Heute ist unser letzter richtiger Tag hier. Morgen fliegen wir wieder zurück. Irgendwie schade.
An sich haben Paco und ich nicht viel für den Tag geplant.
Da wir schon zwei Wochen hier sind und ich immer noch nichts gekauft habe, schlägt mein Freund vor, dass wir doch ein bisschen shoppen gehen könnten.
Ich sehe ihn skeptisch an.
„Welcher Junge geht denn freiwillig shoppen?", frage ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und er sieht mich belustigt an, zuckt dann mit den Schultern.
„Naja...ich muss sowieso noch ein paar Sachen kaufen", meint er und ich nicke.
„Okay, wann sollen wir los?", frage ich und scheuche Ángel von meinem Schoß, die es sich mal wieder bequem dort gemacht hat.
„Wann du willst", Paco sieht auf die Uhr auf seinem Smartphone und ich stehe auf, um in unser kleines Zimmer zu gehen.
Als wir aufstehen, räumt Gabriela gerade den Tisch ab. Dann fragt sie, was wir vorhätten und mein Freund erzählt ihr von unseren Plänen. Sie meint, dass das gut klingt und wir unseren letzten Tag hier genießen sollen.
Bei dem Gedanken daran, morgen schon wieder zu Hause zu sein, treten mit Tränen in die Augen. Ich will nicht wieder zurück...aber ich muss.Paco und ich steigen in die U-Bahn und fahren ungefähr fünf oder sechs Stationen, ehe wir aussteigen. Wir treten aus dem Untergrund hervor und stehen auf einem Platz, an den ich mich von damals erinnern kann.
Nach dem wir einige Meter gelaufen sind und in eine Nebenstraße biegen, kann ich es nicht fassen.
„Hier haben wir damals gewohnt", sage ich zu meinem Begleiter, der an dem Haus empor sieht und nickt.
Wir kommen an dem Spielplatz und dem Supermarkt vorbei, an den ich mich erinnern kann und ich muss lächeln.
Alle Menschen hier wirken so freundlich und lebensfroh, dass es ansteckend ist. Wenn ich an zu Hause denke...an die Miesepeter...da wird mir schon wieder schlecht.
Wir laufen und laufen und stehen schließlich vor einem großen Gebäude.
Das muss die Mall sein und ich muss lächeln.Paco nimmt meine Hand, als wir das riesige Shopping Center betreten und ich sehe mich erstmal um.
„Also...wo willst du zuerst rein?", fragt er mich und ich zucke mit den Schultern.
Mir fällt ein H&M auf und ich deute drauf. Da kann man doch nichts falsch machen, oder?
Also gehen wir in das Modegeschäft und ich bemerke, wie Paco die Augenbrauen in die Höhe zieht, als er die ganzen Klamotten sieht. Zwar ist er immer super gekleidet, jedoch glaube ich, dass er eher ein Typ für Online Shopping ist. Ich hingegen gehe lieber in die Läden, da kann ich alles Mögliche zuerst anprobieren, ehe ich es kaufe. Nur leider gibt es zu Hause nicht so viele Geschäfte, die Kleidung für Leute in meinem Alter anbieten.
„Was ist damit?", frage ich und halte ein blaue Jeans fragend hoch. Paco neben mir zuckt nur mit den Schultern und sieht mich lächelnd an.
Ich verdrehe die Augen und lege die Hose in der passenden Größe über meinen Arm, dann suche ich noch zwei, drei T-Shirts raus und mache mich auf den Weg zu den Umkleiden.
Paco wartet brav auf einer Bank davor und ich ziehe mir schnell die Sachen über. Das eine T-Shirt passt nicht wirklich und ich hänge es sofort wieder über den Bügel.
Als ich mit dem Outfit aus der Kabine raustrete, sehe ich zu Paco der mich schief betrachtet, dann aber lächelt.
„Und?", frage ich. Eigentlich ist mir die Meinung anderer über meine Klamotten egal, aber aus irgendeinem Grund möchte ich Paco gefallen.
„Sieht super aus", meint er und hält mir einen Bügel entgegen, den er gerade geholt haben muss.
Darauf hängt ein silbernes Glitzerkleid, welches ich skeptisch betrachte.
„Du musst es nicht kaufen. Aber probiere es doch einfach mal an", auf seine Lippen schleicht sich dieses verführerische Lächeln und ich zwinkere ihm zu, ehe ich ihm das Kleidungsstück abnehme und wieder in der Kabine verschwinde.
Schnell ziehe ich das andere Outfit aus und das Kleid an. Als ich auf den Preis sehe, bemerke ich, dass es gar nicht so teuer ist, wie es aussieht und ich habe ja noch genug Geld.
Als ich mich dann im Spiegel betrachte, erkenne ich mich überhaupt nicht wieder. Der Stoff schmiegt sich an die Kurven meiner Hüfte und schmeichelt sogar meiner Figur. Ich drehe mich einmal um meine eigene Achse, ehe ich raustrete.
„Aber wann habe ich mal die Gelegenheit, sowas anzuziehen?", frage ich und Paco zuckt mit den Schultern.
Ich ziehe mich also wieder in die Kabine zurück, um das Zeug zusammenzupacken. Als ich wieder raustrete und auf die Kasse zusteuere, kann ich Paco nirgendwo entdecken und denke, dass er sicherlich draußen, vor dem Geschäft, auf mich wartet.
An der Kasse stehen mindestens fünf Leute vor mir an und ich verdrehe genervt die Augen und hole mein Handy raus. Keine neuen Nachrichten...
Als ich schließlich drankomme, bin ich über den niedrigen Preis von siebzig Euro für alles zusammen überrascht und ziehe die Scheine passend aus meinem Portemonnaie. Die Kassiererin fragt, ob sie die Sachen in eine Tüte packen solle und ob ich den Kassenzettel haben wolle. Ich sage, dass beides super wäre und so stopft sie die Klamotten in eine Tüte und steckt den Zettel mit rein.Ich verlasse das Geschäft und sehe mich nach Paco um. Wo ist er denn bloß schon wieder?
Nach dem ich in beide Richtungen gesehen habe und er weder auf der einen noch auf der anderen Seite aufgetaucht ist, gehe ich nach rechts auf das „Zentrum" zu. Hier stehen ein paar Bänke und ich setze mich auf eine Bank und sehe mich um.
Schnell nehme ich mein Handy raus, verbinde mich mit dem Hotspot hier und sehe nach, ob ich neue Nachrichten habe.
Ich bin gleich wieder da.
Schreibt Paco und ich tippe, dass ich hier auf so einer Bank vor irgendeinem Sportgeschäft in der Mitte sitze.
Eine andere Nachricht erreicht mich und ich klicke drauf...nur meine Mom, die mir morgen einen guten Rückflug wünscht und sich schon wieder auf mich freut.
Ich stecke mein Handy wieder zurück in die Tasche und sehe mich um. Es sind nicht viele Leute hier, jedoch entdecke ich immer wieder merkwürdige Gestalten. Manche, sind witzig...andere eher gruselig. Hier herrscht das pure Leben und in mir drinnen ist in den letzten Tagen auch wieder was zum Leben erwacht.„Belle", höre ich Pacos Stimme hinter mir und drehe mich um. Er hat zwei Tüten in den Händen und als ich ihn frage, wo er war nickt er in Richtung des Ganges, aus welchem er kam.
„Ach...naja...ich hab mich mal ein bisschen umgeschaut."
„Und was hast du gekauft?", frage ich und sehe neugierig zur Tüte.
Er wischt das mit einer Handbewegung zur Seite und antwortet: „Nur was für meine Schwester und die Jungs. Die wollen immer, dass ich ein paar...ich nenne es mal „Nationale Spezialitäten" mitbringe. Ach so und für meine Mamá habe ich auch ein paar Sachen gekauft, die sie nicht in Deutschland zu kaufen bekommt." Er zuckt mit den Schultern. Anscheinend macht seine Familie das immer so.
Ich nicke und muss an meinen Dad denken, der damals ein Glas Oliven oder sowas mit nach Hause genommen hat. Lachend schüttele ich den Kopf und als ich Paco davon erzähle, muss auch er schmunzeln.„Und...was habt ihr so gekauft?", fragt Gabriela, natürlich auf Spanisch, als wir die Wohnung betreten. Sie steht schon wieder in der Küche am Herd und kocht irgendwas.
Ich sage, dass ich ein paar Kleidungsstücke gekauft habe und Paco erzählt noch irgendwas, was ich nicht mitbekomme, da ich mit Ángel beschäftigt bin, die um meine Beine streift und um Aufmerksamkeit bettelt. Oh Mann...sie werde ich besonders vermissen.Nach dem Mittagessen gehen Paco, Gabriela und ich nach unten und setzen uns in den Innenhof. Das haben wir bisher nur zweimal gemacht und irgendwie finde ich das schade. Hier steht ein kleiner Springbrunnen und vier Bänke. Wir lassen uns auf einer nieder und Gabriela beginnt zu erzählen. So verbringen wir den Nachmittag und während wir quatschen vergesse ich fast, dass es morgen schon wieder nach Hause geht.
Ich muss an alles denken, was wir so erlebt haben und würde alles geben, um hier zu bleiben.
Die Zeit vergeht wie im Flug und als die Sonne nicht mehr über uns steht, wird es frisch und wir müssen leider wieder reingehen.
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Wo die Liebe hinfällt... (2)
Fiksi RemajaRick hat Belle verlassen und nun weiß sie nicht mehr, wie sie weiterleben soll. Er war die wichtigste Person in ihrem Leben. Der Mittelpunkt, das Detail, wofür es sich gelohnt hat zu leben. Nun ist sie am Boden zerstört und will sich zurückziehen, d...