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Als ich aufwache, liege ich auf der Couch, zugedeckt mit der bunten Decke, die meine Mom von ihrer Mutter mal zu Weihnachten geschenkt bekommen hat und die schon seit wir das Haus haben, hier liegt.
Ich frage mich, wie ich auf dem Sofa einschlafen konnte...
Das passiert mir sonst nie.
Ich setze mich auf und sehe ein Glas Wasser auf dem Tisch neben dem Sofa stehen, nach welchem ich sofort greife, um einen Schluck zu nehmen. Als ich es wieder abstelle, bemerke ich den Zettel, der daneben liegt.
Darauf steht der Name Paco und eindeutig eine Handynummer. Auf einmal ist mir alles wieder klar. Ich weiß wieder, was gestern passiert ist und ich glaube, dass ich gleich wieder anfangen möchte, zu weinen.
Schnell speichere ich mir Pacos Nummer im Telefon und schreibe ihm sofort eine Nachricht.

Guten Morgen
Danke, dass du gestern für mich da warst, obwohl wir uns überhaupt nicht kennen.
LG Belle

Ich bezweifle zwar, dass er die Nachricht heute noch erhält, denn wenn ich mich recht entsinne, dann hat er ja gesagt, dass er hier in dem Wäldchen unterwegs war und ich glaube, dass man hier kein so gutes Netz hat.
Doch den Gedanken schiebe ich erstmal beiseite und mache mich auf den Weg in mein Zimmer, um mir etwas anzuziehen. Auf dem Weg nach oben begegne ich Ben.
„Morgen", nuschelt er und sieht ziemlich verschlafen aus.
„Hey", sage ich und hoffe, dass meine Eltern nichts von dem ungeplanten Besuch in der Nacht mitbekommen haben.

Als ich dann endlich geduscht und mich angezogen habe, gehe ich wieder nach unten und bemerke schon von der Treppe aus den Geruch nach aufgebackenen Brötchen.
„Guten Morgen Belle", begrüßt mich mein Dad und stellt noch ein paar Marmeladengläser auf den Tisch.
„Morgen", sage ich und helfe ihm beim Tischdecken.
Keine zwei Minuten später, steht meine Mom bei uns und sieht mich fragend an.

„Was war denn in der Nacht los? Ich habe Stimmen gehört."
Ich reiße erschrocken die Augen auf. Mist, daran habe ich überhaupt nicht gedacht...
„Äh...ja...", ich räuspere mich.
„Ben und ich...", beginne ich und bemerke den warnenden Blick von meinem Bruder.
„Ja...wir waren in der Nacht beide wach, weil wir was trinken wollten und da...da sind wir uns in der Küche begegnet."
Den Blick den ich meinem Bruder hinter Muttis Rücken zuwerfe, versteht er zum Glück und hilft mir aus meiner Situation.
„Äh...ja...Ich hatte keine Wasserflasche mehr in meinem Zimmer und da bin ich in die Küche gegangen, wo ich Belle getroffen habe."
Ben kann das mit dem Lügen viel besser als ich und ich sehe ihm dankbar in die Augen.

Unsere Mutter scheint es uns abzukaufen und ich atme erleichtert auf, als sie sich der Kaffeemaschine zuwendet. Ich lasse mich auf meinem Platz nieder und Ben beugt sich zu mir rüber um zu flüstern: „Ich glaube, du musst mir da was erklären." Er zwinkert und ich nicke nur.
Wir frühstücken gemütlich...so wie früher und jeder erzählt irgendeine Neuigkeit. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sehr ich die drei eigentlich vermisse. Ja okay, mit Sissy und Me ist es auch super...aber die drei hier sind meine Familie...

„Also, jetzt kannst du es mir sagen", drängt Ben flüsternd, als wir die Treppe nach oben gehen, um uns Badesachen anzuziehen, da es draußen schon wieder fast dreißig Grad sind.
Ich seufze ergeben und erzähle ihm wirklich alles. Er sitzt abwartend auf meinem Bett, während ich mich hinter der Schranktür umziehe und hört aufmerksam zu. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu laut rede...nicht, dass meine Eltern was davon mitbekommen.

„Und denk dran", sage ich, „kein Wort zu Mama und Papa! Das geht die gar nichts an. Hast du mich verstanden?", frage ich Ben, als ich fertig mit der ganzen Story bin und mich neben ihn gesetzt habe.
Er nickt: „Wie früher...schon klar." Ben zwinkert mir zu und ich wuschele durch sein blondes Haar. Aber da er nun mal so ist, wie er ist, schiebt er meine Hand sofort zur Seite und als ich lache, verdreht er nur die Augen.

Wo die Liebe hinfällt... (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt