|| 40 || Kollateralschaden

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Avyanna Salvatore

«Gute Arbeit.» Leandro und ich klatschen uns in die Hände. Stolz lächelt er mich an. «Wir sind ein gutes Team.»
«Ja, das sind wir», stimme ich ihm zu. Die Aufteilung der Kinder und Frauen lief problemfrei ab. Gerade tragen Dorian, Dante, einer meiner besten Soldaten, und Louis, ein Kapitän der Cassamento Familia, die Namen sowie Alter aller Kinder und Frauen ein und wo sie unterkommen werden.

Mein Blick schweift über das Gelände. Ich runzle meine Stirn. «Ist Sergio noch immer bei Lucius?»
Nun schaut Leandro sich ebenfalls um. Er zuckt mit den Schultern, bevor er seinen Blick wieder mir zuwendet. «Falls du glaubst, dass Sergio Lucius ermordet haben könnte, kann ich dich beruhigen. Ich gehe stark davon aus, dass Cassian bei ihnen ist. Er wird schon aufpassen.»

Ich runzle meine Stirn. «Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl.»
«Unsere Arbeit hier ist erledigt. Wie wäre es, wenn wir Sergio und Cassian suchen gehen?»
Dankbar lächle ich ihn an. «Ja, das wäre gut.»

Gerade als wir losgehen wollen, sehen wir Cassian. Er läuft auf uns zu. Alleine. Er geht wie immer mit perfekter Haltung auf uns zu, jedoch wirkt er steif. Eine schwarze Sonnenbrille sitzt auf seiner Nase, verdeckt seine Augen.
Leandro und ich werfen uns einen irritierten Blick zu, bevor wir Cassian entgegenlaufen. Sobald wir ihn erreichen, frage ich: «Wo ist Sergio?»

Cassians Lippen bilden eine dünne Linie. Er wirkt verändert; verletzt. «Wir haben ein Problem.»
Leandro tritt einen kleinen Schritt nach vorne, mustert Cassian besorgt. «Was ist passiert?»
«Ist etwas mit Sergio passiert?», frage ich besorgt nach. Ich bin wahrlich nicht im emotionalen Zustand für weitere Sorgen und schon gar nicht, wenn es um einer meiner Liebsten geht.

Cassian benötigt mehrere Sekunden, um zu antworten. «Sergio ist weg.»

«Wie weg?», frag ich perplex nach. «Ist er schon zurückgefahren? Gab es ein Notfall in der Mafia, von dem ich nicht unterrichtet wurde?»
«Oder findest du ihn nur nicht?», hackt Leandro nach. «Ist er nicht bei Lucius?»
«Doch.» Cassian knirscht mit den Zähnen. Seine Stimme ist brüchig, als er ergänzt: «Sergio ist bei Lucius.»

Die Falten graben sich tiefer in meine Stirn. Die Zahnräder in meinem Gehirn drehen sich, versuchen aus Cassians Worten einen Reim zu machen, scheitern jedoch. «Wie kann er dann weg sein?»
Cassian wendet seinen Blick ab, atmet scharf ein und tief aus. Er schluckt schwer, als habe er einen Kloß im Hals. Dann schaut er uns wieder durch seine Sonnenbrille an. «Sergio und Lucius sind weg.»

«Wie bitte?» Ich schüttele meinen Kopf. «Wieso sollten sie weg sein? Meinst du etwa, dass Sergio Lucius umbringt, oder was?»
Trocken lacht er. «Ich wünschte es.»

Leandro und ich schauen uns besorgt an. Was auch immer hier vorgeht; etwas stimmt gewaltig nicht. Nun legt Leandro eine Hand auf Cassians Schulter. «Was willst du uns sagen, Cassian?»
Seine Lippen beginnen zu beben, seine Kieferpartei spannt sich an. Eine Träne fließt seine Wange herab. «Sergio-» Seine Stimme bricht ab. Zitternd atmet er durch. «Er ist mit Lucius geflüchtet.»

«Aber wieso sollte-» Ich stocke. Langsam, wie in Zeitlupe, weiten sich meine Augen. Leicht schüttele ich meinen Kopf. «Nein.» Mein Kopfschütteln verstärkt sich. «Nein, nein, nein.»
«Er hat uns verraten», flüstert Cassian unter Tränen. «Sergio hat uns verraten.» Ich will gerade widersprechen, als Cassian leise hinzufügt: «Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er ist weg.»

Deshalb verhielt er sich in letzter Zeit eigenartig. Wir haben es alle gemerkt. Wir wussten alle, dass etwas vor sich geht, aber nie hätte ich gedacht, dass ...
Nein, das macht keinen Sinn. Nein. Nein!

Cassians weinerliche Stimme durchbricht meinen Denkprozess: «Sergio ist ein Verräter.»

Ich stolpere einen Schritt zurück. Dann einen weiteren. Und noch einen. Tränen versperren meine Sicht, bis ich nur Leandros und Cassians unscharfe Umrisse erkennen kann. Mein Kopf dröhnt, die Welt dreht sich, meine Beine verlieren die Kraft. Heiße Tränen fließen meine Wange herab. Ich kann keinen Gedanken fassen, nur «Nein», hallt in meinen Kopf wider, als würde ich mich wehren, die Tatsachen zu akzeptieren.

Mafia Romance 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt