|| 7 || Der Deal

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Avyanna Salvatore

«Du errätst nicht, was gerade passiert ist!», stürmt Mayra in mein Büro. Sie atmet schwer, als wäre sie den Weg hierher gerannt. Sie stützt ihre Hände in ihre die Hüfte, um Luft zu schnappen. Ein sonst so ordentlicher Dutt ist locker, einzelne Haarsträhnen fallen heraus und umranden ihr schmales Gesicht.

«Ich habe keine Ahnung, was geschehen ist», gestehe ich. Ich lege den Füller, mit welchem ich gerade noch Dokumente unterschrieben habe, auf meinem Schreibtisch ab, öffne das Schränkchen unter meinem Schreibtisch und hole zwei Gläser sowie Wasser und Sekt hervor. Leider ist mein Gin und Vodka Vorrat leer. Ich werde nachher meinen Butler Arthur anweisen müssen, dass er ein paar Flaschen aus dem Lager holt. Nun wende ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Mayra, während ich ihr Glas Wasser einschenke. «Aber ich gehe davon aus, dass ich entweder auf die guten Neuigkeiten trinken werde oder die schlechten Neuigkeiten wegtrinken werde.»

Mayra rollt ihre Augen, ergreift jedoch das Glas Wasser dankend. «Ich will nicht wissen, wie viel Geld an Alkohol wir wegen dir verschwenden.»
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. «Bist du, als meine Sekretärin und Beraterin, nicht für Finanzen verantwortlich?»
«Arthur kümmert sich um den Alkoholvorrat.» Mayra macht eine rasche Handbewegung, um zu signalisieren, dass das gerade nebensächlich ist. Aufregung schwingt in ihrer Stimme mit, als sie mich fragt: «Soll ich dir jetzt erzählen, welches Gerücht in der ganzen Villa sich wie ein Lauffeuer verbreitet?»

«Ein Gerücht?» Skeptisch kneife ich meine Augen zusammen, während ich einen Schluck Sekt nehme. «Du weißt was ich von Gerüchten halte.» Über mich schwirrten schon unzählige Gerüchte umher. Eines unrealistischer als das andere. Von <Avyanna ist Luigis Tochter> bis zu <Avyanna ist von Sergio schwanger> ist alles dabei.

Natürlich gab es auch allzu viele Gerüchte darüber, wie ich meine Arbeit machen würde. Eine Zeit lang hieß es, dass ich jeden Geschäftspartner entweder verführe oder Mord androhe. So weit von der Wahrheit entfernt ist dieses Gerücht wahrhaftig nicht. Genauso wenig wie das Gerücht, dass ich vor vielen Meetings Alkohol trinke. Aber wie soll ich sonst diese unerträglichen Lackaffen ertragen?

«Es gibt viele Augenzeugen!», beteuert Mayra. «Dorian selbst hat es gesehen!» Ihr Blick schweift zum Boden und ihre Stirn runzelt sich, als würde sie über etwas nachdenken. «Naja, er hat die Augen zusammengepresst, als es passiert ist, weil er es nicht mitansehen wollte, aber-»
«Jetzt sag schon», unterbreche ich sie. Ich lehne mich zurück und sehe Mayra in die Augen. «Um was für ein Gerücht handelt es sich?»
Sie platzt heraus: «Sergio und Cassian haben sich geküsst!»
Meine Augen reißen auf. Ich beuge mich nach vorne, lege meine Arme auf meinem Schreibtisch ab. «Sergio und Cassian haben sich geküsst?», wiederhole ich ihre Aussage hoffnungsvoll. «Bist du dir ganz sicher?»
Heftig nickt Mayra. «Dorian hat es selbst mitbekommen!»

«Was ist passiert? Wie kam es dazu?»
«Dorian sagte, sie hätten über etwas diskutiert, allerdings hat er nicht bekommen, um was es ging. Plötzlich habe Sergio Cassian gegen die Wand gedrückt und dann-»
Meine Stirn legt sich in Falten. «Sergio hat ihn an die Wand gepresst?» Wieder nickt Mayra. «Dann muss die Diskussion ziemlich hitzig gewesen sein. Ich habe noch nie mitbekommen, dass Sergio so ausrastet.» Nicht einmal, als ich ihm vor Monaten mitgeteilt habe, dass ich mich mit Leandro zusammenschließen würde, um den damaligen Capo dei capi zu stürzen. Unfassbar wie viel seitdem passiert ist, wie viel sich verändert hat.

«Ja», stimmt Mayra mir zu. «Ich wundere mich ebenfalls, worüber die Diskussion handelte.» Gleichzeitig trinken wir einen Schluck, während wir über mögliche Diskussionsthemen grübeln.
«Was ist danach passiert?», hacke ich nach.
«Cassian soll Sergio geküsst haben.»
«Nicht Sergio ihn?»
Sie schüttelt den Kopf. «Dorian ist sich ganz sicher.» Als sie von ihrem Freund spricht, wird ihr Blick ganz warm und ihre Gesichtszüge weich. «Er versprach, es sei die Wahrheit, da er die Szene seitdem nicht aus dem Kopf bekommt.» Sie kichert leicht. «Er sagte, er wäre ganz traumatisiert.»

Mafia Romance 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt