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[Jungkook]

„Yeona! Wir haben uns so lang nicht mehr gesehen", meinte ich und freute mich darüber, die junge Frau zu sehen. Sie war vier Jahre älter als ich, aber in meinen Augen war sie noch eine so junge Seele, dass ich manchmal das Gefühl bekam, wie waren im selben Alter.

Sie war eine Krankenschwester und gleichzeitig eine Bekannte von mir, die ich noch von damals kannte, als meine Eltern nicht ständig zum Arzt schickten, um herauszufinden, was falsch mit mir sein könnte. Ihr ging es genauso, ihre Eltern zerrten sie auch dorthin und so sahen wir uns oft, aber nie lang genug, um eine wirkliche Freundschaft aufzubauen. Dennoch waren wir wie Vertraute, schon seit damals, sodass ich mich auch wohl damit fühlte, vor ihr zu sprechen und mit ihr über alles mögliche zu reden.

„Du, wenn du nur wüsstest, wie viel Stress ich momentan auf der Kinderstation habe", erzählte sie und setzte sich zu mir an den Tisch in dem kleinen Café. „Da konnte ich nicht widerstehen und musste endlich mal rauskommen! Aber es hörte sich von deiner Seite aus an wie ein Notfall. Ist etwas passiert?"

Mit dieser Frage begann unser Abend dann erst so richtig und wir fingen an uns Dinge zu erzählen, die in den letzten Wochen und Monaten passiert waren. Wir redeten dabei pausenlos und teils in solcher Emotion, dass man merken konnte, wie einige der anderen Besucher des Cafés schon zu uns rüber schauten. Natürlich mit keinen positiven Gedanken dabei.

Es interessierte mich sonderlich wenig, was diese fremden Menschen gerade über mich dachten, immerhin waren Yeona und ich in unserem Element und es fühlte sich auch gut an, mal mit jemanden über die Dinge zu sprechen, die passiert waren. Zum Beispiel erzählte ich ihr von der Sache mit Namjoon, dass er sich verhielt wie ein Kind und auch berichtete ich von Yoongi, den ich getroffen hatte, als ich meine Oma besuchte. Über Taehyung sprach ich vorerst nicht. Nicht etwa, weil ich ein Geheimnis draus machen wollte, sondern eher, weil etwas in mir sagte, dass das ein Thema war, welches ich noch nicht in die Welt hinausposaunen sollte. Warum auch immer.

„Und zur Zeit habe ich auch so unglaublich viel zu tun, das glaubst du mir gar nicht", meinte die Braunhaarige und seufzte dann einmal. „Demnächst wird ein sehr junges Kind auf die Station kommen und dort für einige Zeit bleiben, da es einer Behandlung unterzogen wird. Es hat eine erbliche Krankheit und würde ohne die Behandlung sehr krank werden, weshalb es alle paar Monate mal wieder zu uns kommt und für einige Zeit bleibt. Der Kleine hat mich, genauso wie ich ihn, in sein Herz geschlossen, weshalb ich immer die Krankenschwester bin, die ihn behandelt."

Während Yeona so davon erzählt, sah ich schon, wie ihre Augen glasig wurden und ich erwartete, dass sie jeden Moment anfangen würde zu weinen, aber sie schien stark zu bleiben und sich noch zurückzuhalten.

„All die Aufenthalte, die er bei uns schon verbrachte, sind keine Art, seine Kindheit zu verbringen, aber nur so kann er gesund leben. Irgendwann geht das nicht mehr, denn wenn er älter wird, wird es ihm nicht mehr möglich sein, ständig mal wieder für einige Wochen im Krankenhaus zu leben. Wir haben aber das Problem, dass keiner seiner Verwandten dieselbe Blutgruppe besitzt und somit Blut für einen Eingriff geben kann. Weil er eben noch so jung ist und die Krankheit zur Zeit nicht allzu schlimm bei ihm zu wirken scheint, steht er ganz unten auf der Liste und kann somit keinen rechtlich anerkannten, aber nicht mit ihm verwandten Spender bekommen", erklärte sie mir. „Es bricht mir das Herz ein solches Kind zu sehen, welches so voller Energie steckt und Lebenslust, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, aber im Inneren wird es von einer Krankheit zerfressen, von der keiner weiß, wie sie seine Zukunft aussehen lassen wird, denn entweder lässt sie durch die Behandlungen und von selbst nach, sodass er gesund wird, oder er wird wirklich richtig krank, dass es so weit gehen kann, dass ich sein Lächeln ein letztes Mal sehen würde, wenn er bereits in seinem Sterbebett liegt."

Aus irgendeinem Grund, vermerkte ich tatsächlich ein Stechen in meiner Brust, während Yeona mir von diesem Kind erzählte. Etwas fühlte sich komisch an und es tat weh zu hören, dass ein so junger Mensch so doll leiden musste, mit entweder guten Aussichten oder sogar tödlichen.

Es ließ mich an Taehyung denken, der seine Kinder allein erzog. So viele Sorgen gab es, die man sich als Elternpaar machen musste, aber er war allein und ihm ging es sicherlich auch nicht wirklich gut, wenn seine Kinder krank wurden. Die Körper von Kindern waren noch sehr schwach, sodass stärkere Krankheiten ihnen sehr zu schaffen machen konnten und die Geschichte von dem Jungen auf Yeonas Station ließ mich einfach daran denken, dass sowas auch mit Taehyungs Kindern passieren konnte. Mir Duri und Mirae in solch einer Lage vorzustellen, brach mir regelrecht mein Herz, auch wenn die beiden nicht einmal meine Kinder waren und ich sie seit zwei Wochen erst kannte.

„Und was ist, wenn die Eltern des Kindes zum Beispiel einen Freund oder einen Bekannten haben, der Spender sein könnte?", fragte ich Yeona nach, aber sie erklärte mir die Regeln, dass es nur Verwandte sein durften. Soweit es keine Blutverwandten waren, wurden sie ebenfalls auf eine Liste als potentielle Spender gesetzt und dann wurde wieder diejenige Liste aufgegriffen, auf der die Patienten mit höchster Priorität standen. Es war wirklich schrecklich.

Alles in einen fühlte ich mich nach diesem Abend mit Yeona dann doch besser, auch wenn ich von einer solch schrecklichen Geschichte hörte. Es zeigte mir, dass meine Probleme nicht so gravierend waren wie die von anderen und vor allem mein Leben nicht davon abhing, ob Namjoon nun eine Zicke war oder nicht.

Natürlich hieß das nicht, dass meine Probleme dadurch irrelevant waren, schließlich waren es noch immer Probleme, die mir zu schaffen machten, aber sie waren einfach nicht ganz so schlimm wie das, was andere vielleicht erlebten, also wollte ich nicht allzu dramatisch darüber nachdenken.

Schließlich hatte ich nun sogar einen Psychologen, der mir helfen würde, meine inneren Konflikte zu lösen. Nun konnte ich nach meinem sehr interessanten Traum letztens aber nicht mehr den Mut zusammengreifen, um Taehyung eine Nachricht zu schreiben oder ihn anzurufen, schließlich würde ich mich an diese äußert sexuelle geprägte Szenerie erinnerten, sobald ich sein Gesicht sehen würde.

Allein das genügte nicht, denn in der folgenden Nacht hatte ich wieder einen solchen Traum, welcher aber um weiten extremer war und vielleicht nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte, denn was mein Gehirn da produziert hatte, war definitiv nichts Normales mehr.

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An dieser Stelle mag ich anmerken: Feuchtträume sind normal meine lieben Freunde also schämt euch nicht dafür ✊🏻

Damit habe ich meine Arbeit als Feuchttraum-Prediger dann auch beendet ✋🏻🌚

sad & horny ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt