|| 50 || Die Hitze und die Welle

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Avyanna Salvatore

Vor dem Gemälde der Mona Lisa bleiben wir stehen. Mayra und Dorian sind im Saal und helfen bei den letzten Vorbereitungen für das Event. Leandro und ich sind alleine. Zu zweit. Wenige Zentimeter trennen uns. Wir stehen uns so nah, sein herber Geruch umhüllt mich. Ein kleiner Schritt und unsere Hände würden sich berühren, eine kleine Bewegung und unsere Lippen würden sich finden.

Kurz huscht mein Blick zu Leandro, bevor ich wieder das Gemälde anschaue, als hätte ich mich an seinem Anblick verbrannt. Leandro sieht aber auch heiß in seinem Anzug aus! Ich wünschte, ich würde übertreiben, nur wird mir tatsächlich heiß, sobald ich nur seinen Blick auf mir spüre.

Ich räuspere mich und dennoch klingt meine Stimme belegt als ich sage: «Gib es zu.»
Seine Augen liegen auf mir. Ein Feuer entfacht in mir. «Was?» Er legt seinen Kopf schief, lässt seinen Blick über mich gleiten. Er befeuchtet sich die Unterlippe. «Dass ich dich-»
«Dass das nicht das Original ist», unterbreche ich ihn mit geweiteten Augen. Ein Teil – ein verdammter großer Teil – möchte wissen, wie sein Satz geendet hätte, allerdings ist das nicht der passende Zeitpunkt. Wir haben noch eine Stunde bis zum Event, das im schlimmsten Fall mir meinen Titel und Mafia kostet. Wir können nicht...! Wir müssen professionell bleiben.

«Das Gemälde?», fragt Leandro nach, als könne auch er nur durch einen Nebel denken.
Auch ich benötige zwei Sekunden, um seine Frage zu verstehen. Knapp nicke ich. «Ja. Das Gemälde.»
Verdammte Scheiße, reiß dich zusammen, Avyanna!

Leandro geht einen kleinen Schritt auf mich zu, lässt seine Augen nicht von mir. «Ich muss dich leider enttäuschen.» Ich wage es nicht, ihn anzuschauen. Mein Blick brennt sich in das Gemälde, wie Leandros Blick meinen Körper in Flammen setzt – besonders eine bestimmte Stelle zwischen meinen Schenkeln. Seine Hand berührt meine. Gerade lang genug, um ein Kribbeln auszulösen. «Ich würde dich nie anlügen.»

Ich presse meine Lippen aufeinander, noch immer mit dem Blick auf der Mona Lisa. Ich schüttele meinen Kopf. «Der Louvre würde niemals das echte Mona Lisa Gemälde verkaufen.»
Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem angedeuteten, schiefen Lächeln. «Stellst du etwa die Wahrheit in meinen Worten in Frage, Avyanna?»

Wie er meinen Namen mit seiner rauen Stimme ausspricht...
Oh, scheiße.
Ich brauch dringend wieder Sex.

Aber nicht jetzt. Nachher. Vielleicht.

Das Event hat Priorität – nur sieht das mein Körper etwas anders.

«Ich?», frage ich gespielt empört, um die sexuelle Spannung zwischen uns zu überfliegen. Ich drehe mich zu ihm um und endlich, endlich, treffen sich unsere Blicke. «Das würde ich mir nie erlauben.» Ein Funkeln leuchtet in meinen Augen und eine Hitze brennt in meinem Inneren, während zugleich eine Wärme mein Herz höherschlagen lässt. «Wie kannst du es wagen, mir diese Unverfrorenheit zu unterstellen, Leandro?»

Er schnaubt, doch es klingt mehr wie ein unterdrücktes Lachen. «Oh, nein, wie unhöflich von mir! Verzeih mir, Liebste», lacht er leise. «Ich verdiene eine Strafe für diese anmaßende Unterstellung.»

Gleichzeitig fällt unser Lächeln. Die Stimmung schlägt um. Ich schlucke schwer. Wir schauen uns an und ich weiß nicht, wie es möglich ist, aber mit jeder Sekunde intensiviert sich unser Augenkontakt; geht tiefer, wird intimier.

Ich unterbreche den Augenkontakt als Erste.

Leandro räuspert sich und gemeinsam schauen wir auf das Gemälde, noch immer so nahe stehend, dass sein Duft mir den Verstand raubt und seine Nähe mich in den Wahnsinn treibt.

«Ich habe nie behauptet, dass das Louvre mir das Gemälde verkauft hat», setzt Leandro der unerträglichen Stille ein Ende.
Meine Stirn legt sich in Falten und bevor ich mich stoppen kann, wandert mein Blick zu seinem. Mit großen Augen starre ich ihn an. «Du hast nicht-»
Langsam verziehen sich seine rosigen Lippen zu einem schiefen Lächeln. Er zuckt entschuldigend mit seinen Schultern, aber in seinen Augen ist von Reue keine Spur. Im Gegenteil. Verschmitzt grinst er mich an. «Ich dachte, es würde nicht den besten Eindruck machen, wenn ich gestehe, dass es Diebesgut ist.»

Mafia Romance 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt