Gestern noch war ich endlos erleichtert gewesen, dass meine Pizza-Attacke kein Nachspiel mit sich zog und war ahnungslos nach Hause gegangen.
Heute Morgen teilte mir Am gleich zwei schlechte Neuigkeiten mit, die diese Freude zunichte machten: Melissas Kunden haben Ihren Auftrag bei ihr zurückgezogen (dabei muss man anmerken, dass nicht klar ist, ob wir daran Schuld waren) und die zweite Nachricht war, dass wir heute neue Zimmerfarbe für Jeriks Zimmer besorgen mussten, weil Jerik Hausarrest aufgehalst bekommen hat. An einem Sonntag wohlgemerkt. Sollte ich mir etwa Beeren im Wald suchen gehen und so lange darauf rumstampfen bis eine pampige Farbe entsteht? Hoffentlich nicht.
"Und woher willst du bitteschön die Farbe her kriegen?", fragte ich Am leicht angenervt. Ich wollte schließlich wissen, wofür ich meine kostbare Zeit aufopferte. An einem Sonntag hatte ich eigentlich echt Besseres zu tun. Auf der Coach liegen zum Beispiel.
"Nochmal: Wir gehen Farbe kaufen, mein Onkel hat das so einen Laden."
"Wenn dein Onkel sich so gut mit Farben auskennt, frage ich mich, was ihr euch dabei gedacht habt, eure Wände in einem pissgelb zu streichen. So gesehen ist es also eine Erlösung, dass Pizzaflecken an Jeriks Wand verewigt wurden."
"Wenn das eine Strategie war, dich rauszureden, hat sie nicht funktioniert."
"Ist Jerik eigentlich sauer?", wollte ich vorsichtig wissen. Klar, gestern hatte er was anderes behauptet, aber da hatte er auch noch keinen Hausarrest.
"Nicht auf dich, aber auf Mum", meinte sie, während sie sich einen Wagen holte. Unwillkürlich musste ich daran denken, wie Jerik mich mit so einem Wagen durch den Supermarkt geschoben hatte-Nummer eins der Dinge, die wir an dem Tag falsch gemacht hatten. Na ja, dafür, dass es nicht richtig war, hat es aber ganz schön Spaß gemacht.
"Und Mum ist auf euch beide sauer", teilte sie mir mit,"Wobei ihre Wut aber her Jerik gilt." Soweit war ich auch schon. Ich hatte schließlich keinen Hausarrest. Gut, wäre auch schwierig gewesen, wenn sie nicht mal meine Mutter ist.
"Wir sollen ihr nur neue Farbe besorgen, wo wir schon mal hier sind", redete sie munter weiter und bei ihren Worten blieb ich ruckartig stehen.
"Seit wann gibt Melissa ihre Aufgaben an andere weiter?"
"Seitdem sie denkt, dass ich erwachsen genug bin, um das zu schaffen und sie alles perfekt für ihren neuen Kunden geplant haben will." Sie seufzte einmal auf und sah mich wehleidig an."Sie verbringt seit gestern den ganzen Tag nur noch im Büro und versucht, das perfekte Gebäude zu planen.
Am wusste, dass ich mitschuldig daran war, ich wusste es und ich könnte schwören, dass die alte Frau, die gerade an uns vorbei ging, es auch wusste.
Hätte ich das Bild nicht völlig vergessen, wäre es nicht auf dem Fernseher aufgetaucht und die
Kunden vergrault. Eine Kettenreaktion an Dingen, die schließlich zu dem Jetzt geführt hatten.
Mit Am Farbe kaufen zu gehen, wenn sie gerade etwas miesepetrig gestimmt war, war keine so gute Idee. Schließlich dachte ich, dass Ihre Laune mehr als nur ein bisschen zu Jeriks neuen Zimmerfarbe beigetragen hatte-grau. Ihr Onkel stand mir leider nicht bei, als ich versuchte, sie zu einem moosgrün oder meeresblau zu überreden. Stattdessen war er ganz angetan von der Farbe und rastete jedesmal, wenn ich sie "grau" nannte aus und ermahnte mich, dass es taupe hieß.
So kaufte sie-immer noch ohne meine Zustimmung-die Farbe und wir fuhren zurück zu ihr.
Es war das erste Mal, dass ich mich ein klein wenig freute, dass Melissa den ganzen Tag arbeitete. So entkam ich einer Standpauke und ihrem kalten Blick noch so gerade.
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Amor? There's just me, but it's actually the same
Novela JuvenilJill Erikson ist bekannt dafür, die Schüler auf ihrer Highschool zu verkuppeln. Sie gibt Tipps und schmiedet Pläne, wie man Herzen für sich gewinnt. Schon ziemlich verrückt, wenn man bedenkt, dass sie selber noch keine ernste Beziehung geführt hat...