[❧] Chapter 1

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Alisons POV

Mein Blick zuckte ungeduldig durch Liz' Appartement, auf der Suche nach meiner weißen Bluse, die das einzige schicke Kleidungsstück war, das ich besaß. Während ich jeden Raum absuchte, war mein Blick stets auf die Uhr gerichtet und ich stellte fest, dass mir nur noch dreißig Minuten bis zu meinem Vorstellungsgespräch blieben. Seit den zwei Tagen, die ich schon hier wohnte, war ich auf der Suche nach einem neuen Job gewesen. Diese Suche hatte sich komplizierter rausgestellt, als gedacht und kurz bevor ich aufgeben wollte, sprang mir ein Job als Kellnerin in einem Zweisternerestaurant ins Auge. Zu meinem Glück war die Stelle noch nicht besetzt, als ich gestern angerufen hatte und so kam es dazu, dass wir einen Termin für heute ausgemacht hatten. Das war meine Chance, mein Leben endlich wieder in den Griff zu bekommen und ich würde alles geben, um es nicht zu vergeigen.

»Was genau machst du da?« Ertönte die Stimme von Liz hinter mir und ließ mich erschrocken zusammenzucken.

»Ich bin auf der Suche nach meiner weißen Bluse. Hast du sie zufällig gesehen?« Fragte ich sie, nachdem ich mich zu ihr umgedreht hatte. Ihre braunen Haare hatte sie unordentlich zu einem Dutt zusammengebunden und sie trug eine graue Jogginghose und ein weites schwarzes T-Shirt mit lustigen Aufdruck darauf. Vermutlich hatte sie bis gerade noch auf dem Sofa gelegen und sich ihre Lieblingsserie angeguckt, als sie mich hektisch herumrennen sah und wissen wollte, was der Grund dafür war.

»Nein, tut mir leid. Aber für was genau brauchst du die?« Meinte sie und hob eine Augenbraue, als ich meinen Blick ein weiteres Mal durch mein Zimmer schweifen ließ, in dem ich mittlerweile angekommen war. Auch wenn dieses nicht sonderlich groß war –was vermutlich an den zig Kartons lag, die immer noch im Zimmer verteilt standen- war es trotzdem mehr als ausreichend und ich war Liz unglaublich dankbar, dass ich überhaupt bei ihr unterkommen durfte.

»Ich habe dir doch gesagt, dass ich heute ein Vorstellungsgespräch in einem Restaurant habe.« Erwiderte ich und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Auf ihrem Gesicht breitete sich Erkenntnis aus, als meine Worte bei ihr ankamen.

»Stimmt. Das habe ich total vergessen.« Ein entschuldigendes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus und ließ mich schmunzelnd den Kopf schütteln. Auch wenn wir uns schon seit dem Kindergarten kannten, würde ich mich wohl nie daran gewöhnen, dass sie so vergesslich war. Aber dann dachte ich an ihre verrückte und liebenswerte Art und schon konnte man über ihre Vergesslichkeit hinwegsehen.

»Schon gut, ich-« Ich stoppte mitten im Satz, als mein Blick zu dem Karton, der neben dem Fenster stand, wanderte und aus dem ein weißes Stück Stoff herauslugte. Mit einem Freudenschrei machte ich einen Satz nach vorne und zog das Kleidungsstück aus dem braunen Karton.

»Hab sie!« Rief ich breit lächelnd und hielt die Bluse wie eine Trophäe in die Luft.

»Wenn das Vorstellungsgespräch gut läuft und ich den Job bekomme, hast du deine Wohnung endlich wieder für dich.« Fügte ich noch hinzu und sah ihr überzeugt in die Augen.

»Ach Papperlapapp, ich bin froh, dass du hier bist. Meinetwegen kannst du auch noch länger bei mir wohnen. Dann habe ich wenigstens jemanden hier, der mir auch antwortet, wenn ich ihn etwas frage. Wobei Milo das natürlich auch ohne Worte kann.« Lachte sie zum Ende hin und ich stieg kurz darauf mit ein. Ihr Hund –Milo- war drei Jahre alt und ein süßer Zwergspitz. Als ich ihm das erste Mal begegnete, hatte ich ihn sofort in mein Herz geschlossen und liebte ihn fast so sehr wie Liz ihn liebte. Sie meinte ihre Worte zwar todernst, aber trotzdem wusste ich, dass ihre Wohnung auf Dauer nicht für zwei Person gemacht war. Sie und Milo hatten schon kaum Platz gehabt, als ich noch nicht hier gewohnt hatte und deswegen würde sie mich auch nicht von meinem Entschluss abbringen, mir eine eigene Wohnung zu suchen, wenn mein Kontostand wieder besser aussah. Deswegen scheuchte ich sie hektisch aus dem Zimmer, damit ich mich endlich fertigmachen konnte. Innerhalb acht Minuten war ich in die weiße Bluse und einen einfachen schwarzen Bleistiftrock geschlüpft, hatte meine Haare zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden und mein Makeup so aufgefrischt, dass ich nicht mehr wie ein umherwandelnder Zombie aussah. Als ich aus dem Zimmer trat, richtete sich Liz' Blick sofort auf mich und sie stieß ein anerkennendes Pfeifen aus.

»Also wenn sie dich in diesem Outfit nicht einstellen, dann sind sie echt von allen guten Geistern verlassen.« Sagte sie ernst und fuchtelte wild mit ihren Armen herum. Lachend bedankte ich mich bei ihr und flitzte, als ich auf die Uhr sah, in den Flur. Dort zog ich meine Stiefeletten und meinen braunen Mantel an und blickte ein letztes Mal prüfend in den Spiegel. Als ich meinem Spiegelbild zuversichtlich zugelächelt hatte, griff ich nach meiner Handtasche, in der mein Handy, Geldbeutel und alles andere, was wichtig sein könnte, drin war.

»Wünsch mir Glück.« Rief ich in Richtung Wohnzimmer, ehe ich die Tür öffnete und noch einmal tief durchatmete.

»Das brauchst du nicht.« Hörte ich Liz noch laut sagen, bevor ich die Wohnungstür hinter mir zuzog.

The Perfect MistakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt