Alisons POV
Es war Freitagabend und die Bar war wie zu erwarten gut besucht. Ich hatte mich gerade hinter die Theke gerettet und war dabei, einen Cocktail zu mixen. Liz war kurz ins Lager verschwunden, um unsere Vorräte aufzufüllen. Es war schon zu zweit schwierig, hier nicht den Überblick zu verlieren, aber alleine war es gänzlich unmöglich. Ich hoffte, dass Liz schnell wiederkam, denn manche Gäste wurden langsam ungeduldig und ich wollte nicht, dass Larry sauer wurde, weil wir seine Kunden verscheuchten. Mein Blick schweifte kurz über die ungeduldigen Gesichter, der Personen, die direkt am Tresen Platz genommen hatten. Fast alle von ihnen sahen mir dabei zu, wie ich nach verschiedenen Getränken griff und sie alle in ein Glas füllte. Umso intensiver ich ihre Blicke auf mir spürte, umso unwohler fühlte ich mich. Ich hatte sonst kein Problem damit und konnte die Blicke von anderen gut ignorieren, aber heute lagen mir die Nerven blank. Wenn ich ehrlich war, war das auch schon die letzten Tage so gewesen. Meine Gedanken waren ganz wo anders und jede Kleinigkeit brachte mich aus dem Konzept. Es war wirklich zum verrückt werden, aber ich wusste nicht was der Grund dafür war. Ich hatte zwar eine Vorahnung, war aber viel zu stur, um sie auch nur in Betracht zu ziehen. Denn diese Person war es nicht mehr wert, dass ich meine Gedanken an sie verschwendete. Ich hatte die letzten Tage seit unserem unschönen Auseinandergehen nicht oft an ihn gedacht, wenn dann hatte ich ihn nur verflucht und mich gefragt, wie verblendet und arrogant manche Menschen sein konnten. Als ich an dem Abend noch in die Bar ging und Liz half, hatte ich jede Minute zum Eingang geschaut, um bloß nicht zu verpassen, falls eine bestimmte Person eintrat. Ob ich erleichtert oder bedrückt gewesen wäre, falls ihm ja in den Sinn gekommen wäre, sich zu entschuldigen, wusste ich nicht. Bevor ich weiter in meinen Gedanken versank, nahm ich den fertigen Cocktail und stellte ihn einer bereits leicht angetrunkenen Blondine, die am Tresen saß, vor die Nase. Dabei fiel mir ein leerer Hocker, drei Plätze weiter auf, auf den sich wie auf Kommando ein in einen Anzug gepackter Männerkörper niederließ. Meine Augen weiteten sich bereits alarmierend, als ich allerdings das Gesicht von Chase ausmachte, stieß ich die angehaltene Luft aus. Mit einem ehrlichen Lächeln lief ich zu ihm und wischte mir meine schwitzenden Hände an der Schürze ab.
»Freut mich, dich zu sehen.« Begrüßte er mich und lächelte mich freundlich an. Ich hatte zwar noch nicht viele Worte mit ihm gewechselt, wusste aber, dass Chase im Gegensatz zu seinem Freund höflich war und Manieren besaß. Außerdem schwärmte Liz Zuhause jede freie Minute von ihm und da Liz nicht so schnell zu beeindrucken war, musste er wohl ein guter Typ sein.
»Gleichfalls. Wie geht es dir?« Fragte ich dann nach und sah ihn aufmerksam an. Ich hatte zwar weder die Geduld noch Zeit, ein allzu langes Gespräch mit ihm zu führen, aber ich wollte nicht unhöflich sein.
»Ganz gut, ich hoffe dir auch.« War seine Antwort, worauf ich nickte. Als darauf eine kurze Stille eintrat, räusperte ich mich und blickte mich in der Bar um. Gerade war eine weitere Gruppe Menschen eingetreten, was bedeutete, dass wir uns noch mehr beeilen mussten, alle Bestellungen aufzunehmen.
»Liz müsste gleich kommen, sie ist gerade im Lager.« Meinte ich dann, da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Chase runzelte kurz die Stirn, so als ob er über etwas nachdenken würde und sah mich dann mit ernstem Blick an.
»Danke, aber ich bin eigentlich nicht nur wegen Liz hier. Ich wollte dir auch mitteilen, dass Adrien sein Verhalten leidtut.« Auf seine Worte hin, zog ich ungläubig eine Augenbraue nach oben. Chase meinte sein Gesagtes zwar ernst, aber ich konnte trotzdem nicht glauben, dass Adrien das gesagt, noch so einen Gedanken gehabt hatte.
»Wenn das stimmt, warum kann er mir das dann nicht persönlich sagen?« Fragte ich ihn über die mittlerweile etwas leiser gewordene Musik hinweg.
»Das kann er scheinbar doch.« Ertönte plötzlich eine tiefe Stimme neben Chase, die mich überrascht aufgucken ließ. Meine Augen wurden groß, als ich in das attraktive Gesicht von Adrien blickte. Seit unserem letzten Treffen, was nur wenige Tage her war, hatte er sich etwas verändert. Seine dunklen Haare, die ihm sonst immer ins Gesicht gefallen waren, waren nun kürzer, standen ihm aber trotzdem noch wirr vom Kopf ab. Der untere Teil seines Gesichts wurde von einem noch stärkeren Dreitagebart eingenommen und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Augenringe ab. Was das anging, war es, als würde ich in einen Spiegel gucken, denn auch ich hatte die letzten Tage nicht viel geschlafen, konnte meine Augenringe dafür aber relativ gut mit Concealer abdecken.
»Wie passend, dass du gerade jetzt auftauchst.« Meinte ich dann zu ihm, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte. Dabei versuchte ich so gut wie möglich, den Schock und die Überraschung in meinem Inneren zu verbergen. Sein Auftauchen war so überraschend gewesen, dass ich mich erstmal wieder fassen musste. Bevor er mir antwortete, fragte er den älteren Mann, der links neben Chase saß und ihn bereits genervt ansah, ob er sich denn einen anderen Platz suchen könnte. Da dieser zwar sichtlich wütend war, der autoritären Ausstrahlung von Adrien aber nicht trotzen konnte, stand er schließlich auf und verschwand Kopf schüttelnd in der Menschenmenge. Adrien ließ sich, als wäre nichts dabei, auf den Hocker nieder und grinste breit, als ihn mein geschocktes Gesicht auffiel.
»Ich habe nur auf den richtigen Moment für einen theatralischen Auftritt gewartet.« Sagte er dann, lehnte sich etwas nach vorn und stützte sich mit seinen Armen auf dem Tresen ab. Mein Blick wanderte kurz zu Chase, der scheinbar nicht ganz wusste, was er von dem Auftritt von seinem Freund halten sollte.
»Darin bist du ja schon immer gut gewesen.« Meinte Chase dann, nachdem er sich wieder gefasst hatte und grinste ihn an. Adrien zuckte nur mit den Schultern, die ebenfalls und wie zu erwarten in einem Anzug steckten.
»Also, um nochmal auf das vorherige Thema zurückzukommen, wie Chase schon gesagt hat, tut es mir leid und ich bereue mein Verhalten sehr.« Auch wenn seine Worte aufrichtig klangen, passten sein überhebliches Grinsen und seine Entschuldigung nicht sonderlich zusammen.
»Und das soll ich dir einfach so glauben?« Fragte ich argwöhnisch und lehnte mich gegen die Theke. Ich wusste, dass ich noch viele Bestellungen von ungeduldigen Gästen aufnehmen musste, aber mich interessierten auch Adriens Worte und Argumente.
»Du hast recht, ich würde auch niemandem glauben, der seine Worte nicht irgendwie beweisen kann.«
»Da sind wir uns scheinbar mal einig.« Erwiderte ich dann zögernd und musterte ihn noch immer etwas misstrauisch. Nach seinem Gesagten im Café hatte er eigentlich weder verdient, dass ich ihm zuhörte, noch ihm verzieh. Trotzdem gab es einen Teil, der bereits seinen Widerstand aufgab und ihm verzeihen wollte. Ich wusste, dass es mir dieser Teil in nächster Zeit nicht einfach machen würde.
»Auch, wenn du mir vielleicht noch nicht glauben magst, ich meine die Entschuldigung ernst. Lass es mich irgendwie beweisen. Vielleicht bei einem gemeinsamen Treffen?« Ich konnte es nur immer wieder sagen, ich wurde aus Adrien nicht schlau. Einmal verhielt er sich wie der größte Idiot, sagte abwertende Sachen und im nächsten Moment entschuldigte er sich, setzte seinen Charme ein und versuchte alles, damit ich ihm verzieh. Mein Vorsatz, keine Gefühle für ihn zu entwickeln, geriet immer mehr ins Wanken und ich wusste nicht, wie ich das ändern konnte.
»Ich glaube, das ist keine gute Idee.« Meinte ich dann überzeugt und bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, bemerkte ich, wie Liz hinter mir erschien und uns alle fragend ansah. Mein Blick traf ihren und ich schüttelte nur leicht den Kopf, weswegen sie wissend nickte und sich dann Chase zuwandte. Sie gab ihm einen Begrüßungskuss auf die Wange und verwickelte ihn dann in ein Gespräch.
»Überleg es dir einfach nochmal.« Zog Adrien wieder meine Aufmerksamkeit auf sich und ich nickte nur, obwohl ich bereits wusste, wie meine Entscheidung ausfiel. Ich musste mich und mein Herz schützen, deswegen musste ich einen Schlussstrich ziehen, bevor sich auch nur ansatzweise etwas zwischen uns entwickelte.
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The Perfect Mistake
Storie d'amoreAls die dreiundzwanzigjährige Alison Monroe wieder zurück nach Amerika zieht, macht sie bereits kurz darauf eine unschöne Bekanntschaft mit dem millionenschweren Geschäftsmann Adrien King. Dieser stellt sich als äußerst unverschämt heraus, weswegen...