Epilog || 1 ||

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6 Monate später


Leandro Cassamento 

«Avyanna!», rufe ich sie mit einem verschmitzten Grinsen um den Mund. Meine Arme sind hinter meinem Kopf verschränkt, während ich halbnackt, in meiner weißen Bettdecke eingehüllt, auf meinem Bett liege.

Abrupt stoppt Avyanna, dreht sich mit einem panischen Ausdruck im Gesicht zu mir um. «Ich bin spät dran, Babe», teilt sie mir mit, als hätte sie dies nicht schon zehn Mal in den letzten fünf Minuten geflucht.
Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe, kann meine Belustigung nicht verbergen. «Möchtest du so gehen?»

Ihre Augen reißen auf, bevor sie rasch an sich herabblickt, jedoch scheint ihr nichts aufzufallen, denn ihre Stirn legt sich in Falten. «Was?», fragt sie mich drängend. «Hab' ich einen Knutschfleck?»
Ich lache. «Zumindest nicht an deinem Hals.»

Sie verdreht ihre Augen, allerdings verfärben sich ihre Wangen rötlich. «Ernsthaft, Babe, ich muss gehen.»
«Ich will dich nicht länger aufhalten.» Gerade, als sie sich rasch wieder in Bewegung setzt, rufe ich hinterher: «Aber vielleicht willst du zuerst deinen BH anziehen!»

Sie bremst so rasch ab, dass ich kaum sehe, wie sie sich in Handumdrehen zu mir herumwirbelt und ihre Kinnlade fällt. Mit großen Augen beobachtet sie, wie ich schmunzelnd ihren schwarzen BH unter der Bettdecke hervorziehe und in der Luft hin und her schwinge.

«Fuck.» Noch bevor sie das einsilbige Wort zu Ende gesprochen hat, zieht sie ihre rote Bluse über den Kopf.
«Nanana, das ist ein verbotenes Wort, schon vergessen?», grinse ich. Gott, habe ich Spaß! «Was werden Joe und Amalia denken, wenn sie das hören.» 

Vor drei Monaten haben Avyanna und ich beschlossen, dass Geschwisterpaar aufzunehmen, welches wir im Menschenlager auffanden, als sie nach der Explosion nur wenige Meter von Avyanna begraben lagen. 

Davor wohnten sie wie die meisten anderen Kindern in einem Hotel, welches durch Spendengelder der Bürger und Fördergelder der Regierung zu einem Waisenhaus umgebaut wurde. Bereits die Hälfte aller Waisenkinder haben Adoptionseltern gefunden, wobei die meisten Kindern von Frauen aufgenommen worden sind, die ebenfalls im gleichen Menschenlager gefangen gehalten wurden. Selbstverständlich haben wir alle mit ausreichend Geld versorgt, so dass sie ein unbeschwertes Leben führen können. Zudem haben Mayra und Sergio eine Organisation gegründet, die den missbrauchten Frauen und Kindern helfen soll, ein gutes Leben zu führen. Sie können sich rund um die Uhr an die Organisation wenden und erhalten dort alle mögliche Hilfe, angefangen von finanzieller Unterstützung bis hin zu psychologischer Betreuung.

Selbstverständlich besuchen wir die Kinder, die noch nicht das Glück hatten, adoptiert zu werden, regelmäßig. Avyanna hatte schon von Anfang an eine Bindung zu Joe und Amalia aufgebaut, die über die Wochen hinweg immer stärker wurden. Auch ich habe rasch mein Herz verloren an den schüchternen, aber verspielten Joe und an die mutige, verschmuste Amalia, die nie Bücher aus der Hand zu legen scheint.

Avyanna und ich wussten, dass es eine große Verantwortung mit sich bringt, auf Waisenkinder, die von einer  derartige Vergangenheit geprägt sind, jedoch bereuen wir unsere Entscheidung nicht (selbst wenn wir fast jede Nacht von Joes Albträumen oder Amalias Panikattacken geweckt  werden). 

Sowohl Cassian wie auch Avyannas Mutter und mein Vater äußerten Bedenken jetzt schon Kinder zu adoptieren, doch bei dem Gedanken, sie könnten von jemand anderem adoptiert werden, wurde uns schwer ums Herz. Nichtsdestotrotz haben wir erst die Entscheidung getroffen, als uns eine Betreuerin des Waisenshaus darauf ansprach, dass Amalia und Joe sind bei Besuchen von potenziellen Adoptionseltern immer ins hinterste Eck verkrochen. Als die Betreuerin sie darauf ansprach, meinte Amalia, sie würden nicht adoptiert werden wollen, weil sie sonst Avyanna und mich nicht mehr sehen würden. Wir haben noch an diesem Tag die Vorbereitungen für die Adoption begonnen. 

Mafia Romance 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt