Kapitel 33 - Die Ruhe nach dem Sturm

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Ich hörte Yamatos ruhiger Atmung zu und strich ihm weiterhin langsam durch seine weichen Haare, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Er war so erschöpft, dass er nur wenige Minuten nach unserem Kuss sofort eingeschlafen war. Obwohl er sich anscheinend in einem äußerst festen Tiefschlaf zu befinden schien, wollte ich dennoch um jeden Preis verhindern, dass irgendetwas ihn aufweckte.
Yamato sah zwar noch immer etwas blass im Gesicht aus, aber er wirkte viel entspannter und friedlicher, wie immer, wenn er schlief.

Ab und zu kamen Anzu, Taichi oder Nori zu uns und wollten Ratschläge von Yamato, um ihr Training zu verbessern.

Doch ich hob jedes Mal den linken Zeigefinger an meine Lippen und deutete auf Yamato. Sie verstanden sofort und liefen wieder zu ihrem vorrübergehenden Trainingsplatz zurück.

Jedes Mal, wenn ich aufhörte, durch seine Haare zu fahren, wurde Yamato im Schlaf ein wenig unruhiger. Und jedes Mal musste ich deswegen leicht schmunzeln. Es war wirklich süß, zu sehen, wie sehr er meine Berührungen liebte.

Irgendwann am späteren Nachmittag wurden meine Augenlider selbst etwas schwerer und ich kämpfte mit meiner eigenen Müdigkeit. Allerdings kam es gar nicht dazu, dass ich wirklich einschlief, denn plötzlich kitzelte mich etwas in der Nase.

Es gibt meiner Erfahrung nach zwei Arten niesender Menschen:
Einmal die, deren Nieser nicht sonderlich laut sind und sich nebenbei noch zuckersüß anhörten. Und dann die, deren Nieser selbst die lauteste Bombenexplosion harmlos erscheinen ließen.

Zu meinem Pech gehörte ich definitiv zur letzteren Gruppe. Ich versuchte alles, wirklich alles, um diesen Reiz zu unterdrücken, doch das Kitzeln war zu stark, sodass ich laut nieste. Und als ob einmal mit einer Bombe zu konkurrieren nicht ausreichte, musste ich noch ein paar Mal niesen.

Ich betete innerlich, dass Yamatos Schlaf dennoch irgendwie fest genug war, dass er das alles, wie auch immer, überhört hatte, doch ich hatte mich geirrt. Es kam wie es kommen musste und er saß im nächsten Moment kerzengerade da und sah sich verwirrt um.

Erst als er mich sah, entspannten sich seine Muskeln sichtlich. Ich sah beschämt zu Boden.

,,Tschuldigung", murmelte ich und merkte wie mir Hitze ins Gesicht lief.

Er schwieg, dann grinste er langsam immer breiter, bis er sein herzhaftes Lachen nicht mehr zurückhalten konnte. ,,Gesundheit", rief er.

,,Danke", nuschelte ich noch immer beschämt und sah ihn noch immer nicht an.

Er schwieg, dann spürte ich, wie sich eine weiche und angenehm warme Hand an meine Wange legte. Ich schaute zu Yamato auf.

Er lächelte sanft. ,,Du brauchst dich nicht für diesen Nieser zu schämen."

,,Aber er war gefühlt die Mutter aller Explosionen."

Er lachte wieder laut auf und ich lief wieder rot an.

Yamato schien seinen 'Fehler', wenn man es denn überhaupt so nennen kann, zu bemerken, denn er versuchte sichtlich, mit dem Lachen aufzuhören.

,,Hoshi, jetzt sei doch nicht so. Du musst dich vor mir für nichts, aber auch wirklich gar nichts schämen. Ich liebe dich, egal, wie laut du niest." Er schmunzelte noch immer und beugte sich leicht nach vorne, um mich auf die Wange zu küssen.

Ich genoß es, seine weichen Lippen auf meiner Wange zu spüren und zog ihn näher zu mir, indem ich meine Arme in seinem Nacken verschränkte. Schnell wanderten seine Lippen zu meinem Mund und legten sich zärtlich wie immer auf meine eigenen Lippen. Der Kuss wurde jedoch schnell intensiver und leidenschaftlicher, sodass ich ihn nach einiger Zeit unterbrechen musste, um Luft zu holen.

,,Ich habe dich so sehr vermisst.", wisperte ich etwas außer Atem.

,,Du hast mir auch gefehlt. So sehr, dass ich mich garantiert nicht mit nur diesem einem Kuss zufrieden gebe.", raunte Yamato mir zu und verteilte weitere leichte Küsse entlang meiner Gesichtskonturen, ehe er damit an meinem Hals fortsetzte.

Ich konnte ein leichtes genüssliches Seufzen nicht unterdrücken. Als er sogar begann, leicht an meiner Halsbeuge zu saugen, entlockte er mir ein leises Stöhnen.

Ich spürte, wie er an meinem Hals grinste. ,,Dir reichte der Kuss anscheinend auch nicht.", murmelte er mit einem triumphierenden Unterton. ,,Nur noch ein bisschen mehr Geduld, dann haben wir hoffentlich bald wieder eine eigene Unterkunft für uns zwei."

Er küsste meine Halsbeuge noch ein letztes Mal, ehe er sich aufrichtete und mir ins Gesicht sah. Meine Atmung ging noch ein wenig unregelmäßig, mein Herz wummerte noch immer und in meinem Bauch hatte das Kribbeln auch noch nicht aufgehört. Yamato lächelte mich wie immer warm an und strahlte dabei so eine Ruhe aus, die wie selbstverständlich auf mich überging.

,,Wir sollten vielleicht mal nach deinen neuen Schülern sehen. Sie warten schon ungeduldig, dass du dir ihre Erfolge ansiehst.", flüsterte ich leise.

,,Oh Mist, ganz vergessen.", murmelte er und schlug sich leicht mit der Hand an die Stirn.

Ich grinste ihn vom Boden aus an und ergriff seine Hand, welche er mir anbot. Yamato zog mich auf die Füße und verschränkte seine Finger mit meinen. Zärtlich strich er mir mit seinem rechten Daumen über den Handrücken.
Die Sonne ging langsam unter und der Himmel verfärbte sich allmählich orange. Hand in Hand schlenderten wir zum "Trainingsplatz" der Kinder und sahen, wie Anzu noch immer angestrengt versuchte, einen Doppelgänger zu erschaffen. Taichi und Nori saßen daneben und sahen ihm dabei zu.

,,Mensch, Anzu, willst du nicht langsam mal aufhören? Du kippst gleich um.", rief Nori besorgt.

,,Nein...Wer aufgibt, wird niemals ein großer Ninja...", brachte Anzu mit zusammengebissenen Zähnen heraus.

,,Da hast du zwar recht, aber du solltest trotzdem auf Nori hören. Nicht aufzugeben bedeutet nicht, sich maßlos zu überanstrengen. Du musst deinem Körper die Chance geben, sich an die neuen Umstände anzupassen.", rief Yamato neben mir.

Die drei Kinder sahen überrascht auf.

,,Hey, Yamato, wird ja auch langsam mal Zeit, dass du hier vorbeikommst. Du musst dir unbedingt unsere Fortschritte ansehen.", rief Anzu.

,,Was denn für Fortschritte? Seit zwei Stunden versuchst du, einen Doppelgänger zu erschaffen und dein bestes Ergebnis war ein blasser Klumpen, der nichtmal wie du aussah.", murmelte Taichi.

,,Pass nur auf Taichi, der nächste wird super.", entgegnete Anzu und formte erneut Fingerzeichen.

Ich spürte, wie Yamato meine Hand losließ, als der Junge ins Schwanken kam. Im nächsten Moment hielt er Anzu gerade so an der Schulter fest und bewahrte ihn so vorm Fallen.

,,Das wird er bestimmt, aber für heute ist es genug. Das Training ist beendet. Gehen wir wieder zurück zu den anderen.", erklärte Yamato ruhig.

Herz der Natur [Yamato x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt