32.

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"Das...das lief alles nicht perfekt", stellt Rick nach einigen Minuten fest und ich nicke.
"Es tut mir leid", sein Ton ist aufrichtig und ich schaffe es sogar zu lächeln.
"Schon vergessen."
Das ist es wirklich. Es ist wie Schicksal. Als hätte diese Katastrophe mit Rick erst passieren müssen, damit ich Paco kennenlerne.
"Wirklich?", fragt Rick erstaunt und ich nicke.
"Aber eins musst du mir versprechen", ich sehe ihn an und bemerke, wie seine Augen mich mustern, dann nickt er.
"Mach sowas nicht noch mal. Also...jetzt nicht bei mir...sondern so generell. Ja klar, die Wahrheit ist immer gut. Aber serviere bitte nie wieder ein Mädchen auf diese Weise ab."
Am Ende des Satzes bricht meine Stimme und ich bemerke sein Nicken.
"Das...das war alles nicht so geplant...", Rick holt Luft, "... das zwischen uns...das war..."
"...ja ich weiß", unterbreche ich ihn. Denn ich weiß schon längst, was er sagen will.
Wir sind beste Freunde, es war klar, dass das nicht funktionieren kann.
"Können wir...können wir wieder Freunde sein?", fragt Rick schüchtern und ich sehe ihn erstaunt an.
"Gern", sage ich und wir bleiben stehen.
"Ich habe dich vermisst", gesteht er und macht Anstalten, mich zu umarmen. Doch ich blocke ihn ab, doch als ich seinen Blick sehe, lasse ich es doch zu.
Mein Herz schlägt normal und in mir fängt es an, still zu werden. Die ganze Zeit war dieses Gefühl in mir, welches mir klar gemacht hat, dass da eine ungeklärte Sache ist und jetzt...jetzt sind Rick und ich wieder Freunde.

"Also...was hast du so in den Sommerferien gemacht?", fragt Rick, wahrscheinlich und ein neutrales Thema zu beginnen.
"Weißt du doch", sage ich und weiche seinem Blick aus.
"Ja, du warst in Spanien. Aber was hast du...sorry...ihr...was habt ihr alles gemacht?"
Ich hole tief Luft: "Willst du das wirklich wissen?"
Rick nickt und ich sehe ihn mit den Augenbrauen wackeln und boxe ihn aus Spaß an die Schulter.
"Wir waren in Barcelona", beginne ich und bemerke Ricks durchdringlichen Blick.
"Du und...und...", er weigert sich, Pacos Namen auszusprechen, was lächerlich ist.
"Wir haben bei seiner Oma gewohnt. Mit der waren wir tanzen und wir waren in einem Club."
Wir reden noch weiter und ich kann nicht glauben, dass das hier gerade wirklich alles passiert ist.

- - -

Ich komme wieder zu Hause an und wähle sofort die Nummer meines Freundes, der es schon einige Male bei mir versucht hat.
"Belle? Wie ist es gelaufen?", fragt er vorsichtig und ich atme erleichtert aus.
"Ganz gut. Wir...wir haben darüber geredet, dass es wirklich besser ist, wenn wir nur Freunde sind."
"Also...war er nicht scheiße zu dir?"
"Nein...er hat sich sogar für alles entschuldigt und zwar aufrichtig."
"Und...bist du glücklich damit?", will Paco wissen und ich brauche gar nicht zu überlegen, sondern bejahe die Frage sofort.
"Gut, dann bin ich es auch."
Kurze Stille.
"Ist...ist Sibel mittlerweile wieder zurück?", fragt er und ich schnaufe.
"Nein. Das braucht Zeit. Keine Ahnung, wann sie vernünftig wird. Esmeralda hat auch vor, wieder auszuziehen. Aber ich kann mir die Wohnung nicht alleine leisten."
Betrübt sehe ich auf meine Füße hinunter und warte darauf, dass Paco mir antwortet.
"Ich...ich hatte dir angeboten, bei Willy und mir einzuziehen", erinnert Paco mich und ich weiß es wirklich nicht.
"Ich denke noch darüber nach. Aber danke", sage ich.
Irgendwie wirkt die Stimmung etwas getrübt, doch als Paco erzählt, dass Gabriela ihm ein Video von sich zusammen mit Rey beim Tanzen geschickt hat, hellt sie sich wieder auf.
Irgendwann legen wir auf und ich gehe in die Küche.
"Hey", sage ich zu Me, die am Küchentisch sitzt und durch ein Buch blättert.
"Hast du...hast du was von Sibel gehört?", fragt sie und ich schüttele den Kopf.
"Wenn das wirklich das Ende dieser WG sein soll, müssen wir die Wohnung kündigen", erinnert mich meine Cousine und ich entscheide mich sofort dazu, mit meiner Mom zu sprechen. Da sie in dieser Branche arbeitet konnte sie uns diese wunderschöne Wohnung ergattern und ich hoffe, dass sie sie auch wieder loswird.

Als wären unsere Gedanken irgendwie miteinander verbunden, klingelt mein Handy genau in dem Moment, als ich danach greife, um meine Mom anzurufen.
"Hallo Schatz. Wir haben uns ja lange nicht mehr gesprochen", sagt sie und ich verschwinde in meinem Zimmer.
"Ja, es war viel los", weiche ich ihrer Frage aus und komme gleich zum Punkt.
"Du...äh...wie ist das mit unserer Wohnung? Wie lange müssen wir den Vertrag im Voraus kündigen?"
Ein erschrockener Laut dringt durch den Lautsprecher und meine Mom fragt erstickt: "Belle, was ist passiert?"
"Ich...naja...Wir sehen keinen Sinn mehr darin. Sibel ist nur noch bei ihrem Freund und Me möchte wieder nach Hause ziehen, um Veronica mit dem Baby zu helfen."
"Und was ist mit dir? Ben hat für die nächsten zwei Monate einen Austauschschüler hier, der in deinem alten Zimmer schläft."
"Ich werde vorerst bei Paco wohnen", erkläre ich und kann förmlich sehen, wie meine Mom sich die Haare aus der Stirn streicht und schnauft.
"Und das steht schon fest?", will sie wissen.
"Er hat es mir angeboten...also...ja."
"Okay, ich kläre das mit der Wohnung für dich."
"Danke."

Wo die Liebe hinfällt... (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt