Es ist also Freitagabend und ich hole Paco in seinem Viertel ab, damit wir zusammen in den Garten meiner Eltern gehen können. Meine Eltern meinten, sie hätten Grillzeug gekauft und die Terrasse hübsch gemacht.
„Hey", sage ich, als er aus der Tür des Wohnblocks tritt, vor welchem ich auf ihn gewartet habe.
„Hi", er beugt sich zu mir runter, um mir einen Kuss auf die Lippen zu drücken.
„Und...aufgeregt?", frage ich ihn und er schüttelt nur den Kopf.
„Quatsch...kein bisschen. Ich bin die Ruhe in Person."
Ich muss lachen und greife nach seiner Hand. Dann gehen wir los. Von hier aus sind es gut zwanzig bis dreißig Minuten bis zum Schrebergarten meiner Eltern.
Die Zeit, in welcher wir laufen, verbringen wir mit reden. Paco erzählt wieder von seinen Ferienplänen. Auch von seinen Freunden unten in Spanien. Manche davon scheint er gerne wiedersehen zu wollen, doch auf andere könnte er gut verzichten. Außerdem freut er sich auf die Katze seiner Oma und generell das Meer.
Ach...das Meer...
„Wie weit ist es denn noch?", fragt Paco, als wir schon an der ewig langen Hauptstraße sind.
„Nicht mehr lang", ich lache und beginne, ihn über meine Familie aufzuklären. Ich erzähle ihm von meiner Mutter Giselle, meinem Dad Jens und meinem Bruder Ben. Er nickt und fragt, wie alt mein Bruder ist. Ich sage, dass er nächstes Jahr in die elfte Klasse kommt und er zieht die Augenbrauen hoch.
„Er geht auch ans Gymi?", fragt er und ich nicke.
Oh Mann...das hatte ich ja vollkommen verpeilt. Die beiden könnten sich ja schon mal über den Weg gelaufen sein.Schließlich kommen wir am verschlossenen Tor der Gartensparte an und Paco sieht mich fragend an: „Hast du einen Schlüssel?"
Ich grinse ihn verschmitzt an: „Nop."
Dann fährt er sich durch die Haare: „Und wie...", beginnt er, doch da habe ich schon den alten Trick angewendet und das Schloss mit meinen Finger geöffnet. Wenn man es geschickt anstellt kann man es von der anderen Seite reindrücken und somit öffnen.
„Clever", meint Paco nur und ich muss grinsen.
Schon von weitem höre ich die Musik, die sicherlich aus dem uralten Radio meines Dads kommt und muss lächeln, als wir das Türchen erreichen.
„Hier lang", weise ich meinen Freund ein, der mir über den steinernen Weg nach hinten folgt.
Vor dem Häuschen hat mein Papa in den letzten Wochen eine Veranda gebaut und eine Sitzgruppe draufgestellt.„Ach, da seid ihr ja", höre ich meine Mutter begeistert rufen, die gerade den Tisch abwischt.
„Hi", sage ich und sie nimmt mich in den Arm, dann dreht sie sich zu Paco, der sie freundlich anlächelt.
„Hola", sagt er, „...ich bin Paco."
Meine Mom nickt im lächelnd zu: „Giselle. Aber du kannst mich Gigi nennen, machen alle so."
Mein Freund nickt freundlich, als sich mein Dad zu uns gesellt.
„Jens", stellt er sich mit gewohnt dunkler Stimme vor. Ich merke, dass er etwas einschüchternd wirken möchte, doch das gelingt ihm nicht. Er ist einfach nicht der Typ dafür, schon nach wenigen Sekunden hält er es nicht mehr aus und muss einfach lächeln. Dann wendet er sich wieder dem Grill zu. Auf einmal höre ich eine Fahrradklingel und drehe mich um. Da kommt auch schon Ben auf uns alle zu und will meinem Dad etwas übergeben. Dieser deutet jedoch nur mit dem Kopf nach drinnen, also geht mein Bruder in das kleine Häuschen und legt das Ding irgendwo hin.„Also...schön, dass wir dich jetzt endlich auch mal so richtig kennenlernen dürfen", meint meine Mom, als das Essen auf dem Tisch steht und wir beginnen, unsere Teller zu füllen. Paco nickt und meint, dass er es genauso schön findet. Er ist einfach perfekt.
Dann beginnt die Fragerunde...
Mein Dad fängt an und fragt, in welche Schule er geht und was er danach vorhat. Meine Mom fragt ihn über seine Familie in Spanien aus und Paco berichtet von unserem bevorstehenden Urlaub dort.
Nur mein Bruder ist still und isst friedlich seinen Teller leer. Dann nimmt er sich sein Handy und verzieht sich in die Hängematte. Ich muss schmunzelnd den Kopf darüber schütteln.
„Also...und ihr beide wollt zusammen nach Spanien fliegen?", fragt dann mein Dad und ich nicke. Skeptisch betrachtet er erst mich, dann Paco, ehe er nickt.
„Viel Spaß."
Ich atme erleichtert aus, so wie er geschaut hat, hätte man glatt denken können, er hat was dagegen.
Puh...Glück gehabt.
Auch Paco fallen ein paar Themen ein, über die er mit meinen Eltern spricht. Während sie dies tun, sehe ich meinem Freund einfach nur dabei zu. Ich liebe es, wie seine Lippen jedes Wort umschmeicheln und als mein Name fällt werde ich brutal aus meiner Traumwelt geholt.
„Äh...was?", frage ich verdattert und sehe meine Mom grinsen.
Mein Dad beginnt von meinem Geburtstag zu reden. Da ich achtzehn werde, will er wissen, ob ich was Spezielles geplant habe, doch ich schüttele den Kopf.
„Vielleicht könnten wir bei euch feiern?", frage ich hoffnungsvoll.
Meine Eltern sehen sich fragend an, ehe sie nicken.
„Klar, kein Problem. Sag einfach wann und wer alles kommt und wir bereiten was vor."
Meine Mutter strahlt mich an und dann wird das Thema auch schon wieder gewechselt.Irgendwann hören wir die Glocken eines Kirchturmes in der Stadt läuten und meine Mutter sieht erschrocken auf die Uhr.
„Ach...es ist ja schon um neun!", meint sie und beginnt alles vom Tisch zu räumen. Paco und ich stehen auf, um ihr dabei zu helfen. Doch als wir die erste Ladung auf die Ablage in der Laube gestellt haben, sagt sie: „Ich schaff das schon alleine. Macht ihr euch lieber auf den Weg nach Hause. Ihr habt es etwas weiter als wir. Bis bald mal."
Sie drückt mich und gibt Paco die Hand zum Abschied, ehe wir uns auch von Dad und meinem Bruder verabschieden.
Als wir die Kleingartenanlage verlassen, sehe ich zu meinem Freund, der seinen Blick stur nach vorne gerichtet hält.
„Lief doch gar nicht so schlecht, oder?", frage ich und er nickt.
„Ich...das...du bist die erste Freundin, deren Eltern ich kennengelernt habe...", meint er und sieht zu mir runter. Ich schlucke, als mir die furchtbare Begegnung mit Ricks Mutter einfällt.
„Und?", frage ich und Paco zuckt mit den Schultern.
„Es lief gut, oder?", fragt er mich und ich nicke.
„Sie mögen dich", sage ich und muss lächeln.
„Das ist gut", er nimmt meine Hand und führt sie zu seinem Mund, um einen Kuss drauf zu drücken.
„Schläfst du heute bei mir?", will er wissen und ich sehe ihn grübelnd an.
„Willst du das denn?", frage ich gespielt unschuldig und er nickt.
„Ja, nichts lieber als das."
Ich muss lächeln: „Okay, dann gehen wir zu dir."
Dann fällt mir ein: „Ich muss Sissy und Me Bescheid sagen."
Als ich nach meinem Handy in meiner hinteren Hosentasche greife und es anschalten will, geht gar nichts. Mist...Akku leer.
„Hier...nimm' meins", sagt Paco und reicht mir sein Smartphone, welches er schon entsperrt hat. Ich öffne die Anwendung für das Telefon, ehe mir einfällt, dass ich weder Sissys noch Me's Nummer weiß. Ich stocke und mein Freund sieht mich fragend an.
„Was ist?"
Ich lache verlegen: „Ich weiß weder Sibels noch Esmeraldas Nummer."
Paco zuckt mit den Schultern, als wäre das kein Problem und sagt: „Logg dich doch einfach bei Insta ein und schreib einer von beiden."
Ich nicke und tue, was er sagt. Innerhalb von Sekunden habe ich Sissy geschrieben und sie antwortet, dass sie sich das schon gedacht habe und wünscht uns eine gute Nacht.Irgendwann kommen wir schließlich in Pacos Wohnung an.
Paco und ich gehen in sein Schlafzimmer, wo er mir ein T-Shirt von sich gibt, was ich zum Schlafen anziehen kann.
Nachdem ich nochmal auf der Toilette war, kuschele ich mich neben meinen Freund in dessen Bett.
Ich atme tief ein und bemerke, dass Paco nach einer köstlichen Mischung aus irgendeinem Aftershave oder Duschgel, dem Grillrauch und seinem eigenen Geruch riecht.
„Der Abend mit dir war echt toll", sage ich und streiche über seine Brust.
„Deine Familie ist schwer in Ordnung", meint er und ich kann nur nicken, denn auf einmal bin ich furchtbar müde und innerhalb weniger Sekunden fallen mir auch schon die Augen zu.
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Wo die Liebe hinfällt... (2)
Fiksi RemajaRick hat Belle verlassen und nun weiß sie nicht mehr, wie sie weiterleben soll. Er war die wichtigste Person in ihrem Leben. Der Mittelpunkt, das Detail, wofür es sich gelohnt hat zu leben. Nun ist sie am Boden zerstört und will sich zurückziehen, d...