Es war Freitag und weder war Jerik als Spanner bekannt, noch ich. Es war also nicht ans Licht gekommen, was ich zu Beth auf dem Mädchenklo gesagt hatte und auch nicht, dass ich aus Versehen die falsche Toilette gewählt hatte. Okay, genau genommen schon, aber nur Jerik, Shawn und ich wussten ,dass ich diejenige war, die es einfach nicht lassen konnte, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten. Was mich aber eigentlich am meisten wunderte, war, dass Bethany geschwiegen hatte. Sollte sie nicht eigentlich direkt bei ihren Freundinnen antanzen und ihnen von der komischen Begegnung auf dem Klo erzählen? Sie hatte nichtmal Jerik einen prüfenden Blick geschenkt. Ich schob das jetzt mal auf sie Tatsache, dass sie glaubte, dass man mir nicht trauen konnte. Schließlich habe ich ihr auch gesagt, dass ich Blumenabstauben muss. Verdenken konnte ich es ihr also eigentlich nicht.
Trotzdem. Blöde Kuh.
Okay, streicht das, Kühe sind nicht blöd.
Obwohl es also Freitag, jedermanns Lieblingstag, war, war Jerik außerordentlich angespannt. Was auch nicht wirklich ein Wunder war, denn er würde heute Bethany fragen, ob sie mit ihm auf den Moonlight-Ball geht. In den letzten Tagen hatten sich die beiden immer öfter unterhalten und ich war mir sicher, Jerik hatte gute Chancen bei ihr. Es war ja auch nur ein Ball.
Das konnte etwas bedeuten, musste es aber nicht. Die Entscheidung lag in ihren Händen.
Jerik würde nach der Schule mit ihr sprechen, diesen Rat hatte ich ihm gegeben. Wenn Schulschluss ist, erregt das nicht zu viel Aufsehen. Denn wer will schon, dass die ganze Schule dabei zusieht, wie man einen Korb einstecken muss?
Auch Bethany wirkte die ganze Zeit über ziemlich nervös, dabei wusste sie ja noch garnicht, was auf sie zukam. Dieses Mädchen musste echt ein ausgeprägtes Bauchgefühl haben. Ich hingegen hatte heute endlich mal einen entspannten Schultag; Keinen langen Unterricht, keine schwierigen Fächer, bei denen ich mich konzentrieren musste und zu meinem Glück lief ich kein einziges Mal meinem geliebten Lehrer Mr. Ferwood über den Weg. Gestern wollte der mir tatsächlich einen Platz in seinem Nachhilfekurs'Words for Nerds' anbieten. Schon allein der Name hatte mich davon abgehalten und nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich mich schon um Nachhilfe gekümmert hatte, lies er mich auch in Ruhe. Wäre ich wirklich in diesem Kurs gelandet, würde das das Ende meiner Beliebtheit bedeuten. Ich musste garnicht auf die Anwesenheitsliste schauen, um zu wissen, dass dort wirklich nur Nerds waren.
In der Mittagspause saßen Amanda und ich ausnahmsweise einmal mit Jerik an einem Tisch, weil Am unbedingt den Neuen, Chase kennenlernen wollte. Ich ja eher nicht. Das war nämlich der Junge gewesen, den ich auf dem Klo gestört hatte. Aus diesem Grund wollte ich ursprünglich einen Krampf vortäuschen, aber bei meinem Schaupieltalent würde das noch in die Hose gehen. So setzte ich mich also ganz brav an den Tisch und versuchte meine Gesicht, so gut es ging, mit meiner roten Mähne zu verdecken. Währenddessen beobachtete die Neuzugänge. Also die, die üblicherweise woanders saßen. Wobei sein Blick länger bei mir kleben blieb, als nötig.
"Du bist doch das Mädchen, das neulich in die Jungstoillete geplatzt ist!", meinte er mit zusammengekniffenen Augen. Hilfesuchend blickte ich zu Jerik, der allerdings nur fies grinste und mit den Lippen stumm das Wort'Rache' formte. Sah nicht danach aus, dass er mir helfen würde. Naja, Selbst ist die Frau! Dann musste ich mir halt selber helfen.
"Ähm...nein?"
Toll gemacht, Jill. Echt toll! Wie war das noch gleich mit dem Lügen? Um meine Aussage zu bekräftigen und das zu retten, was noch zu retten war, setzte ich noch ein verwirrtes Gesicht auf, um nicht allzu wissend zu wirken. Das hätte ich mir auch sparen können.
"Ähm doch! Ich hab dich doch gesehen.", widersprach er mir. Hinter seiner Nerdbrille schien mehr zu stecken als erwartet.Vielleicht lag es aber auch an der Nerdbrille, das er so schlau war. Dann müsste ich unbedingt auch so eine haben!
Zeit zu gestehen.
Verlegen kratzte ich mir den Kopf und zog eine Grimasse.
"Ach das meinst du. Ja, das war ich."
Am neben mir, die von der ganzen Sache noch nichts wusste, fing an laut loszuprusten. Shawn hingegen grinste sein Essen an, wahrscheinlich um es zu vertuschen. Und Jerik wuschelte mir einmal durchs Haar, das ich nach Nellys Haarumstyling zum Glück wieder einigermaßen in Ordnung bekommen hatte. Ich will ja jetzt keine Schleichwerbung hier einbringen, aber Gliss Kur hat als einziges Stiftung Jilltest bestanden...
"Kommt schon Leute! Das ist jetzt fast ne Woche her. Das ist nicht mehr witzig.", startete ich verzweifelt einen Versuch, die anderen daran zu hindern, weiter zu lachen. Shawn schüttelte bedauernd den Kopf."Sorry, Süße, aber es ist erst drei Tage her."
Vielleicht sollte ich doch lieber erzählen, dass Shawn derjenige war, der eine innige Beziehung zu Bethanys Unterwäsche hatte, so, wie der sich gerade benahm...
Amanda und ich hatten heute zur gleichen Zeit Schulschluss, was den Freitag nur noch besser machte. Jerik wollte uns beide heute sogar mit dem Auto nach Hause fahren. Wenn das kein Grund zum Feiern war! Und das war nichtmal alles; Ich würde direkt nach der Schule mit zu Am gehen und uns mal wieder einen richtig schönen Mädelsabend machen. Wie ich Freitage liebte... Obwohl dieser dann doch etwas anders ablief, als geplant.
Meine beste Freundin und ich warteten also auf dem Parkplatz an unserer Schule. Man könnte meinen, dass wäre zu meinem Hobby geworden. Dann wäre ich zumindest nicht mehr hobbylos. Jerik würde währenddessen mit Bethany reden. Irgendwie war ich aufgeregt, schon fast nervös. Dabei müsste doch eigentlich Jerik derjenige sein, der kurz davor war, sich in die Hose zu pissen, nicht ich. Amanda stand mit verschränkten Armen an der Autotür gelehnt und hatte ihre Augenbrauen nach oben gezogen. Als sie meine hibbelige Art anscheinend nicht mehr aushalten konnte, griff sie nach meinen Händen, damit ich sie nicht weiter unkontrolliert herum fuchtelte.
"Alles gut.", sprach sie mit einer beruhigenden Stimme, mit denen auch immer Psychologen sprachen. Ich atmete einmal tief ein und sah sie dann dankbar an. Sie war wirklich die einzige, die mich immer zur Ruhe bringen konnte.
"Okay, Jill. Ich verstehe zwar nicht, wieso du jetzt nervös bist, aber ich denke, das wird sich jetzt ändern, denn da kommt mein liebenswerter Bruder angelaufen...", meinte sie und deutete hinter mich. Sofort wirbelte ich herum und hoffte, dass der Plan aufgegangen war. Sonst wäre das ja irgendwie meine Schuld.
"Sie geht mit ihrem Ex hin.", sagte er bedauernd und bevor ich überhaupt Fragen konnte. Meine Kinnlade klappte mir runter. Das hörte sich mal garnicht nach Bethany an!
"Nicht dein Ernst!", rief ich aus,"So gutmütig kann auch nur Beth sein..." Amanda neben mir schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf."Gutmütig? Wenn du mich fragst, ist das einfach nur dumm. Das ist ihr Ex, er hat sie betrogen und wenn der wieder angekrochen kommt, dann sollte sie ihm mit Würde eine Absage erteilen!", erklärte Am uns sachlich. Ich seufzte. "Und was machen wir jetzt?", fragte ich ratlos. Dass es dazu noch kam, dass ich sprachlos bin... Auch Am und Jerik zuckten mit den Schultern. Mein Plan war einfach voll in die Hose gegangen und ich hatte mir keinen Plan B überlegt. Applaus für Jill, bitte! Ich seufzte einmal auf und meinte dann niedergeschlagen:"Lasst uns das Gespräch auf morgen verschieben, ja? Ich möchte an unserem Mädelsabend keine negative Energie verspüren." Bei dem letzten Teil stupste ich meine beste Freundin grinsend an. Die Geschwister nickten zustimmend und alle drei setzten wir uns ins Auto.
Man musste sagen: Das war die nervtötendste Autofahrt, die ich je hatte. Niemand, der redete, keine Musik, kein Radio. Im Nachhinein fragte ich mich, wie ich das überhaupt überlebt hatte und warum ich nichts dagegen unternommen hatte. Wahrscheinlich weil ich selber zu schwach war und das schlechte Gewissen an mir nagte. Hätte ich ihm mehr Zeit gelassen und ihn nicht so gedrängt, wäre das Ganze vielleicht anders ausgegangen. Dann hätte Beth sich möglicherweise nochmal überlegt, ob Jerik nicht doch eine bessere Wahl als Arthur wäre. Und das war er! Während Arthur das wohl größte Arschloch auf Erden war, war Jerik einfach... Jerik. Er hatte es nicht nötig, jemanden zu betrügen, mal ganz abgesehen davon, dass er das niemals könnte. Mit ihm wäre Beth besser dran. Wahrscheinlich war sie wirklich dumm, anders konnte ich mir ihre Entscheidung nicht erklären.
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Amor? There's just me, but it's actually the same
Teen FictionJill Erikson ist bekannt dafür, die Schüler auf ihrer Highschool zu verkuppeln. Sie gibt Tipps und schmiedet Pläne, wie man Herzen für sich gewinnt. Schon ziemlich verrückt, wenn man bedenkt, dass sie selber noch keine ernste Beziehung geführt hat...