You have to choose

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Ich brauchte ziemlich lange, um zu entscheiden, was ich jetzt tun wollte.
Gut, okay, das war jetzt gelogen. Ehrlich gesagt, hatte ich direkt nach meinem Handy gegriffen und Jerik eine SMS geschrieben, dass ich ihm helfen würde, sobald Am aus der Sichtweise war. Ich hatte das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung war.
Wenn das mit Amor nichts wird, werd ich einfach Hellseherin. Was ich nicht für ein Multi-Talent war. Pff... und ich soll versetzungsgefährdet sein?
Auch Jeriks Antwort lies nicht lange auf sich warten. Kaum wollte ich das Handy wieder einstecken,vibrierte es auch schon.
Bei seiner Nachricht musste ich leicht schmunzeln.

"Ernsthaft?! Super. Ich Treff dich nach der Schule an meinem Auto, dann können wir genaueres besprechen;) keine Widerrede!"

Genauso kannte ich ihn. Oder sie. Jerik und Amanda waren sich halt schon irgendwie ähnlich. Insgeheim war ich ja der Annahme, dass Am sich gerne mal Sachen bei ihrem großen Bruder abschaute. Ich hatte aber nicht vor, ihr das zu erzählen. Manche Dinge waren halt nicht dazu da, ausgesprochen zu werden.
Der restliche Unterricht war mindestens genauso langweilig, wie der in den Stunden davor. Ich will ja jetzt echt niemanden persönlich angreifen, aber... Wer auch immer dieser schrecklich dumme Mensch war, der sich dachte, dass es schlau wäre, seine Kinder zu zwingen, sich Monologe von alten pädophilen Lehrern anzuhören, der hatte sein Gehirn wohl auch schon bei den besagten Pedos verloren.
Es kam mir wie eine Stunde vor, die ich an Jeriks Auto auf ihn warten musste. Konnte der sich nichtmal ein bisschen beeilen? Das war meine Freizeit, die hier gerade zu Grunde ging.
R.I.P Jills Freizeit.
Als ich mich eigentlich, schon genervt von seiner Unpünktlichkeit, aus dem Staub machen wollte, sah ich ihn gemütlich schlendernd auf mich-oder eben sein Auto-zu kommen.
"Nein Jerik,du bist weder Gott, noch eine Ausgeburt dessen.", rief ich ihm entgegen. Wer würde nicht gerne so begrüßt werden?
Nun, Jerik dachte nichtmal daran,sich die Beleidigung in diesem Satz zu Herzen zu nehmen, die ziemlich offensichtlich war, sondern grinste mich stattdessen blöd an.
"Musst du es dir jetzt schon wie eine Mantra wiederholen, damit du es ja nicht vergisst, was bei meinem Aussehen ja schnell geschieht."
Zu seiner Verteidigung: Normalerweise war er nicht so drauf. Seine Arroganz konnte er nie ganz ablegen, die war Dauergast bei ihm, aber soo hochmütig war er eigentlich nicht.
Gut, dass ich mit seinem Verhalten umgehen konnte.
"Warum bist du so spät?", lenkte ich unser Gespräch auf etwas Niveauvolleres.
"Hab mich nett mit Pam unterhalten.", sagte er schulterzuckend. Das war einer dieser Momente, bei denen in Filmen die Hauptfiguren immer gaaanz zufällig in diesem Moment etwas trinken und es dann auf ihr Gegenüber spucken. Als könnte man nicht ohne diese Schockmomente auf Leute spucken. Also ich könnte das.
Da ich zu der Zeit allerdings kein Wasser zur Hand hatte, beließ ich es dabei, ihn einfach missbilligend anzusehen. Klar, ich hätte auch einfach mal so tun können, als wäre ich total schockiert, aber mal ganz ehrlich, ich wollte nicht, dass Jerik wusste, was ich heute schon alles gegessen hatte. Deswegen blieb der Mund einfach zu.
"Wow, Bethany scheint ja schnell vergessen zu sein!",meinte ich gespielt erstaunt.Ich war in diesen Moment echt angepisst. Er hätte mich für jedes andere Mädchen warten lassen können, aber doch nicht für Pamela?! Die Schulschlampe, ernsthaft?
"Ruhig, Ginger", versuchte er mich zu beruhigen, wobei er bei diesem Spitznamen aber eher das Gegenteil erzielte, "Wie gesagt- ich habe mich nur nett mit ihr unterhalten!"
Ich schnaubte verächtlich. "Schon allein Pamelas Namen in Verbindung von nett zu bringen ist praktisch unmöglich.", stellte ich trocken fest. Nun, inzwischen müsste klar sein, dass ich sie nicht leiden konnte, aber natürlich nicht für einen Jungen, die waren, was sowas anging blinde Idioten.
"Praktisch unmöglich, theoretisch durchaus machbar!", teilte er mir seine Philosophien mit, "Zudem ich nichtmal ihren Namen genannt habe."
Besserwisser.
"Gut, Bethany also, hm?", kam ich wieder zu dem Thema zurück, das eigentlich der Grund war, warum ich hier auf ihn gewartet hatte.
"Ja Bethany. Irgendwelche Vorschläge?", fragte er mich.
"Den hätte ich tatsächlich. Den Moonlight Ball. Du fragst sie einfach, ob sie mit dir da hingehen will.", schlug ich vor. Im Prinzip war es eine super Möglichkeit für ihn. Der Moonlight Ball fand jedes Jahr am letzten Samstag im Januar statt. Der Großteil der Schüler hatte sich schon längst einen Partner gesucht. Das heißt der Teil, der vorhatte, dort aufzukreuzen- also definitiv nicht ich! Aber soweit ich wusste, hatte Bethany bis jetzt auch noch keine Begleitung. Naja, was heißt 'bis jetzt'? Vor einer Woche noch war es klar gewesen, dass sie dort in der Begleitung ihres Freundes erscheinen würde. Doch Jungs waren nun mal Arschlöcher, also war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Arthur sie betrogen hätte. Ich hatte keine Ahnung mit wem und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass es mich etwas anging. Das war eine Sache zwischen den beiden. Es war verständlich, dass Bethany erstmal ein wenig Abstand von jeglichen Dates und Beziehungen brauchte. Ich beneidete sie ja schon darum, dass sie nicht jedes Mal wenn sie ihren Ex Freund zu Gesicht bekam, in Tränen ausbrach. Das sähe bei mir ganz anders aus. Oh ja.
Trotzdem fragte ich mich, ob sie Jerik einen Korb geben würde. Sie hatte das Ereignis bis jetzt sehr gefasst aufgenommen und auch wenn es offiziell hieß, dass sie erstmal die Nase voll von Jungs hatte, war ich mir nicht sicher, ob sie das auch wirklich so meinte. Im Gegensatz zu Jerik, der ihre Worte ziemlich ernst nahm.
"Ich soll sie auf den Ball einladen? Jill, der ist in zwei Wochen! Das ist viel zu kurzfristig...", zweifelte er an meinem Vorschlag. So leicht würde ich nicht nachgeben!
"Ach, komm schon. Sie hat sicherlich schon ein Kleid gekauft, das nur darauf wartet, ausgeführt zu werden. Fragen kostet nichts!"
"Doch. Es kostet mich Überwindung. Was soll ich denn machen, wenn sie absagt? Ich meine, sie hat sich doch gerade frisch getrennt", blieb er weiterhin bei seiner Meinung."Jerik, du benimmst dich gerade wie ein kleiner Junge. Was Bitteschön ist so schwer daran, sie zu fragen? Entweder sie sagt ja oder nein. Du wirst beides überleben. Eine Absage würde deinem Ego auch mal ganz gut tun."Jetzt hatte er keine Wahl mehr. Er musste es quasi tun. Um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen, einfach, damit er nicht wie ein ungeküsster Schuljunge dastand, was man von Jerik unmöglich behaupten konnte. Ungeküsst? Niemals!
"Gut, ich machs. Gleich morgen früh.", meinte er plötzlich. Ich wusste es!mSo konnte man jeden Jungen rumkriegen!
"Ganz Langsam! Erstmal musst du dich mit ihr unterhalten, sonst wirkt das seltsam. Du suchst das Gespräch mit ihr und... sagen wir Freitag fragst du sie dann."
Das klang doch mal nach einem anständigen Plan, nicht? Nun, Jerik sah das anders.
"Und über was soll ich mich mit ihr unterhalten?"Ich könnte meinen Kopf gerade so gegen eine Wand schlagen, ernsthaft.Sagt mir bitte einer, dass er mich das nicht gefragt hatte.
"Also wenn du das nicht weißt... Sie ist auch nur ein Mensch. Rede mit ihr über Sachen mit denen du auch gerne über andere sprichst, Dinge die dich interessieren. Das klappt schon!"
Jerik selbst war zwar nicht so überzeugt von meinen Ratschlägen, aber das würde sich schon noch ändern.
"Übrigens, bevor ich es vergesse: Könntest du mich bitte nach Hause fahren? Denn dank deiner liebenswürdigen Verspätung sind jetzt alle Busse abgefahren."

Amor? There's just me, but it's actually the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt