Mal seit Jahren wieder glücklich gesehen.« Sagte sie und die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme bescherte mir eine Gänsehaut.
»Ich sage ja auch nicht, dass du ihm vergeben sollst. Wenn du jetzt oder auch niemals dafür bereits bist, dann ist das okay für mich, aber ich will nur, dass du dir all das genau durch den Kopf gehen lässt und nicht vorschnell handelst.« Ich musste tief schlucken und ein Kloß befand sich in meinem Hals, weswegen kein Wort meinen Mund verließ. Liz bemerkte es und zog mich wortlos in eine Umarmung, wofür ich ihr mehr als dankbar war. Ich wusste selbst noch nicht, was ich tun sollte. Dadurch war es noch schwerer, mein Gefühlschaos in Worte zu fassen. Eins wusste ich allerdings, Liz hatte recht. Es war vermutlich besser, die Sache langsam anzugehen und nochmal zu überdenken, bevor ich eine Entscheidung traf. Liz meinte, sie hätte mitbekommen, dass ich bei Adrien glücklich war. Dass es mir ebenfalls aufgefallen war, hatte sie allerdings nicht mitbekommen.
• • •
»Du siehst toll aus.« Rief Liz hinter mir, als ich mich nach einer weiteren halben Stunde im Spiegel betrachtete. Ich fuhr über den weichen Stoff des burgunderroten knielangen Kleides, was Liz für mich rausgesucht hatte. Sie war schon immer die Spontanere von uns beiden, was ein Grund dafür war, wieso sie mir erst heute Mittag von dem Abendessen erzählt hatte. Sie meinte nur, dass ich mir unnötig Gedanken und Sorgen gemacht hätte, wenn ich eher davon gewusst hätte. Ich hatte mich bis vor zwei Stunden geweigert, mitzukommen, da Liz aber ein Naturtalent darin war, andere umzustimmen und doch noch zu überzeugen, hatte ich kurze Zeit später nachgegeben. Außerdem hatte ich neben einem gemütlichen Fernsehabend auf der Couch und einem riesigen Becher Schokoladeneis keine weiteren Pläne für diesen Abend gehabt. Zusätzlich hatte es einen gewissen Reiz, Adrien zu zeigen, was er sich durch sein Verhalten entgehen ließ. Seine dahingesagte Entschuldigung in der Bar vor zwei Tagen, hatte mich nicht wirklich überzeugt. Wenn ihm wirklich etwas an mir lag, dann musste er sich mehr ins Zeug legen.
»Das musst du gerade sagen. Chase wird es bei deinem Anblick die Sprache verschlagen.« Erwiderte ich etwas verspätet und blickte sie durch den Spiegel an. Liz trug ein schwarzes, ebenfalls knielanges Kleid mit herzförmigen Ausschnitt. Ihre Haare hatte sie leicht hochgesteckt und neben dem goldenen Armreif, an ihrem rechten Arm, trug sie noch große, goldene Kreolen.
»Das hoffe ich. Schließlich habe ich mich nicht nur für mich selbst eine Stunde zurechtgemacht.« Lachte sie und strich sich eine gelockte Strähne hinters Ohr. Grinsend drehte ich mich zu ihr um und gab mein bestes, auf den schwarzen, hohen Schuhen nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass wir langsam losmussten und unwillkürlich breitete sich leichte Nervosität in meinem Körper aus. Liz schien das zu bemerken, denn nachdem sie mir die kleine Tasche reichte, in der ich Geldbeutel und Handy verstaute, hielt sie mich am Arm fest.
»Wir werden uns heute einen schönen Abend, mit zwei gutaussehenden Männern machen. Du musst nichts tun, was du nicht auch willst und wenn Adrien dir wieder blöd kommt, sorge ich persönlich dafür, dass er das sein Leben lang bereuen wird.« Wieder überraschten mich ihre ernstgemeinten und überzeugten Worte, weswegen ich nur ein Nicken zu Stande brachte.
»Klingt das nach einem Deal?« Fragte sie darauf und ihre rot bemalten Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
»Ja, nach einem sehr guten sogar.« Grinste ich ebenfalls und meine Nervosität verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
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The Perfect Mistake
DragosteAls die dreiundzwanzigjährige Alison Monroe wieder zurück nach Amerika zieht, macht sie bereits kurz darauf eine unschöne Bekanntschaft mit dem millionenschweren Geschäftsmann Adrien King. Dieser stellt sich als äußerst unverschämt heraus, weswegen...