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"Du musst genau aufpassen, verstehst du, Frey?" Mein großer Bruder sah mich ernst an. Moment... Mein Bruder?!
Ich hatte keinen Bruder!
"Wenn du nicht acht gibst, kann es passieren, dass dich ein Vampir findet und Vampire sind...-"
"Furchterregende Monster, die unser Blut trinken wollen." Beendete ich seinen Satz und war kurz irritiert. Was war denn mit meiner Stimme los?
Sie klang so... jung
Mein Bruder Nathen nickte zustimmend.
"Ja, ganz genau! Vampire sind Monster, die gnadenlos töten und nach dem Blut von uns Gestaltwandlern gieren! Und deswegen ist es wichtig, dass du deine Fähigkeiten beherrschst und nicht durch einen blöden Zufall preis gibst was du bist!" Ich nickte als Zeichen dass ich verstand.
"Sehr gut! Vampire sehen aus wie ganz normale Menschen..." Fing Nathan an zu erklären und ich machte große Augen.
"Aber woher weiß man dann wer ein Vampir ist und wer nicht?" Wollte ich wissen und mein Bruder grinste.
"Gute Frage! Anders als gewöhnliche Menschen können wir es spüren wenn ein Vampir in unserer Nähe ist." Erklärte er.
"Boooaaar. Das ist ja cool. Und wie?" Fragte ich neugierig und mein Bruder gab sofort eine Antworte darauf.
"Wenn sich ein Vampir bei uns in der Nähe befindet, wird es ganz kalt. Nicht so kalt wie im Winter, wenn Schnee liegt. Die Kälte ist eher in dir drin. Du spürst in deinem Inneren, wenn ein Vampir in der Nähe ist und dann musst du ganz schnell abhauen, verstanden?"
"Verstanden!"
Nathan lächelte mich sanft an.
"Und nun werden wir ein bisschen das Gestaltwandeln üben, okay?" Egal was ich für eine Antwort geben würde, Nathan würde es nicht zu lassen, dass ich mich weigerte, aber das hatte ich auch gar nicht vor.
"Au ja! Bitte, bitte bringe es mir bei!" Bettelte ich und brachte meinen großen Bruder zum Lachen.
"Okay, okay, aber nicht so stürmisch! Es ist wichtig, dass du dich dabei konzentrierst, andernfalls kann es gefährlich werden. Am Anfang wird es bei dir vielleicht noch etwas länger dauern, aber je mehr du übst und älter wirst, desto einfacher und schneller wird es gehen."
Das gebot meinem Enthusiasmus etwas Einhalt.
"Und wie lange muss ich üben?" Fragte ich etwas niedergeschlagen, was meinen Bruder lachen ließ.
"Das kommt ganz drauf an wie viel mühe du dir gibst!" Ein großes Strahlen erhellte mein Gesicht, was ich meinen Bruder schenkte.
"Ich werde mir ganz viel Mühe geben!" Versprach ich.
Nathan tätschelte sanft meinen Kopf und wuschelte mir durch meine blonden Haare.
"Das weiß ich doch!"
Mein Bruder zog sich das T-Shirt aus, stellte sich in seine Trainingspose und grinste mich an.
"Okay, dann wollen wir mal anfangen!"

Ein lauter Schrei riss mich aus meinem Schlaf und kerzengerade saß ich aufrecht in meinem Bett.
Was war das denn?
Ich rutschte zu der Kante meines Bettes und stand auf.
Irgendetwas war passiert und ich musste nachsehen was das war!

Langsam tapste ich aus meinem Kinderzimmer und sogleich ertönte ein lautes Poltern aus dem Wohnzimmer.
Ich musste nachsehen was los war!

Auf dem halben Weg zum Wohnzimmer spürte ich plötzlich etwas eigenartiges.
Mir war... Kalt?
Und das Atmen fiel mir schwer.

Leise näherte ich mich dem Wohnzimmer und lugte in den großen Raum.
Ich riss die Augen vor Schreck auf und sofort presste ich meine Hand auf meinen Mund um nicht laut zu schreien.
Mom und Dad lagen mitten im Wohnzimmer auf den Rücken und hatten eine blutende Wunde am Hals.

Was war hier los?
Was war passiert?

Ein lautes Schlürfen und Schmatzen erhielt meine Aufmerksamkeit und ich richtete meinen Blick auf die Geräuschquelle.
Mein Bruder lag neben der Wohnzimmertür auf den Boden, auf ihm kauerte ein großer Mann, der seinen Kopf in Nathan's Hals vergraben hatte.

Vampir...
Es war ein Vampir!

Die braunen Augen meines Bruders nahmen träge den Kontakt zu den meinen auf.
"La... Lauf, F... Frey!" Wisperte Nathan leise und kurz darauf erlosch der Glanz in seinen Augen.

Der Vampir riss sich von Nathan's Hals los und seine blutroten Augen lagen nun auf mir.
Ängstlich wich ich zurück und der Vampir fauchte mich laut an, was mich zusammen zucken ließ.

Blut tropfte von den scharfen Reißzähnen des Vampirs und ich wog meine Chancen ab.
Würde es Sinn machen zu fliehen?
Würde es Sinn machen vor einem Vampir, einem Raubtier davon zu laufen?

Ich beantwortete die Frage mit Nein, aber dennoch drehte ich mich um und rannte so schnell ich konnte.
Ich musste es wenigstens versuchen!

Der Vampir hinter mir fauchte lautstark und ich hörte, wie er mir hinterher jagte.

Er durfte mich nicht kriegen, er drufte mich nicht kriegen!
Wie ein Mantra redete ich mir diesem Satz immer und immer wieder ein.
Er durfte mich nicht kriegen, der Vampir durfte mich nicht kriegen!

Ich rannte so lange, bis ich komplett verausgabt und die Sonne am Horizont ihre ersten Strahlen über die Stadt schickte.
Lange war ich gelaufen, sehr lange und ich wusste, dass ich ab und zu unter Schmerzen meine Gestalt gewechselt hatte. Der Vampir war schon lange nicht mehr hinter mir her, vermutlich hatte er von meiner Fährte abgelassen, als ich meine Gestalt kurzzeitig mit der eines Vogels getauscht hatte.

Erschöpft hielt ich an und atmete tief durch.
Er hat mich nicht gekriegt.
Der Vampir, der meine Familie getötet hatte, hat mich nicht gekriegt!

LG Fynn
~875~ Wörter

Blood MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt