Wo die Liebe hinfällt... (2)

15.

Paco führt mich durch irgendeine dunkle Gasse und bleibt schließlich vor einer verschlossenen Tür stehen. Rechts neben dieser tippt er einen Code in ein Gerät und die Tür öffnet sich mit einem Klick.
„Wie oft warst du schon hier?", frage ich ihn flüsternd und er dreht sich kurz zu mir um.
„Oft genug um den Code zu kennen."
Damit scheint die Frage beantwortet zu sein und ich folge ihm durch den Gang, welcher nur durch ein schummriges, rotes Licht erhellt wird.
Was ist das hier? Ein Stripclub?
„Nein, es ist kein Stripclub!", beantwortet Paco meine unausgesprochene Frage.
Wie macht er das?
Ich nicke, folge ihm eine Treppe hinauf. Ich höre schon laute Bässe und glaube, dass das ein Fehler war.

Wir betreten einen großen Raum, in welchem es nur so von Menschen wimmelt. Paco greift nach meiner Hand und zieht mich durch die Masse zu einem abgelegenen Tisch. Als ich aufblicke, sehe ich schon die Typen vom Strand dort sitzen und mich überkommt ein Schaudern, als ich Ezequiels Blick auf mir spüre.
„Hier", Paco deutet auf die noch leere Bank, neben dem Tisch und ich lasse mich nieder. Sein Blick schweift über die Jungs, die uns zu mustern scheinen. Jeder der drei Typen hat ein bildhübsches Mädchen neben sich und alle sehen mich durchdringend an.
"Okay, ella es mi novia, Belle", stellt Paco mich der Gruppe vor und ich lächle nur.
Dann flüstert er mir zu: „Also die neben Ezequiel ist seine Freundin Laura. Leg dich besser nicht mit ihr an. Sie ist genauso schlimm wie ihr Freund." Diese Laura hat gefärbte, blonde Haare und trägt ein knallgrünes Top. Ihr Freund ist genauso chillig wie die anderen angezogen.
Ich nicke und sehe, wie das Mädchen links von mir, mit den schwarzen, lockigen Haaren mich anstarrt. Da ich nicht unhöflich sein will, sage ich nur: „Hola. Mucho gusto."
Sie nickt und lächelt mich freundlich an und stellt sich als Marifé vor, der Typ neben ihr, der gerade mit seinem Drink beschäftigt ist, bemerkt unsere Unterhaltung und lächelt mich an.
Marifé meint, er heißt Felipe und ist ihr Freund...okay. Die zwei scheinen doch ganz in Ordnung zu sein, oder?
„Und die beiden", Paco hat sich wieder zu mir gedreht und deutet mit dem Kopf auf die beiden, die gegenüber von uns am Tisch sitzen: „Das sind Cornelio und Noelia. Sie sind auch ein Paar."
Ich nicke: „Okay. Gut zu wissen."
Noelia ist zierlich und eine dicke Goldkette liegt um ihren Hals. Die Haare hat sie zu zwei geflochtenen Zöpfen oben am Kopf gebunden.
Auf einmal sind alle Augen auf mich gerichtet und ich glaube, ich habe irgendwas nicht mitbekommen. Also sehe ich zu Paco, der mich genauso fragend ansieht wie die anderen.
„Was ist?", frage ich und sehe ihn schmunzeln. Dann deutet er auf die Kellnerin, die an unserem Tisch steht und die ich bis gerade eben noch nicht bemerkt habe.
„Möchtest du was trinken?", fragt Paco und ich nicke und nehme eine Cola. Ich will keinen Alkohol trinken. Was ist, wenn ich es übertreibe und irgendwas Peinliches mache?
Die Kellnerin notiert sich auch meine Bestellung und verschwindet dann wieder.
„Okay, Belle. Cuentanos algo sobre de ti", bittet Noelia mich und ich überlege, was ich ihnen denn über mich erzählen könnte.
„Äh", stottere ich und sage, dass ich schon mein ganzes Leben lang in einer kleinen Stadt im Osten Deutschlands wohne. Ich überlege, ob Paco ihnen erzählt hat, wie wir uns kennengelernt haben, also frage ich ihn auf Deutsch und er schüttelt den Kopf.
„Die ganze Geschichte?" fragt er und ich schüttele den Kopf.
„Auf keinen Fall. Nur den Teil, wie du durch den Wald spaziert bist und bei unserem Haus rausgekommen bist."
Da ich dafür auf keinen Fall die Vokabeln weiß, beginnt Paco zu sprechen und ich sehe ihn die ganze Zeit an, versuche ihm zu folgen. Auch wenn ich Manches nicht verstehe, kann ich die Geschehnisse der letzten Wochen einordnen und muss lächeln.
Laura sieht mich abwertend an und fragt auf Spanisch: „Wieso kannst du Spanisch sprechen? Habt ihr das etwa dort in der Schule?" Sie zieht die Augenbrauen hoch und wirkt irgendwie...naja...vielleicht ein bisschen eingeschüchtert...von mir???
Ich sage, dass ich seit zwei Jahren mit einer App lerne und sie macht nur: „Pah", und schüttelt den Kopf.
Paco neben mir lacht und meint, dass sie erstmal eine andere Sprache lernen soll. Sein Blick ist eiskalt und ich schnappe mir lieber schnell mein Handy, um mich gekonnt aus der Situation zu ziehen. Ich höre, wie Laura noch was erwidert, weiß aber nicht genau, was.