|| 16 || Zweite Chance

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Avyanna Salvatore

Eine Leiche. Jemand ist gestorben. Mord? Wer? Wann? Wo?

«Avyanna?», erklingt zögerlich die Stimme meiner Mutter. Ihr Blick spricht von Besorgnis, Angst. Ob sie fürchtet, es habe etwas mit der Mafia zu tun? Hat es das denn?
«Avyanna?», ertönt nun auch Leandros Stimme. «Bist du noch dran?»
Ich schlucke. «Ja, Leandro, ich bin noch dran.»
«Ich bin in zehn Minuten bei dir.»
Meine Stirn legt sich in Falten. In Zehn Minuten? Ist der Cassamento Turm nicht eine halbe Stunde von hier entfernt? «Bist du in der Nähe?»
Leandro zögert. «Ja.»
«Lügner», murmele ich. «Ich erwarte dich in einer halben Stunde.»
«A-», setzt Leandro an.
«Fahr nicht zu schnell», unterbreche ich ihn und lege auf.

Seufzend stecke ich mein Handy in meine Hosentasche, Sorgenfalten bilden sich auf meiner Stirn. Alle Augen liegen auf mir. Meine Mutter und Miguel wirken besorgt, Ronaldo hingegen gereizt gemischt mit einem Hauch von Neugierde.
«Was ist los?», fragt Miguel mich.
Ich presse meine Lippen aufeinander, seufze schwer. «Es wurde eine Leiche gefunden.»
«Was?», schießt es gleichzeitig aus Diane und Miguel heraus. Ronaldo runzelt seine Stirn, scheint in Gedanken versunken.
«Wessen Leiche?», hackt meine Mutter nach.
Ich zucke mit den Schultern. «Das wüsste ich auch gerne.»

Solange nicht ein Wunder geschehen ist und es sich bei dem Leichnam und Vincenzo handelt, sind das alles andere als erfreuliche Nachrichten. Der Krieg ist noch nicht lange her und bereits folgt der nächste Tod. Da Leandro mich angerufen hat und mich sofort treffen möchte, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Mafia-Angelegenheit handelt.

Angst umklammert mein Herz, als ein Gedanke in meinen Kopf schießt – naja, drei Gedanken um genau zu sein. Mayra. Dorian. Sergio. So schnell, wie ich das Handy in die Hose gesteckt habe, hole ich es nun wieder raus. Gerade in diesem Moment leuchtet eine neue Benachrichtigung auf. Sergio. Er lebt. Ohne auf seine Nachricht zu tippen, rufe ich Mayra an. 

Beim zweiten Klingeln nimmt sie ab. «Hey, Ava.» Vor Erleichterung wird mein Herz ganz leicht, als ich ihre weiche Stimme höre. «Wieso rufst du an? Bist du nicht bei der Hochzeitsplanung?»
«Ist Dorian bei dir?», platzt es mir heraus, ohne auf ihre Fragen einzugehen.
«Er ist gerade trainieren. Wieso fragst du? Ist etwas passiert? Sollen wir dich abholen?»
«Wann hast du zuletzt mit Dorian Kontakt gehabt?»
«Vor zehn Minuten», antwortet Mayra. «Und jetzt sag mir mal endlich, was los ist!»

Erleichtert atme ich aus. Mayra und Dorian leben. Leandro lebt. Sergio lebt. Miguel und meine Mutter leben. Cassian wird ebenfalls leben, sonst hätte ich dies in Leandros Ton herausgehört. Alle meine Liebsten sind am Leben.

«Leandro rief mich gerade an», erkläre ich Mayra, «er teilte mir mit, dass eine Leiche gefunden wurde.»
Kurze Zeit bleibt es still. «Hat er dir nicht verraten, um wen es sich handelt?»
«Er holt mich gleich ab und wird es mir persönlich erzählen.»
«Oh.»
«Ja.»
«Schreib mir, sobald du mehr weißt.»
«Ja, werde ich machen.»

Sobald ich aufgelegt habe, fragt mich meine Mutter: «Geht es Mayra und Dorian gut?»
Ich nicke.
«Und dir?», fragt sie mich nun. «Geht es dir gut?»
Ich zucke mit den Schultern. Wie soll es mir denn gehen? Jemand ist gestorben und diese Person ist aus irgendeinem Grund so wichtig, dass Leandro mir nur persönlich verraten möchte, um wen es sich handelt. «Ein Tod wird mich schon nicht aus der Fassung bringen», antworte ich.
Miguel mischt sich ein: «Falls ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen.»
«Danke, Miguel.»


Fünfzehn Minuten später erhalte ich Leandros Anruf. «Was ist los?», frage ich ihn.
«Ich bin da.»
Mein Blick wandert zur Wanduhr. «Du bist zehn Minuten zu früh.»
«Ich bin langsam gefahren!» Leise fügt er hinzu: «Langsamer, als ich eigentlich wollte.»
Meine Mundwinkel zucken. «Ich bin in fünf Minuten bei dir.» Dann lege ich auf.

Mafia Romance 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt