Kaeya x Diluc ~ A candle in the wind

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Durch das offene Fenster konnte man die Melodie des Windes hören. Das Blut tropfte stetig auf den hölzernen Boden. Eine Strähne seines dunklen Haars fiel Kaeya ins Gesicht, als sein Kopf nach unten sank. In seinem blauen Auge standen Tränen, die ihm die Sicht verschleierten. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und landete mit einem leisen Klirren auf den dunklen Holzdielen. Sein Gewicht lastete schwer auf Diluc's Schultern, als er gegen ihn sank. Er hielt ihn fest.
„Diluc."
Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern im Kerzenlicht. Der Rothaarige fühlte, wie warmes Blut durch Kaeya's Hemd sickerte. Atmen fiel ihm plötzlich unglaublich schwer.
Was hatte er getan?
Seine Knie zitterten.
„D-danke", flüsterte Kaeya schwach. „Dafür, dass du mich in einem schönen Traum sterben lässt."
Diluc verstand nicht, was er damit sagen wollte.
Kaeya's Hand war warm, als er sanft Diluc's Tränen fort wischte. „Dafür, dass du am Ende etwas anderes als Wut und Hass für mich empfindest."
Seine eigene Blindheit trieb dem Rothaarigen Tränen in die Augen. Wie hatte er nur jemals glauben können Kaeya sei ein Spion der Khaenri'ah?
Wie hatte er auch nur einen Moment an ihm zweifeln können?
Kaeya schenkte ihm ein letztes Lächeln. Warmer Atem streifte Diluc's Gesicht, als der Dunkelhaarige ausatmete.
„Kaeya ... "
Seine Stimme bebte vor Reue und Angst und Schmerz, doch Kaeya konnte ihn bereits nicht mehr hören.
„Antworte, du Idiot!", befahl er heiser. „Bitte..."
Diluc war bewusst, dass seine Tränen viel zu spät kamen.
Dass er zu viel Zeit damit verschwendet hatte, sich einzureden, wie sehr er Kaeya hasste, obwohl er ihn liebte. Zu viel Zeit, zu zweifeln. Nachzudenken. Verbittert zu sein.
Es gab noch so grenzenlos viele Dinge, die er zurücknehmen wollte. So viele Entschuldigungen, die noch gesagt werden mussten. So viele Gefühle, die er noch mit Kaeya hatte teilen wollen.
Endlos viele ungesprochene Worte. Endlos viel zu bereuen.
Doch die Zeit war abgelaufen. Und es gab keine Möglichkeit das Geschehene rückgängig zu machen.

Kaeya Alberich.
Er starrte den, in schlichten, grauen Stein gemeißelten, Namen an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Noch immer erschien es ihm wie ein Albtraum. Noch immer glaubte er, er könnte irgendwann aufwachen und Kaeya wäre noch da. Im Angel's Share mit einem Glas Löwenzahnschnaps in der Hand.
Aber wusste, er könnte nicht aufwachen. Weil er nicht träumte. Weil er die Realität nicht ändern konnte.
Seine Hand zitterte, als er die Wasserlillien ablegte. Kaeya hatte eine seltsame vorliebe für diese Blumen gehabt. Diluc würde nie verstehen, was ihn an diesen schlichten Blüten so sehr fasziniert hatte.
Eine Weile starrte er einfach nur gerade aus. Versuchte sich ein Kaeya's Gesicht zu erinnern, obwohl es immer weiter vor seinem inneren Auge verschwamm. Versuchte sich an Kaeya's unbeschwertes Lachen zu erinnern.
An eine Zeit, die so endlos lang zurück zu liegen schien.
Was nützten Erinnerungen, wenn sie verblassten?
Diluc bemerkte nicht einmal, als die Tränen über seine Wangen liefen und anschließend zu Boden fielen.
Er hatte Kaeya gehasst, doch auf diesen Abschied war er nicht vorbereitet gewesen. Er hatte nie erwartet, dass es jemals so weit kommen könnte. Letztendlich war ein menschliches Leben nicht mehr als eine Kerze, die selbst schon der leiseste Windhauch auspusten konnte. Letztendlich war es die Vergänglichkeit, die alles besiegte. Alles überdauerte. Alle Herzen brach.

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