23.Kapitel

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Ich gab ihm einen sanften Kuss auf den Nacken und seufzte. Langsam lösten wir uns von uns voneinander und ich schaute Shoto in die Augen. Plötzlich nahm er meine Hand, zog mich in sein Zimmer und schloss die Tür ab, bevor er mich ans Bett führte und wir uns gemeinsam hinsetzten. Nervös knetete er sich die Hände, während er intensiv auf den Boden schaute. Man merkte ihm an, dass er angespannt war.

„Sie fehlt dir oder?", fragte ich, als ich meine Hand auf seine legte und sein Gesicht mit der anderen Had zu mir drehte. „Ich...j-ja..", antwortete er nervös, als sein Blick durch den ganzen Raum wanderte.

„Dann solltest du ihr eine Chance geben, Shoto.", erwiderte ich ruhig. „Touya vermisst sie auch. Wie er mir erzählt hat, ist das Verhältnis zwischen ihm und eurer Mutter seit längerer Zeit nicht in Ordnung und ich denke, es wäre nicht nur gut für dich, sondern auch für ihn. Ihr solltet euch mit euerer Mutter ausprechen..", fügte ich hinzu.

„Eigentlich ist sie ein guter Mensch..sie war immer sehr offen und wenn wir mal als Familie ausgegangen sind, waren es sie und Natsuo, die die die Stimmung reingebracht haben. Ich konnte mit ihr über Alles reden. Vom Mobbing wegen meines Status, bis zur Beziehung mit Momo. Sie ist auch ein sehr vertrauenswürdiger Mensch. Einmal hatte ich ihr anvertraut, dass ich mit dem Alkohol angefangen habe und sie hat es nicht meinem Vater oder auch irgendwem erzählt. Als es sich dann herausstellte, dass ich viel Spaß daran hatte, mich zu betrinken und das nicht mehr nur an Wochenenden, waren alle etwas schockiert. Daran merkte ich, dass meine Mutter meine Geheimnisse für sich bewahren konnte. Aber..dieses Geheimnis konnte ich ihr nicht anvertrauen. Ich wusste, es wäre etwas was sie nicht akzeptieren könnte. Was sie nicht für sich behalten könnte. Womit sie erst gar nichts zu tun haben will. Schließlich hatte sie Touya vor einigen Jahren aus der Familie verstoßen, weil er sich geoutet hat. Er stand wenigstens zu seinen Gefühlen..", erzählte Shoto leise und mit gesenktem Blick, während ich weiterhin seine Hand hielt.

„Vielleicht hat sie darüber nachgedacht. Dass ihr ihre Söhne seid und es euer Leben ist. Dass sie irgendwann sterben wird und euch dann nicht weiterhin verbieten kann, einen Mann zu lieben. Vielleicht hat sie ja eingesehen, dass es ihr nicht zusteht, eure Sexualität zu bestimmen..sie ist bestimmt sehr traurig darüber. Ich meine, für Touya ist es der erste Anruf nach einigen Jahren und sie kam gut ohne ihn klar. Wahrscheinlich, weil du noch da warst. Ich glaube, weil nun auch du weg bist, fühlt sie sich komplett alleine. Sie hat nur noch ihre zwei anderen Kinder..und vielleicht..haben sie auch mit ihr geredet und ihr die Augen geöffnet. Hör ihr wenigstens zu..", erklärte ich sanft, bevor ich sein Kinn hob und ihm näher kam.

„Was ist wenn es schief läuft..", hauchte er verzweifelt. „Ich bin doch da.", versicherte ich, bevor ich meine Lippen auf seine legte und ihm einen zarten Kuss gab.

Ich bin da Shoto. Selbst, wenn es in die Hose geht. Wir werden solange nicht gehen, bis alles geklärt ist.

„Danke..", flüsterte er, als wir uns lösten und er seine Stirn gegen meine legte. „Versprich mir, dass du an meiner Seite bleibst und redest, wenn ich schweige..", fügte er hinzu bevor ich leicht lächelte.

„Ich werde sogar deine Hand halten, um dich zu unterstützten. Immerhin ist das ein großer Schritt und ich bin hier, um dir genau dabei zu helfen, also mach dir keine Sorgen.", kam es beruhigend von mir. „Versprochen?", hauchte er ernst. „Versprochen.", erwiderte ich sicher.

-

Wir saßen gerade in Touyas Auto auf dem Weg nach Tokyo. Wir waren alle sehr aufgeregt.

Touya konnte sich nach Jahren endlich wieder  mit seiner Mutter aussprechen, Shoto wird sich endlich freiwillig Outen und ich freute mich darauf, dass Shoto bleibt, wenn alles gut geht.

Während der Fahrt, hielt ich zur Beruhigung Shotos Hand. Auch Touya war ganz aufgeregt. Er konnte nicht ruhig auf seinem Stuhl sitzen bleiben. Ständig wechselte er seine Postition. Saß mal aufrecht und manchmal angelehnt.

„Ich glaube an euch.", war der erste Satz, der seit der Fahrt durch das Auto hallte. Shoto schaute mich an und auch sein Bruder richtete seinen Blick anhand des Rückspiegels auf mich.

„Es wird alles wieder gut..", versicherte ich, als ich Shotos Hand fester drückte. Shoto lehnte sich an meine Schulter und schien sich beruhigen zu wollen.

Ich war ein echt Optimistischer Mensch. Selbst wenn eine Situation aussichtslos war, versuchte ich Hoffnung zu finden und mir einen Weg aus den Problemen zu schaffen.

Und auch hier war ich mir nicht sicher, wie ihre Mutter reagieren wird. Ich konnte diese Frau eben nicht einschätzen. Man konnte einen Todoroki im allgemeinen einfach nicht einschätzen.

Auch wenn ich mir bewusst war, dass es schief gehen könnte, vetraute ich dennoch auf mein Bauchgefühl. Es konnte mir nichts versichern, aber ich wollte ihre Hoffnung nicht zerstören.

-

Wir standen vor dem riesigen Haus der Todorokis. Touya direkt vor der Haustür und Shoto und ich gleich hinter ihm. Er atmete tief ein und aus, bevor er klingelte. Shoto drückte meine Hand fester. Er war so nervös und angespannt.

„T-Touya..", kam es von der Tür, als wir alle gleichzeitig unseren Blick hoben. Todoroki-san stand dort und sie sah..verheult aus.

„Mutter..", sagte Touya leise, bevor er ein wenig zur Seite ging, damit sie Shoto sah. „Shoto..du auch..", gab sie überrascht von sich, während er sich nicht traute, sie anzuschauen. Er starrte stattdessen intensiv auf den Boden.

„I-Ich..kommt rein..", sagte sie, bevor Touya wortlos das Haus betrat. Shoto und ich standen noch vor der Haustür. Er war wie angewurzelt und starrte weiterhin nach unten.

„Shoto, wir sollten rein..", flüsterte ich, als ich langsam sein Kinn nahm und es zu mir drehte. Seine Augen waren voller Tränen und als ich ihn zu mir gedreht hatte, flossen seine Tränen an seinen Wangen herunter. Sofort wischte ich sie ihm weg und schlang ihn in eine Umarmung. Es musste wirklich schwer für ihn gewesen sein.

„Wir sollten wirklich rein. Sonst kommen wir nicht voran..", hauchte ich an seine Schulter, bevor wir uns langsam lösten und durch die offene Tür gingen.

Im Wohnzimmer angekommen, setzten wir uns alle zu Touya und Todoroki-san auf die Couch.

Es herrschte eine etwas unangenehme Stille. Keiner schien was sagen zu wollen. Es war so, als würde keiner wissen, wie er anzufangen hat. Plötzlich kam mir mein Versprechen wieder in den Sinn. Ich sollte reden, wenn er schwieg, also tat ich es auch.

„Todoroki-san..sie wollten die beiden wiedersehen?", fragte ich, um endlich ins Gespräch zu kommen.

„Ja..ich wollte sie sehen..schließlich sind sie meine Söhne..", erwiderte sie leise, bevor sie am Ende des Satzes leicht lachte und mit tränengefüllten Augen auf die Beiden schaute.

„U-Und wie kam es dazu..", kam es endlich von Touya.

Der Typ spielt immer den starken, aber wenn er vor seiner Mutter steht, ist er ruhig und nervös! Also echt!!

„Ich..Ich will euch was fragen..", antwortete sie mit gesenktem Blick, bevor ich schluckte.

Was will sie fragen? Sie kann alles fragen. Sie könnte auch eine echt unfreundliche frage stellen.

Wie zum Beispiel: "Ist euch euer Freund wichtiger, als eure Mutter?

Oder "Wie konntet ihr eure Schwulenbeziehung nur über die Familie stellen" oder so.

Langsam wurde auch ich nervös.

Was will sie fragen..

A water please! | A Todobaku StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt