Ich zittere am ganzen Körper und Paco hat fast Schwierigkeiten, mir die Klamotten auszuziehen, die an meiner Haut kleben.
Widerwillig hebe ich die Arme nach oben, damit er mir mein T-Shirt ausziehen kann. Dann knöpft er meine Hose auf und streift sie nach unten. Zuletzt meinen BH. Ich verschränke sofort die Arme vor der Brust und sehe, wie Paco ihn zu den anderen Sachen über seine Heizung hängt. Er gibt mir ein Handtuch, damit ich mich abtrocknen kann. Immer noch wortlos, geht er zu seinem Schrank und nimmt ein paar Kleidungsstücke heraus. Als er wieder vor mir steht, reicht er mir den kleinen Stapel und ich ringe mir ein dankbares Lächeln ab. Dann falte ich die schwarze Jogginghose und den gleichfarbigen Pullover auseinander und ziehe mir beides über.
Von alleine gehe ich auf das Bett zu und lege mich auf die Seite am Fenster.
Ich beobachte, wie Paco sich andere Klamotten überzieht und dann zu mir ins Bett steigt.Der Regen prasselt an die Scheiben und ich lasse meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es wirkt, als wäre es schon spät abends, dabei ist es gerade Mal um drei oder so. Für einen kurzen Moment muss ich an Esmeralda denken, die doch draußen was mit ihren Freunden machen wollte.
Doch Paco unterbricht meine Gedanken indem er fragt: „Also...was ist passiert?"
Als ich nur mit den Schultern zucke, fügt er hinzu: „Belle...Reden hilft und ich werde dir zuhören und wenn du willst, sage ich dir auch meine Meinung dazu, aber du musst mir sagen, was los ist...was geht in deinem Kopf vor?"
Oh Mann...so besorgt habe ich ihn bisher nur einmal gesehen und das war in Barcelona, als ich mich verlaufen hatte, weil ich vor Ezequiel flüchten wollte...
„Hey", sagt Paco und streicht eine Träne, die ich bis gerade eben gar nicht bemerkt hatte, von meiner Wange.
Ich hole tief Luft und sage: „Ich habe Sissy meine Meinung über ihren Freund gesagt."
Paco sieht mich an, doch ich ignoriere seinen Blick und fahre fort: „Wir...wir haben uns angeschrien...das...das ist uns noch nie passiert. Wir haben uns noch nie gestritten!"
Die Tränen laufen weiter über meine Wangen und Paco zieht mich in seine Arme.
„Und sie hat gesagt, dass...dass es unfair wäre...weil sie mir bei jedem Scheiß zuhört und immer...und immer für mich da ist", ich schniefe, „...es stimmt ja. Aber ich höre ihr auch zu, wenn sie mir mal was erzählt. Aber irgendwie bekomme ich immer als letzte mit, was bei ihr so passiert."
Ich spüre, wie Paco neben mir mit den Schultern zuckt: „Also...wenn ich das richtig verstehe, dann ist dein Problem, dass du denkst du wärst ihr nicht so wichtig wie sie es dir ist?"
Mein Freund sieht ein bisschen verwirrt aus und ich zucke mit den Schultern: „Naja...einmal das und dann...", ich mache eine Pause und hole Luft.
„Wir sagen zwar, dass wir beste Freunde sind, dabei fühlt es sich gerade so an, als würde ich sie überhaupt nicht kennen. Und mir wird immer wieder bewusst, dass wir...naja...wir haben kaum Gemeinsamkeiten. Sie stimmt allem zu, was ich sage. Vielleicht macht sie das, um den Frieden zu wahren, aber manchmal wünschte ich, sie würde mir mal sagen, wie sie zu gewissen Dingen steht und nicht bloß nicken und mich machen lässt. Denn das ist es doch, was eine Freundschaft ausmacht, oder?"
„Das ist verschieden", meint Paco, „...überleg doch mal. Wie hat es die anderen Jahre lang funktioniert? Was hält euch zusammen?"
Tja...was ist es denn, was uns zusammenhält?
„Die gemeinsame Vergangenheit", murmle ich deprimiert und ich nehme mir ein Taschentuch vom Nachttisch, um zu schnauben.
„Noch was?", will Paco wissen und ich überlege.
Wenn ich so recht darüber nachdenke, dann sind wir furchtbar verschieden. Unser Musikgeschmack geht vollkommen aneinander vorbei. Zwischen den Leuten, die wir privat kennen, liegen Welten und generell unsere Leben könnte unterschiedlicher nicht sein.
Ich schüttele den Kopf und höre Paco stark ausatmen: „Du hast dich spontan dazu entschieden abzuhauen. Denkst du jetzt, dass es die richtige Entscheidung war?"
Kurz überlege ich, nicke dann aber: „Ja...ich glaube, wenn ich noch länger dageblieben wäre, hätte ich sie vielleicht noch mehr verletzt. Denn ja...das habe ich, in dem ich ihr gesagt habe, was ich denke."
Ich zucke mit den Schultern und will schon wieder anfangen zu weinen.
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Wo die Liebe hinfällt... (2)
Roman pour AdolescentsRick hat Belle verlassen und nun weiß sie nicht mehr, wie sie weiterleben soll. Er war die wichtigste Person in ihrem Leben. Der Mittelpunkt, das Detail, wofür es sich gelohnt hat zu leben. Nun ist sie am Boden zerstört und will sich zurückziehen, d...