Ice

Cosima Russo

„Cosima?", fragt diese angenehme Stimme vorsichtig und leise.

„Mhmm?", bringe ich noch im Halbschlaf raus. Sie lacht kurz wodurch ihr Körper sich unter mir bewegt.

„Süße ich muss los.", sagt sie belustigt. Ich öffne meine Augen und realisiere die Situation. Ich liege ganz auf Ash, mit meinem Gesicht an ihrem Hals und eine Hand von ihr auf meinem Rücken und die andere krault mich am Nacken und immer wieder in meine Haare rein. Ich rutsche von ihr runter und springe aus dem Bett. Ihre Wärme fehlt sofort. Sie lacht und steht auf.

„So schnell musste es jetzt auch nicht sein. Ich fand es sehr angenehm.", meint sie belustigt. Mir ist das sehr peinlich. Ash richtet ihre Klamotten und ihre Frisur.

„Danke.",murmle ich und schaue auf den Boden. Der Schlaf tut mehr als nur gut.

„Wofür Süße?", fragt Ash verwirrt.

„Für den Schlaf." Sie lacht und zieht mich zu sich.

„Ich danke für deine Zeit." Sie beugt sich runter so dass ich ihren Atem an meinem Ohr spüre.

„Außerdem hab ich es sehr genossen dich so zu spüren.", flüstert sie. Ich schlucke. Da ist wieder diese Hitze. Dieses Verlangen. Dieser Hunger.

„Wo musst du jetzt hin?", frage ich. Sie richtet sich wieder auf und sieht mir in die Augen.

„Ich habe Training." Ihre Augen leuchten auf. Man sieht ihre Leidenschaft immer wieder in ihren Augen.

„Dann solltest du los damit du nicht zu spät kommst.", meine ich ernst und will zurück treten aber Ash lässt es nicht zu.

„Erst wenn ich einen Kuss bekomme.", sagt sie grinsend. Ich lächle. Ernsthaft wie kann so jemand niemanden haben? Das ist unmöglich. Jede Frau träumt doch von so einer Aufmerksamkeit und Zuneigung. Ich stelle mich auf die Zehnspitzen und lege meine Lippen auf ihre. Ich ziehe mich aber schnell zurück schließlich muss sie jetzt los. Ash seufzt leicht frustriert. Ich grinse sie an.

„Ich melde mich bei dir, Süße.", verabschiedet sie sich, gibt mir noch ein Kuss auf die Stirn und lässt mich dann alleine im Bereitschaftzimmer. Ich lasse mich aufs Bett fallen und starre die Decke an. Ich verstehe das alles nicht. Ich verstehe mich nicht. Wie kann ich mich plötzlich von einer Frau angezogen fühlen? Oder ist es weil Ash nicht auszieht wie eine typische Frau. Weil sie Männerklamotten trägt und auch ihr Duft so dunkel ist? Mein Pieper scheint auch noch zu leben denn er beginnt zu klingeln. Ich schaue rauf. Notaufnahme. Ich springe auf und begebe mich runter. Dana steht am Tresen und tippt auf dem Tablet herum.

„Was gibt's?",frage ich sie und binde meine Haare zusammen. Sie grinst mich an aber reicht mir einfach das Tablet.

„Ist unser Wunderkind endlich hier? Ich könnte sie gleich brauchen.", brummt Lauren und stellt sich neben Dana mit einem Tablet vor der Nase. Auf einmal Wunderkind oder was? Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe meinen Fall an. Ich muss es zweimal lesen.

„Nicht dein Ernst oder?", frage ich Dana grinsend. Sie nickt nur und zeigt auf Schockraum zwei.

„Ach sie ist ja hier.", bemerkt Lauren finster. Was ist denn mit ihr los? Ach das wird schon. Ich gehe schnell in den Raum. Ein paar Anfänger wuseln hier herum sowie die Schwester. Ein junger Mann liegt auf der Seite und scheint schon betäubt zu sein. Ist auch besser so. Er hat eine Holzstange aus dem Bauch ragen und eine aus dem Rücken.

„Also wen haben wir hier? Erste Feststellungen?", frage ich in den Raum. Alle bleiben kurz stehen und sehen mich an. Ich seufze und beginne die Untersuchung, dann geht es sofort in den OP. Es ist etwas kompliziert weil man die Stangen vorsichtig rausziehen muss und jeden Splitter muss man rausziehen. Zufrieden nähe ich ihn zusammen.

„Ist seine Familie da?", frage ich die Anfänger. Keiner sagt etwas. Ich sehe auf.

„Leute nicht euer ernst? Ihr steht hier und keiner weiß Bescheid? Ich war beschäftigt den Jungen zu retten und ihr? Einer von euch Idioten sucht jetzt nach Familie, Freunde von ihm. Los.", knurre ich. Sie rennen wir aufgeschreckte Hühner los. Ich seufze und warte bis sie raus sind. Ich schaue eine OP-Schwester an.

„Und hat er Familie hier?", frage ich sie netter.