17.

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Ich bin super aufgeregt. Gerade habe ich mir das Kleid angezogen und bin nun dabei, mich im Bad ein wenig zu schminken und meine Haare in Form zu bringen. Paco hat mich noch nicht gesehen und ich freue mich ehrlich gesagt auf seine Reaktion. Seine Abuela hat mir Wimperntusche geliehen, da ich meine ewig nicht mehr benutzt habe und sie somit ausgetrocknet ist. Gabriela steht neben mir und kämmt sich gerade die Haare, als Paco an der Tür klopft und fragt, wie lange wir noch brauchen.
Ich muss lächeln und da ich fertig bin, trete ich zu ihm hinaus auf den Flur.
Als ich ihn sehe stockt mir der Atem und ich bleibe abrupt stehen. Er hat ein dunkles Hemd an, welches vornehm in seiner schwarzen Hose steckt. Seine Haare fallen störrisch zur Seite und auf seinem Mund liegt ein scheues Lächeln, dass ich nur erwidern kann.
„Du...", beginnen wir gleichzeitig und ich muss lächeln.
„Du siehst unglaublich aus", meint Paco und kommt einen Schritt auf mich zu.
„Und du erst", jetzt stehen wir uns direkt gegenüber und ich streife mit der Hand über den Stoff seines Hemdes.
„Una foto", meint Gabriela und holt wieder ihr Handy heraus. Ich rücke ein Stück an meinen Freund heran, er legt seine Hand um meine Taille und schließlich lächeln wir in die Kamera.
Keine Ahnung wie viele Schnappschüsse wir gemacht haben, als wir dann endlich losgehen. Wir verlassen das Haus und gehen zu einem kleinen roten Auto. Pacos Oma steigt vorne ein und wir lassen uns auf den Rücksitz fallen.

Nach ungefähr zwanzig Minuten Fahrt hält Gabriela auf einem kleinen Parkplatz zwischen zwei Gebäuden. Ich bin erstaunt, wie sie sich in dieser Stadt zurechtfinden kann.
„Vamos", meint Paco und hilft mir beim Aussteigen.
Wir folgen seiner Oma an den vielen Autos vorbei und schließlich in das Haus, dessen Eingang mit bunten Fähnchen geschmückt ist.
Man hört schon von draußen Musik und ich beginne automatisch zu grinsen.
Anscheinend hat Gabriela Plätze reserviert, denn ein Kellner kommt sofort zu uns und geleitet sie, Paco und mich zu einem Tisch neben einem der Fenster.
Ich sehe mich im Raum um. Unser Tisch steht mit ungefähr zehn weiteren an dieser Seite des riesigen Raumes. Genau auf der gegenüberliegenden Seite ist sowas wie eine Bar mit anliegendem DJ-Pult. Links und rechts an den Wänden stehen jeweils auch Tische und in der Mitte eine riesige freie Fläche. Langsam dämmert es mir, was das hier soll.
„Werden wir tanzen?", frage ich Paco, der mit den Schultern zuckt.
„Wahrscheinlich."
Ich reiße erstaunt die Augen auf: „Und...äh...was genau?"
Oh Mann...das darf doch wohl nicht wahr sein.
„Lass dich überraschen", wieder dieses verschmitzte Grinsen auf seinen Lippen und ich verdrehe die Augen.
Nach ungefähr zehn Minuten kommt ein älterer Herr auf uns zu und bleibt vor Gabriela stehen, diese steht lächelnd auf und die beiden schließen sich gegenseitig in eine herzliche Umarmung.
Der Mann setzt sich auf den freien Platz neben Pacos Abuela, sein Blick ist auf meinen Freund und mich gerichtet.
„Esto es Rey un...amigo...", dieser Rey zwinkert Gabriela neckisch zu und ich drehe mich zu Paco und forme mit den Lippen: „Hast du das gewusst?"
Er nickt und lächelt mich an.
Als ein freundlicher Kellner fragt, was er uns denn bringen dürfe, bestelle ich nur ein Wasser und werde deshalb von Pacos Oma mit komischem Blick angesehen.
„¿Porque no bebas alcohol?"
Jetzt werde ich schon von einer alten Frau verurteilt, weil ich keinen Alkohol trinke.
Ich zucke als Antwort nur mit den Schultern und sie schnaubt und erklärt, dass es doch ohne was Starkes keinen Spaß machen würde. Sie bestellt irgendeinen Drink, obwohl sie meinte, dass sie uns dann zurückfährt. Naja...vielleicht nehmen die das hier mit dem Alkohol nicht so ernst. Trotzdem bleibe ich bei meiner Entscheidung und der Kellner verschwindet wieder.
Der Raum wird immer voller und langsam tummeln sich auch schon die ersten Menschen auf der freien Fläche und finden sich in Paaren zusammen. Mit einem Mal wird das Licht gedimmt und der Raum wird in eine Mischung aus dunklem Blau und Rot getaucht.
Ich sehe zu Gabriela, die über das ganze Gesicht strahlt. Anscheinend macht sie sowas öfters.
Sie lächelt verlegen, als der ältere Herr sich verbeugt und ihr fragend die Hand entgegenhält. Rey geleitet sie auf die Tanzfläche und ich sehe den beiden grinsend nach.
„Willst du...äh...sollen wir auch tanzen?", fragt Paco mich nach ein paar Minuten und ich sehe ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Du...äh...du kannst das?", frage ich ihn erstaunt und er nickt verlegen.
„Ja...also...naja...", eine kurze Pause, „...meine Oma und ich wir...naja...normalerweise gehen wir hier immer gemeinsam hin." Er zuckt mit den Schultern und lächelt mich schüchtern an.
„Äh...aber...", ich stocke, „...ich...ich kann das doch nicht."
Ich deute auf die Menschen, die sich schwerelos über das Parkett bewegen und bemerke, dass sie eigentlich nur drei oder vier Schritte machen, die sich immer wiederholen.

Wo die Liebe hinfällt... (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt