Sleepover

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Mein Plan, die Gedanken an den Ballabend irgendwie zu verdrängen, hatte genauso gut geklappt, wie wenn ich versucht hätte, eine Zeitmaschine zu bauen. Nämlich garnicht.

Obwohl wir beide in unsere Decken gekuschelt uns sämtliche Horrorfilme ansahen, konnte ich mich nicht ganz darauf konzentrieren. Ab und zu hörte ich nur einen erstickten Schrei meiner besten Freundin, der mich dazu veranlasste, es ihr gleichzutun. Ich konnte ja zumindest so aussehen, als würde ich den Film mitverfolgen, auch, wenn ich eigentlich nichtmal wusste, wie der Film hieß. So wie ich Am kannte, war sie sich sehrwohl der Tatsache bewusst, dass ich mit meinen Gedanken nicht ganz anwesend war. Aber höflich, wie sie nun einmal war, sprach sie mich nicht darauf an, was dann wahrscheinlich morgen passieren würde. Plötzlich spürte ich wie jemand an meinem Arm rüttelte. So viel zu: Amanda war nett und schnitt das Thema nicht am...

"Jill, guck dir das an, sonst verpasst du noch die Stelle wo Jason die Schlampe im Badezimmer umbringt. Wie ich diese Stelle liebe!", quiekte Sie aufgeregt und zerquetschte meinen Arm. Ja, mach nur, wenn da irgendwann kein Blut mehr darin fließt, wüsste ich auf wessen Konto das ging.

Mein Blick glitt auf den Laptop, den sie auf unsere Beine abgestellt hatte und ich versuchte dem Geschehen zu folgen, was überraschenderweise sogar sehr gut klappte. Dieser Jason war auf jeden Fall meine Lieblingsfigur in diesem Film. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass er mit seiner Skimaske einfach voll Style hatte.

Das mit der Aufmerksamkeit auf dem Film war ja schön und gut, nur gab es an der Sache einen Haken... Und zwar wollte Amanda jetzt nicht mehr alleine ins Badezimmer verschwinden, aus Angst, Jason könnte hinter ihr auftauchen und sie erstechen. Also bestand sie darauf, dass ich mich vor die unabgeschlossene Tür setzte und eingreifen sollte, falls mir etwas komisch vorkam. Wenn ich ehrlich war, war das einzigste Komische, dass ich vor der Toilettentür saß und nichts anderes. Ich denke, in den nächsten Tagen würde ich mich erstmal von jeglichen Klos fern halten. Das würde wohl das Beste für alle sein.

"Du und die Toiletten... Ihr habt schon so eine Art Verbindung, oder?", meinte Jerik, der von hinten kam, schmunzelnd. Wäre ich jetzt seine Schwester würde ich denken, dass er Jason wäre und aufschreien, ihn vermutlich auch noch mit einem Toaster abwerfen. Bin ich die einzige, die das schon immer mal machen wollte?

"Das nennt man auch Harndrang.", klärte ich ihn vorbildlich auf, "Drücke dich gewählter aus." Dazu setzte ich noch ein arrogantes Gesicht auf und ich könnte glatt als Pamela durchgehen. Als Antwort bekam ich nur ein Lächeln.

"Ich nehme an, du wolltest eigentlich aufs Klo?", fragte ich ihn und machte mit dem Kopf eine Bewegung Richtung Tür, an der ich lehnte. Und nein-diesmal hatte ich mir nicht den Kopf angeschlagen.

Bevor Jerik überhaupt zu einer Antwort ansetzen konnte, hörte ich Ams Stimme aus dem Badezimmer:"Bist du noch da?"Ihre Stimme klang brüchig und verunsichert. Also Horrorfilme würde ich ihr für die nächsten Wochen erstmal verbieten, zur Not würde ich sie auch wohl verstecken. Ich erwiderte ihre Frage mit einem'Ja', bevor sie wieder anfing zu reden. Hoffentlich laberte sie jetzt kein paranoides Zeug. Das hätte mir gerade noch gefehlt...

"Ich geh jetzt noch duschen. Bleib schön vor der Tür sitzen, beweg dich keinen Zentimeter, hörst du?", wies sie mich mit einem warnenden Unterton an. "Jaahaa.", meinte ich ergeben und seufzte. Das konnte noch was werden! Amanda war definitiv keiner dieser Menschen, die nach 5 Minuten duschen fertig waren. Das Gleiche schien auch Jerik zu denken, der sich jetzt neben mir runterließ.

"Ich muss aber pissen!", jammerte er und mal wieder konnte ich nur daran denken, was ich nicht für einen Vorteil mit zwei Badezimmern zu Hause genoss.

"Und ich sitze schon viel zu lange auf diesem harten Boden! Mein Arsch tut langsam weh.", stieg ich in seine depressive Haltung ein. Ein paar Minuten hockten wir also nur lustlos auf dem Boden, uns selbst bemitleidend und das einzigste, was zu hören war, war Ams leiser Gesang, bis ich rechts neben mir ein Schmatzen wahrnahm. Langsam, ohne mit der Wimper zu zucken, drehte ich meinen Kopf nach Jerik, der danach ertappt zur Seite guckte. Das war Beweis genug für mich."Jerik! Wage es noch einmal mich so zu erschrecken! Jetzt glaube ich auch noch an die Existenz von Jason.", meckerte ich, bis ich bemerkte, dass er tatsächlich etwas aß. Unwillkürlich fragte ich mich,nass überhaupt schlimmer war. Wenn er mich zu dieser Uhrzeit erschrecken wollte oder wenn er gerade Essen zu sich nahm.

Amor? There's just me, but it's actually the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt