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[Jungkook]

Meine nächsten Tage waren wirklich sehr langweilig, da ich die meiste Zeit einfach in meinem Zimmer lag, vielleicht mal Musik hörte, aber sonst nichts. Namjoon hatte sich die ganze Zeit über nicht bei mir gemeldet gehabt, reagierte nicht auf meine Anrufe und er schrieb mir auch nicht zurück auf all die Nachrichten, die ich ihm geschickt hatte. Aus diesem Grund bekam ich ein immer unwohleres Gefühl, je näher ich mich an der Werkstatt befand, an dem Tag, an dem wir eigentlich wieder zu arbeiten anfangen wollten.

Mein komisches Gefühl bestätigte sich damit, dass alle Türen abgeschlossen waren, Namjoon nirgends zu finden war. Auch hing kein Schild mehr, welches zeigte, dass sich hier unsere Werkstatt befand und als ich in seine Wohnung gehen wollte, musste ich feststellen, dass er den Code zu seiner Tür verändert hatte, sodass ich nicht mehr einfach so den Zutritt dazu hatte. In die Werkstatt kam ich auch nicht, da das Schloss wohl ausgetauscht wurde. Alles ergab für mich keinen Sinn und ich verstand nicht wirklich, was los war, dass mein bester Freund diese Dinge machte und ich glaubte nun auch schon gar nicht mehr, dass dieses eine Mal, als ich Taehyungs Kinder von der Betreuung abholte, der einzige Grund für sein äußerst distanzierendes und verletzendes Verhalten mir gegenüber war.

Auch wenn unsere Freundschaft damit auf dem Spiel stand, dass er sich so verhielt, konnte ich in diesem Moment aber nur an mich denken. Wenn er die Werkstatt nun einfach so schließen oder mich ausschließen würde, hätte ich keine Geldquelle mehr. Ohne Geldquelle hatte ich nur noch genügend Geld übrig, um einen weiteren Monat in meiner Wohnung zu verbringen, ehe ich dann planlos ausziehen müsste, wahrscheinlich direkt auf sie Straße, da ich als eigentlich erwachsener Mann, meiner Großmutter nicht zur Last fallen wollte.

Und meine Eltern? Ja, die waren eine Sache für sich. Sie kamen auf jeden Fall aber nicht infrage.

„Geh doch ran", murmelte ich leise vor mich in, dabei schon ein wenig verzweifelt und definitiv auch sehr gereizt, da es mich nervte, wie kindisch Namjoon sich verhielt. Er schien offensichtlich ein Problem mit mir zu haben, aber anstatt mit mir darüber unter vier Augen zu sprechen, zog er sich zurück und machte eine solche scheiße, war sich sogar zu wichtig, um meine Anrufe anzunehmen. Wenigstens bekam ich aber endlich eine Antwort auf meine Fragen, denn kurz bevor ich wieder anrief, erhielt ich eine Nachricht von ihm.

Er erklärte mir, dass die Werkstatt nichts mehr für ihn sei, er die letzten Kunden, dessen Aufträge wir noch nicht abgeschlossen hatte, mit einer Geldsumme kompensierte. Mir gab er noch den Lohn für diesen Monat, aber mehr auch nicht. So verschwand er einfach von Bild, ich sah ihn nicht einmal und er beendete das kleine Unternehmen, was wir gemeinsam aufgebaut und in das wir in den letzten Jahren all unsere Kraft gesteckt hatten.

„So eine Zicke", meinte ich ein letztes Mal, als ich wütend zum Gebäude schaute, in dem er wahrscheinlich schon gar nicht mehr wohnte. Länger hielt mich nichts hier, denn ich war mir definitiv zu stolz, um wie ein verrückten jetzt noch zu klingeln, anzurufen und irgendwelche Nachrichten zu schreiben. Namjoon hatte seine Entscheidung bereits getroffen und diese - da war ich mir sicher - würde er auch nicht mehr ändern, denn er tickte so, dass wenn er sich einmal an einen Gedanken festsetzte, er diesen auch für immer behielt. Ganz einfach ein sehr sturer Mann, was mich absolut nervte, vor allem jetzt.

Was genau ich jetzt mit der freien Zeit tun sollte, die ich hatte, wusste ich nicht, aber ich war mir sehr sicher dabei, dass ich so schnell nicht irgendwas finden würde, dass mir Geld einbringe, weil ich dafür einfach zu ängstlich vor fremden Menschen war. Eine Bewerbung per Brief oder E-Mail war gut, aber heutzutage führten sich alle so wichtig auf, dass man selbst für eine einfache Stelle beim Kiosk in Hemd und Schlips da zu einem Bewerbungsgespräch auftauchen musste, als sei es eine Stelle in einer millionenschweren und internationalen Handelsfirma oder so. Einfach belastend. Ich hasste es.

Zu diesem Zeitpunkt war meine Laune schon so weit unten, dass mich jemand nur kurz anschauen musste und sich deswegen schon einen sehr wütenden Blick von mir erhaschte. In solchen Momenten konnte ich meine Wut nur schwierig bündeln und es fiel mir auch nicht sonderlich leicht, nicht einfach laut schreiend durch die Straßen zu gehen.

Dann aber fing es aus dem Nichts auch noch an wie aus Eimern zu regnen, weshalb ich binnen weniger Sekunden schon aussah wie ein nasser Hund. So konnte ich mich dann auch nicht wirklich länger zurückhalten und schrie einmal aus meiner Brust hinaus, wodurch mich natürlich viele anschauten wie einen Verrückten, aber genau so einer war ich nun einmal.

Mir war es da dann auch schon völlig egal, wie man mich anschaute oder was man über mich dachte, denn ich hatte deutlich schlimmere Probleme, die ich nicht so schnell und einfach lösen konnte. Und so ungern wie ich das tat, fühlte ich mich fast schon gezwungen dazu, eine Nachricht an meine Mutter zu schreiben, in der ich sie nach Geld fragte, wenigstens für eine weitere Miete.

Ich wusste, dass sie mehr als nur genug hatte, um mir auch die Miete für ein ganzes Jahr zu bezahlen, schließlich hatte sie neuerdings einen Mann an ihrer Seite, der sie wöchentlich mindestens dreimal mit Geschenken beglückte, die so viel wie ein Kleinwagen kosteten. Mein Vater hingegen hatte sich nach der Scheidung zur dunklen Seite begeben und seitdem er zu einem handgreiflichem Junkie wurde, der sein ganzes Geld für Drogen und Sexarbeiter von der Straße ausgab, hatte ich den Kontakt zu ihm verloren und daher wusste ich nicht einmal, ob er überhaupt noch lebte.

„Ah, Entschuldung", sagte ich nur leise, als mich jemand aus Versehen anrempelte. Dass ich noch die Vernunft dazu hatte, war verwunderlich, aber so tickte ich eben. In der einen Sekunde ein vollkommenes Monster, in der Anderen dann ein mehr oder weniger normaler Mensch. Es machte mich total fertig. So fertig, dass ich keinen anderen Weg mehr sah und mein Handy wieder rausholte, um daran einen bestimmten Kontakt rauszusuchen, den ich anrief.

Es klingelte, aber niemand ging ran, weshalb ich es ein zweites und auch ein drittes Mal versuchte, bis die Person endlich ranging. Mit einfachen Worten, gab ich nicht einmal eine Begrüßung von mir, weil ich gar nicht daran dachte.

„Können wir uns bitte treffen? Am besten heute noch?", fragte ich und bekam dann die Zusage auf ein Treffen, heute Abend.

———
Nun, ich hatte eigentlich angekündigt gehabt auf meiner Pinnwand, heute kein Update mehr zu machen, aber ich fühlte mich plötzlich so, als könnte ich zaubern, also schrieb ich und siehe da, ich habe dieses ganze Kapitel in knapp fünfzehn Minuten runtergeschrieben UND ich bin sogar zufrieden damit! :3

Ich hoffe euch freut es auch hehehe

sad & horny ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt