[❧] Chapter 3

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Alisons POV

»Was ein eingebildeter Kotzbrocken.« Rief Liz schnaubend und fuchtelte wild mit ihren Händen, wobei sie das Weinglas, was sie in der Hand hielt, fast gegen die nächste Wand gefeuert hätte. Schmunzelnd nahm ich ihr dieses ab und stellte es zusammen mit meinem eigenen auf den Couchtisch. Ich hatte ihr gerade von meiner Begegnung mit dem Typen vor dem Coffee Shop erzählt und seiner Dreistigkeit zu behaupten, dass ich Schuld an dem Zusammenstoß hatte. Auf dem Weg zu Liz war ich die Situation in meinen Kopf immer wieder durchgegangen und kam zu dem Entschluss, dass mich eine größere Schuld traf, als ich zugeben wollte. Meine Sturheit hatte mich aber davon abgehalten auch nur ein Fünkchen Einsicht gegenüber dem Fremden zu zeigen, da er dies schließlich auch nicht im Geringsten tat.

»Wegen ihm ist jetzt auch noch mein einziges schickes Oberteil, was ich besitze hinüber.« Seufzte ich und lehnte mich theatralisch zurück gegen die Rückenlehne des Sofas. Ich hatte bereits probiert, den Fleck aus der Bluse herauszuwaschen, was natürlich dafür gesorgt hatte, dass es noch schlimmer wurde. Würde mein Kontostand nicht immer noch so spärlich aussehen, wäre es für mich ein Leichtes gewesen, in den nächsten Laden zu gehen und mir eine neue weiße Bluse zu kaufen. Die einzige Möglichkeit, beide Probleme auf einmal zu lösen, war, endlich einen Job zu finden.

»Das war ja nicht mal das Schlimmste. Ich habe wirklich gehofft, dass der Job in dem Restaurant was für mich wäre.« Jammerte ich und griff wieder zu dem Weinglas, was ich in einem Zug leerte. Liz neben mir sah mich an und strich mir mitfühlend über den Arm.

»Sicherlich war der Job was für dich, nur wäre es das nicht wert gewesen, wenn dein Chef so ein schmieriger Typ ist.« Antwortete sie und sah mich ernst an.

»Du hast recht, das wäre es nicht mal wert gewesen, wenn ich keinen Cent mehr auf dem Konto hätte.« Stimmte ich ihr zu und versuchte mich damit auch selbst zu überzeugen. Mein Blick schweifte zum Fernseher auf dem stumm eine Folge Gilmore Girls lief. Liz und ich liebten diese Serie und hatten sie, als wir noch mit Darren in einer WG wohnten hoch und runter geschaut. Darren hatte anfangs nur den Kopf über uns geschüttelt, bis er von uns gezwungen wurde, sich eine Folge mitanzusehen und ab diesem Zeitpunkt war er ebenso begeistert gewesen. Ich musste darauf lächelnd den Kopf schütteln, weil mir diese Augenblicke so vorkamen, als wären sie schon Ewigkeiten her. Dabei müsste es jetzt gerade mal ein Jahr sein.

»Was grinst du so wie ein Honigkuchenpferd?« Fragte mich Liz skeptisch und mit gerunzelter Stirn, weil wir gerade noch über ein eher unschönes Thema geredet hatten.

»Ich musste nur gerade an Darren und unsere gemeinsame WG-Zeit denken.«

»Ah, verstehe. Es fühlt sich so an, als wären wir zu dieser Zeit ganz andere Personen gewesen. Natürlich hatten wir da auch unsere Sorgen und Probleme, aber keiner von uns hatte eine Ahnung wie hart das Leben uns durchnehmen würde.«

»Sehr elegante Ausdrucksweise.« Lachte ich und griff nach der mittlerweile halbleeren Weinflasche, um mir noch ein Glas einzuschenken. Auch wenn ich das Gesagte von Liz lachend abtat, musste ich ihr recht geben. Wir waren nicht mehr die Personen, die wir früher waren. Ob das nun gut oder schlecht war, musste jeder für sich selbst entscheiden. Ich war froh, dass ich an meinen Entscheidungen, aber auch Fehlern gewachsen war und nun der Mensch war, den ich im Spiegel anschauen konnte, ohne mich für ihn zu schämen.

»Wie auch immer, kommen wir nochmal zu dem Job zurück. Hast du einen Plan B, jetzt nachdem das mit dem Job im Restaurant nichts geworden ist?« Holte mich Liz aus den Gedanken und brachte mich dazu mit dem Kopf zu schütteln.

»Nein leider nicht, aber, wenn du eine Idee hast, dann immer her damit.« Erwiderte ich und drehte das Weinglas in der Hand, während ich nachdenklich dabei zuschaute, wie der Wein hin und her schwappte.

»Ich habe tatsächlich eine Idee!« Rief Liz plötzlich aufgeregt und sprang vom Sofa auf ehe ich ein Wort sagen konnte. Verwirrt beobachtete ich sie dabei, wie sie durch die Wohnung wuselte und fasst über Milo gestolpert wäre, der sich daraufhin zu mir aufs Sofa in Sicherheit brachte. Schmunzelnd strich ich ihm durch das weiße Fell und überlegte, was Liz vorhatte. Als sie mit ihrem Handy bewaffnet zu uns zurückkam sah sie mich fragend an.

»Was sagst du zu einem Job in einer Bar?« Überrascht sah ich zu ihr auf und musste nicht lange überlegen, wie meine Antwort lautete.

»So ein Job klingt gut.« Meinte ich kurz, woraufhin sie ihr Handy entsperrte, eine Nummer wählte uns es sich dann ans Ohr hielt.

»Was hast du vor?« Fragte ich sie darauf irritiert, was sie nur mit einem mahnenden Blick, dass ich leise sein sollte, quittierte. Abwehrend hob ich die Hände und zerbrach mir innerlich den Kopf, wen sie um Himmels Willen anrief.

»Hallo Larry, du meintest doch letztens, dass du dich nicht wohl dabei fühlst, wenn ich die Bar nach Ladenschluss abschließe. Was, wenn ich dafür die perfekte Lösung habe?« Begann Liz zu reden, als sich eine männliche Stimme am anderen Ende des Hörers meldete. Auf ihre Frage hin ertönten wieder ein paar unverständliche Worte, was sie aber dazu brachte zufrieden zu grinsen.

»Also gut, ich habe eine zuverlässige, unglaublich verantwortungsbewusste Freundin die einen Job sucht und dachte mir sie wäre die perfekte Lösung für dein Problem.« Plapperte sie wild drauflos und spielte nebenbei mit einer Strähne ihrer braunen Haare.

»Hast du eine Ahnung, was sie da treibt?« Fragte ich Milo leise, der sich an meine linke Seite gekuschelt hatte, mich auf meine Worte hin mit großen Augen ansah und sich dann wieder abwandte. Ich schätze das heißt Nein.

»Außerdem hast du sowieso letztens beiläufig erwähnt, dass du noch jemanden einstellen willst.« Fügte Liz noch hartnäckig hinzu. Wenn man Liz das erste Mal sah, dachte man vermutlich sie wäre die Unschuld vom Land. Wenn man sie aber besser kennenlernte, bemerkte man schnell, dass sie das genaue Gegenteil war. Mit ihrer lockeren, fröhlichen Art und ihrer beachtlichen Überzeugungskraft, hatte sie schon viele um den Finger gewickelt und letztendlich ihren Willen bekommen. Das war bei diesem Larry anhand ihres breiten Grinsens auch nicht anders.

»Ja, sie kann direkt morgen anfangen.«

»Perfekt, danke Larry. Bis morgen.« Verabschiedete sie sich von ihm und ließ ihr Handy dann neben sich aufs Sofa fallen.

»Wie es aussieht, hast du jetzt einen Job als Bedienung in einer Bar.« Verkündete sie freudig und brachte mich dazu, breit zu grinsen. Dank Liz hatte ich nun wieder die Hoffnung, dass ich mein Leben doch noch auf die Reihe bekommen konnte. Mit diesem Gedanken schloss ich sie in eine Umarmung und freute mich das erste Mal wieder auf den nächsten Tag.

The Perfect MistakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt