Kapitel 38 - Distanz

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Yamato war nun seit fast zwei Wochen mit weiteren Shinobi und Naruto auf dem Weg ins Blitzreich.
Es wäre definitiv gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich ihn nicht vermisste. Für mich war es eine Qual, jeden Morgen aufzuwachen, auf die leere Seite im Bett zu sehen und mir auszumalen, was er gerade womöglich durchmachte.

Er schrieb mir Briefe, doch diese kamen in unregelmäßigen Abständen und fielen unterschiedlich lang aus, wodurch ich eine ungefähre Ahnung von den Ereignissen bekam.

Einmal zum Beispiel schrieb er von einem Angriff seitens Piraten, bei dem die Schiffsbesatzung gerade so mit dem Leben davon gekommen war.

Briefe solcher Art sorgten logischerweise nicht dafür, dass meine anhaltende Sorge um ihn gemildert wurde.

Die Tage zogen sich jedesmal mehr wie Kaugummi und ich versuchte, mich durch den Wiederaufbau des Buchladens von der Angst abzulenken.

Misaki lag noch immer im Krankenhaus. Sie ist bei dem Zusammensturz des Ladens von einem schweren Dachbalken erwischt worden, wodurch sie eine ziemlich starke Gehirnerschütterung, diverse Knochenbrüche und innere Verletzungen erlitten hatte.
Dennoch hatten die Ärzte mir bei einem Besuch im Krankenhaus damals versichert, dass sie nach etwas Schonzeit wieder voll die Alte werden würde. Bei diesem Besuch hatte ich auch ihre Familie kennengelernt, die mich und später auch Kota mit offenen Armen empfingen.

Kota hatte sich relativ schnell von seinen Verletzungen durch das Reanimations-Jutsu erholt. Sobald die von den Ärzten angesetzte Schonzeit beendet war, setzte er sich mit mir in den letzten zwei Wochen des Öfteren abends zusammen, um Pläne für den Wiederaufbau unserer Arbeit zu schmieden. Er und Aiko waren mittlerweile zusammen in eine kleine Wohnung gezogen, in die sie mich fast jeden Abend einluden, damit ich nicht alleine war.
Auch Kurenai wollte anscheinend unbedingt sicherstellen, dass ich ja nicht zu lange allein war, um mir zu viele Gedanken zu machen, denn auch sie besuchte mich öfter und leistete mir abends Gesellschaft. Wir plauderten über viele Themen, aber das wohl wichtigste Thema, war ihr Baby. Der Bauch wuchs langsam aber sicher und mittlerweile war es auch definitiv zu erkennen, dass sie schwanger war.

Ich wusste ihre Sorgen zu schätzen, dennoch lehnte ich fast jedes Mal ab. Ich weiß, es war naiv, doch ich hoffte dennoch, dass Yamato jeden Abend, wenn ich nach der Anstrengung im Buchladen nach Hause kam, dort auf dem Sofa saß und auf mich wartete. Jedes Mal wurde diese Hoffnung enttäuscht.

,,Willst du heute Abend vorbeikommen? Ich koche etwas für Aiko und mich, aber ich denke, es sollte nicht schwer sein, noch eine weitere Portion für dich zu zaubern, Hoshi.", bot mir Kota gerade wieder an, während er die letzte Kiste Mängelexemplare vor die Tür stellte, wo schon drei weitere Kisten voller Bücher mit kleinen Macken warteten. Wir hatten ein Schild dazu gestellt, auf dem stand, dass die Bücher kostenlos seien.

Ich stellte den Besen beiseite und als er zurückkam, antwortete ich: ,,Danke für die Einladung, aber ich habe noch einiges im Haus zu erledigen. Vielleicht ein anderes Mal."

Er seufzte. ,,Du wartest auf ihn, oder?"

,,Es geht einfach nicht anders. Ich vermisse ihn so sehr.", flüsterte ich.

,,Ich verstehe es schon, aber meinst du nicht, dass er gerade deswegen wollen würde, dass du nicht allein in deinen Gedanken versinkst?", fragte er.

Ich schwieg.

,,Überleg es dir bitte nochmal. Aiko würde sich sehr freuen. Ich übrigens auch.", ergänzte er.

Herz der Natur [Yamato x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt