Kapitel 28: Streit

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Kapitel 28

Wer kuschelt, repariert sich gegenseitig. -

21. August 1996

Harry sollte recht behalten.

„Du Idiot! Wie kannst du es wagen? Sie ist erst fünfzehn und du ziehst sie in dein Bett, spielst wahrscheinlich nur mit ihr! Geht es dir jetzt besser? Wo du es endlich geschafft hast? Ich habe mich wirklich in dir getäuscht. Ich dachte, du wärst mein bester Freund."

Vor Wut schnaubend stand Ron in dem Zimmer seines besten Freundes vor seinem besten Freund. Er hatte durch ein Gespräch von Hermine und Ginny erfahren, dass Harry mit Ginny geschlafen hatte. Auf hunderachtzig ist er sofort in den Kamin gestiegen, um seinen angeblichen besten Freund anzuschreien.

Dieser stand enttäuscht vor seinem Bett. „Das dachte ich auch von dir", flüsterte er. Beinahe wären ihm die Tränen gekommen. Er hat damit gerechnet, dass Ron ihn anschreien würde, wenn er das von Ginny und ihm herausfindet, aber er hat nicht damit gerechnet, dass er ihm vorwirft, er hätte sie nur verarscht. Er dachte, er würde ihn besser kennen, und wissen, dass er Ginny liebt. Denn das tat er. Das tat er mehr als alles andere auf dieser Welt.

„Geh bitte", sagte Harry ruhig, aber seine Anspannzng sah man deutlich. Er kaute auf seinen Lippen herum und hatte seine Hände zu Fäusten geballt.

„Wie kannst du es wagen, mich jetzt auch noch wegzuschicken?", schrie Ron wieder.

Das gab Harry den letzten Rest. Er trat näher an Ron heran und lies seine angestaute Wut und Enttäuschung raus. „Wie kannst du es wagen, mir vorzuwerfen, ich würde nur mit Ginny spielen, obwohl sie das ist, was ich am meisten auf dieser Welt liebe? Ich dachte, du würdest mich besser kennen."

Ron schaute ihn sprachlos an. Sagte Harry wirklich die Wahrheit? Er würde sowas doch nicht einfach so sagen? Oder doch? So langsam erkannte er, was er getan hatte. Er hatte seinem Freund etwas vorgeworfen, von dem er noch nicht mal wusste, ob es stimmte. Er hatte mal wieder voreilig gehandelt, wie ein Trampel. Ginny würde ihn zur Sau machen, wenn sie davon erfuhr.

„Harry, ich-", fing Ron entschuldigend an, aber der junge Potter ließ ihn nicht aussprechen.

„Ich habe gesagt, du sollst gehen", sagte dieser leise aber bedrohlich. Er stand immer noch nur einige Zentimeter von Ron entfernt und blickte ihm in die Augen. Sein Blick war geprägt von Enttäuschung, Wut, Trauer und Kälte. Ron sollte einfach verschwinden, ihn in Ruhe lassen.

Ron nickte ergeben. Dann verließ er das Zimmer und ignoriere die Blicke von Harrys Eltern, die sie ihm zuwarfen, als er in den Kamin stieg. Er flohte in den Fuchsbau und ließ seinen am Boden zerstörten besten Freund zurück, der nicht wusste, ob er jemals wieder Rons bester Freund sein könnte.

Harrys Eltern waren geschockt von dem, was eben passiert war. Sie hatten gehört, wie Ron ihren Sohn angeschrien hatte. Danach war es still. Was war also danach passiert? Rons Gesichtsausdruck nach hatten sie sich auf jeden Fall nicht vertragen.

„Ich gehe schon", sagte James und gab seiner Frau einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Diese schaute ihm besorgt hinterher, als er das Wohnzimmer verließ. Sie wusste, dass es Harry ganz schlechte gehen muss, und hoffte, dass er mit James reden würde.

Oben lag Harry auf seinem Bett und starrte das Bild von Ginny, welches auf seinem Nachttisch stand, mit Tränen in den Augen an. Er hatte das Foto von ihr gemacht, als sie zusammen am Ser waren. Sie saßen nebeneinander und dann hatte sie dem Kopf zu ihnen gedreht, ihn angelächelt und damit um den Verstand gebracht. Ihre braunen Augen hatten gestrahlt, auf ihrem Gesicht waren kleine Wassertropfen, die sich über ihre Sommersprossen einen Weg nach unten bahnten. Ihre Haare waren noch feucht, verwuschelt, aber vollkommen natürlich und echt. Er musste diesen Moment festhalten, weil sie so glücklich aussah, weil er genau diese Seite der Natürlichkeit und der Echtheit an ihr besonders liebte.

Er spürte, wie sein Herz sich immer wieder zusammenzog, wenn er daran dachte, was Ron ihm vorgeworfen hatte. Was sollte er denn jetzt machen? Weitermachen? Ron als Freund verlieren? Keins von beidem erschien ihm richtig.

Plötzlich klopfte es an seine Tür. Er hatte schon befürchtet, dass seine Eltern alles mit anhören durften und hochkommen würden. Er wusste nicht, ob er das okay fand oder lieber allein sein wollte.

„Herein", sagte er schließlich. Seine Stimme klang kratzig und beim Sprechen tat ihm der Hals weh.

Sein Vater betrat das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und setzte sich zu ihm auf das Bett, sodass Harry spürte, wie sich die Matratze senkte.

„Wie viel habt ihr mitbekommen?", fragte Harry schließlich ohne seinen Vater anzuschauen.

James antwortete: „Den Teil, in dem Ron dir vergeworfen hat, nur mit Ginny zu spielen."

Harry nickte, starrte weiterhin auf das Bild seiner lächelnden Freundin. Wie gerne hätte er sie hier, dass sie darüber sprechen könnten, wie es weitergeht, dass sie sich umarmen könnten.

Währenddessen unten erschreckte Lily sich als es im Kamin rauschte. Heraus trat eine verzweifelt aussehende Ginny, die sich im Wohnzimmer umsah und dann Lily entdeckte.

„Wo ist er?", fragte sie, ohne die Mutter ihres Freundes zu begrüßen.

„In seinem Zimmer. James ist bei ihm."

Keine Sekunde später hörte sie schon, dass Ginny die Treppe hochpolterte.

Genau dasselbe hörten Harry und sein Vater oben. Dann schwang die Tür auf und eine gewisse rothaarige Hexe stand im Türrahmen und atmete schwer. James stand sofort vom Bett auf, während Ginny sich zu Harry legte und ihn in ihre Arme schloss.
James verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Harry durchströmte die angenehme Wärme, nach der er sich bis eben noch gesehnt hatte. Ginny war da und er lag in ihrem Armen, hatte sich an ihre Brust gekuschelt, sodass sie ihr Kinn auf seinem Kopf ablegen konnte. Sanft strich sie ihm durch die Haare. Harry schloss die Augen und genoss die Streicheleinheiten, die Nähe.

„Ich bin sofort hergekommen. Obwohl, erstmal habe ich Ron eine reingehauen, als er mir erzählte, was er zu dir gesagt hat", flüsterte sie, hörte aber nicht auf ihn zu kraulen.
Fast hätte Harry geschmunzelt. Das war seine Ginny.

„Er hat es dir erzählt?" Harrys Stimme war immer noch kratzig. Er flüsterte auch.

„Ja, hat er. Ich war sehr wütend auf ihn, bin es immer noch, aber ich konnte sehen, wie leid es ihm tut, wie sehr er es bereut."

Harry nickte kaum merklich. Also hatte Ron doch erkannt, dass es kompletter Schwachsinn war, was er da zu ihm gesagt hatte.

„Er hat mir außerdem erzählt, dass du gesagt hast, dass ich das bin, was du am meisten auf dieser Welt liebst."

Harry hielt den Atem an. Obwohl er Ginny nicht sehen konnte, wusste er, dass sie Tränen in den Augen hatte.

Er stützte sich auf seinem rechten Ellenbogen ab, sodass er ihr ins Gesicht blicken konnte.

Sie hatte wirklich Tränen in den Augen. Er wusste auch warum: vor Freude. Er lächelte sie liebevoll an, vergaß, was mit Ron passiert war, und flüsterte ihr zu: „Du bist das, was ich am meisten auf dieser Welt liebe."

Ginny strahlte ihn glücklich an, schlang ihre Arme um seinen Nacken und schon lagen ihre Lippen aufeinander. Harry durchströmte das bekannte Glücksgefühl und er wusste, dass in diesem Moment nicht ein einfacher Kuss reichte. Er wollte sie berühren, sie streicheln, leichte Küsse auf ihrer gesamten Haut verteilen, sie spüren.

Und das tat er. Ron und der Streit war vergessen. Aber der Gedanke daran würde wiederkommen.

𝙵𝚊𝚖𝚒𝚕𝚒𝚎 𝙿𝚘𝚝𝚝𝚎𝚛 - 𝙷𝚊𝚛𝚛𝚢 𝚞𝚗𝚍 𝙶𝚒𝚗𝚗𝚢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt