Der Nebel umgab dich wie die Umarmung eines Geliebten. Du beobachtetest, wie die in Blau gewandten Männer ihn einkreisten. Die Worte, die sie dabei riefen konntest du nicht verstehen. Es überraschte dich wenig, dass sie anschließend tot im Gras lagen. Er war eben der falsche Feind. Langsam machtest du einige Schritte auf ihn zu. Dir war klar, dass er längst über deine Anwesenheit Bescheid wusste.
„Ein interessanter Kartentrick. Wirklich, sehr faszinierend."
Er drehte sich zu dir um. Blickte dich gelangweilt an. Du grinstest breit. „Zeigst du mir, wie das funktioniert?"
„Ich kann mich nicht erinnern dich bei der Auswahl gesehen zu haben. Du absolvierst die Prüfung also nicht. Wie kommst du ins Nest der Schwindler?"
Du legtest dein unschuldigstes Lächeln an den Tag. „Womöglich habe ich mich verlaufen", meintest du mit einem langsamen Augenaufschlag. Die wenigen Meter Abstand zwischen euch würden nicht reichen, wenn er entschloss, dich ebenfalls umzubringen.
„Aber du siehst aus als könntest du wieder zurück finden, Hisoka."
Auch die Tatsache, dass du seinen Namen kanntest schien ihn nicht zu überraschen. Er lächelte nur.
Sein Lächeln gefiel dir. Die Art, wie er seine Lippen verzog. Und seine schmalen gelben Augen fandest du unfassbar anziehend. Von seiner Ausstrahlung mal ganz zu Schweigen. Seine ganze Erscheinung war ... faszinierend.
„Hast du keine Angst?"
Plötzlich stand er hinter dir. Er war schnell und tödlich. Das machte ihn gefährlich und verlieh ihm gleichzeitig etwas Anziehendes. Deiner Meinung nach jedenfalls.
Sein Atem streifte deinen Nacken, als er sich zu dir hinunter beugte. Du wurdest starr.
„Dann bist du wirklich närrisch", flüsterte er in dein Ohr und ließ dich durch den Klang seiner dunklen Stimme schaudern. Seine langen Nägel strichen beinahe zärtlich über deine Kehle. Du wagtest es kaum zu atmen. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass du in den nächsten Minuten sterben würdest?
„Wir werden beobachtet", sagtest du leise. Hisoka's Lachen war dunkel. Gänsehaut überzog deine Arme.
„Das bemerkst du erst jetzt? Enttäuschend."
Du unterdrücktest ein empörtes Schnauben. Natürlich wusstest du schon die ganze Zeit von Leorio's und Kurapika's Anwesenheit. Sie waren es immerhin gewesen, die dich erst auf diese Szene aufmerksam gemacht hatten.
Du hattest vergessen wie lange du nun schon in diesem Moor warst und nur selten passierte etwas Spektakuläreres, als dass die restlichen Bewohner des Nest der Schwindler versuchten, dich zu überlisten und umzubringen. Du hattest begonnen nach ihren Regeln zu spielen und sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen.
Auch wie du hergekommen warst, wusstest nicht mehr. Deine einzige Sorge war das Überleben und dein Gefühl sagte dir, dass ein Leben an Hisokas's Seite unglaublich interessant werden würde. Außerdem sehntest du dich nach menschlicher Gesellschaft.
Seine mordlustige Aura ignoriertest du dabei gekonnt.
Plötzlich schob er dich nach vorn. Beinahe wärst du über deine eigenen Beine gestolpert, während er dich weiter in den Nebel hinein stieß.
„Bringst du mich jetzt um?"
Du wusstest nicht, ob Angst oder Aufregung dich zittern ließ. Hier wolltest du nicht sterben. In diesem Moor, am Arsch der Welt, ohne dass jemand deinen Namen kannte.
Hisoka's Augen funkelten belustigt als er seine Lippen zu einen Lächeln verzog.
„Noch nicht", antwortete er. „Aber vielleicht bist du es in ein paar Jahren wert, zu sterben. Deine Aura verrät Potenzial."
Dein Herz schlug schneller als er sich zu dir herunter beugte, bis sein Mund dein Ohr streifte. „Wenn du stark genug wirst, töte ich dich, sollten wir uns wiedersehen."
Er lachte leise.
„Ich fühle mich geehrt." Du gabst dir keine Mühe den Sarkasmus in deiner Stimme zu überspielen. „Ich bin mir sicher, durch deine Hand wird mein Tod viel spektakulärer ausfallen, als ich geplant habe."
„Hast du den vor zu sterben?", fragte er leise. Dein Atem ging schwerer. Du inhaliertest seinen Geruch. Tod. Blut. Und ein kleines bisschen Freiheit.
„Ich stehe gänzlich für das Leben", brachtest du schließlich heraus. Das war nicht einmal gelogen. Schon als du noch ein Kind warst hatten die Leute in deinem Dorf deine heilenden Fähigkeiten bewundert, die bereits im jungen Alter stark ausgeprägt waren.
Das unterschied dich von ihm. Du rettestest Leben, während sein Vergnügen darin bestand, es zu nehmen.
Erneut hatte er nichts Anderes, als ein raues Lachen für dich übrig. Du betrachtetest ihn ausgiebig. Er war schön, wenn er lachte.
„Ich bringe niemanden um", fügtest du noch hinzu.
„Ich denke auch nicht, dass du jemals dazu in der Lage sein wirst, mir auch nur einen Kratzer zuzufügen." Er wandte sich ab. „Aber wer weiß schon, wohin dein Weg dich noch führt."
„Warte mal!", riefst du, als er gehen wollte. „Du musst mich mitnehmen, wenn du den Weg hier raus kennst!"
Hisoka blickte zu dir zurück.
„Nein", antwortete er schlicht. Dann verschluckte der Nebel ihn und du warst wieder allein und verloren. Du wolltest ihm nachlaufen, ihn anflehen, dir den Weg zu zeigen, doch dein Stolz ließ keine weitere Bewegung zu.
Du schlosst die Augen und atmetest tief ein. Bald, das schworst dir, würdest du aus diesen Nebelmeer herausfinden. Du warst zu lange hier gewesen. Faul und nachsichtig geworden. Es wurde Zeit, dass du wieder zu kämpfen begannst. Stark wurdest. Und wenn es so weit war würdest du wieder auf die Jagd gehen.
DU LIEST GERADE
Random Oneshots
FanficGeschichten, die mir so durch den Kopf gehen Manchmal zu einzelnen Charaktere, manchmal zu Shippings Hauptsächlich dramatisch und traurig Erwartet nichts Umwerfendes Für Logik- und Rechtschreibfehler wird nicht gehaftet