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Warte... Kannst du mir sagen, wie lange ich noch habe?" Blake drehte sich zu mir um und sah mich aus irgendwie traurigen Augen an.
"Nicht mehr lange..."
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Ich stand mit dem Rücken zur Tür und knabberte unruhig auf meiner Unterlippe herum.
Was hieß 'nicht mehr lange'? Hatte ich noch wenige Minuten zu leben? Einige Stunden? Oder hatte ich gar noch ein paar Tage?
Erfahren würde ich dies wohl nicht, es war aber auch nicht sonderlich wichtig...

Die Tür hinter mir wurde aufgeschlossen und komischerweise überraschte dies mich dieses Mal etwas und mit meinen Zähnen riss ein Fetzen Haut von meiner Lippe, als ich mich umdrehte.
Josh stand mit einem bösen Grinsen vor mir.
Als sein Blick auf meine Lippe fiel, verfärbten sich seine hellblauen Augen kurzzeitig blutrot. Anscheinend hatte ich so viel Haut von meiner Lippe gezogen, dass diese angefangen hatte zu bluten.

Josh trat auf mich zu und wischte mit seinem Daumen mein Blut von der Unterlippe.
Kurz sah er sich das für ihn begehrte Rot auf seinen Daumen an, eh er diesen zu seinem Mund führe und meinen Lebensaft von seinem Finger leckte.
Ein leises Seufzen verließ seine Kehle.
"Der Geschmack deines Blutes ist überaus exquisit!" Meinte der Vampir und ich zog meine Augenbrauen missstimmt zusammen.
"Wenn ich könnte, würde ich mich bemühen, dass das nicht so ist!" Knirschte ich mit den Zähnen und brachte so meinen Gegenüber zum Lachen.
"Glück für mich, dass du das nicht kannst! Dein zartes Fleisch und dein süßes jungfräuliches Blut sind für einen Vampir verdammt reizvoll und das Verlangen dich auf der Stelle aufzufressen zieht ganz schön an den Nerven!" Erklärte Josh, doch dies war mir so ziemlich egal.

Kurz stöhnte ich genervt und fasste mir an die Stirn, eh ich hoch zu Josh blickte.
"Dürfte ich nun erfahren was mir die Ehre beschafft zu dieser glänzenden Uhrzeit nicht alleine in mein Zimmer zu sein?" Mit diesem Ton, den ich meiner Stimme verlieh, hatte ich sehr oft mit meiner verhassten Klassenlehrerin gesprochen. Nett und freundlich, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. ZU nett. So nett, dass mein Gesprächspartner wusste, dass wenn er mir den Rücken zu drehen würde, unter Umständen durchaus ein großes Fleischermesser in Leib stecken haben würde.

Kurz wirkte Josh überrascht und zog verdutzt die Augenbrauen zu seinem schwarzen Haaransatz.
Aber die Überraschung verschwand genauso schnell wie sie kam und der große Vampir fing an zu grinsen.
"Weißt du, Kleines... Du gefällst mir. Du gefällst mir sehr! Deine Art mir gegenüber... Ich weiß nicht, ob das Mut oder Dummheit deinerseits ist, aber zugegeben beeindruckt mich das ein wenig. Du bist interessant. Fast schon finde ich es schade, dass dir in nicht allzu ferner Zukunft ein grausamer Tod bevorsteht. Aber auch nur fast. Dafür genieße ich viel zu sehr die Vorfreude, die ich die ganze Zeit empfinde, auf das was ich mit dir machen werde! Ganz langsam, sodass du es auch ja ganz zu spüren bekommst, werde ich dir meine Reißzähne in das zarte Fleisch deines Halses stoßen und dir Schluck für Schluck das Leben aus dem Körper saugen. Dabei weiß ich gar nicht, auf was ich mich mehr freue. Auf den Biss oder auf den süßen Geschmack deines jungfräuliches Blutes... Sehr schwer zu sagen!" Josh kam mir bei seinem Vortrag immer näher und während er sprach weiteten sich die Pupillen in seinen hellblauen Augen, eh sie sich eng zusammen zogen.
Ich hatte ein Raubtier vor mir, das wusste ich. Ein Raubtier in der Gestalt eines Menschen.

"Ich würde gerne wissen, ob du Hunger hast." Fast schon schockiert blickte ich den Vampir vor mir an.
Bitte was?!
Er fragte ob ich Hunger hatte?!
Josh lachte kurz auf.
"Oh, versteh mich nicht falsch, ich frage nicht deswegen, weil mir dein Wohlbefinden wichtig ist. Ich frage nur, weil dein möglicher Hunger den Geschmack deines Blutes etwas verändert. Nicht unbedingt zum schlechteren, aber eine Veränderung ist da. Da ich aber nicht weiß ob diese nun den Geschmack deines Blutes nun negativ oder positiv beeinflusst bin ich lieber etwas vorsichtiger." Lässig hatte Josh seine Daumen in die Taschen seiner Hose gehakt und sah mich mit einer Mischung aus Langeweile und Spott an.
"Du denkst doch nicht wirklich, dass ich darauf eine Antwort geben werde, oder?!" Gab ich mindestens genauso spöttisch wieder und brachte Josh so dazu mit den Schultern zu zucken.
"Okay. No risk no fun." Meinte er und drehte sich zur Zimmertür um. Endlich wollte er wieder verschwinden.

Josh legte seine Hand auf die Türklinke, drehte sich aber nochmal halb zu mir um.
"Du solltest dich vielleicht etwas ausruhen und deine letzten verbliebenden 21 Stunden nicht mehr mit allzu viel Stress füllen."

LG Fynn ★
~774~ Wörter

Blood MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt