Kapitel 9

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Isabella

Wie ein nasser Sack lasse ich mich auf den Stuhl im Klassenraum fallen. Maleah war heute nicht da, weshalb ich mit meinem Vater zur Schule fahren musste. So schlimm ist eine Autofahrt mit meinem Vater garnicht. Aber wenn man mit ihm im Berufsverkehr feststeckt und er dann anfängt zu singen, sinkt die Laune für den Tag gewaltig.

Mein Vater kann einfach nicht singen. Er trifft immer die falschen Töne und es hört sich an als hätte ein Hund versucht einen Vogel nachzumachen. Aus einer Krähe wird eben kein Singvogel. Noch dazu bin ich hundemüde.

Ich kam zwanzig Minuten zu spät zum Matheunterricht. Natürlich war unser Mathelehrer nicht sehr begeistert davon. „Nur weil ihr Vater Lehrer dieser Schule ist, haben sie nicht das recht zu spät in meinem Unterricht aufzutauchen." fuhr mich der alte Griesgram an.

„Sorry. Ich sag den Leuten die auf Arbeit fahren müssen, dass sie das nächste mal später los fahren sollen, nur damit ich pünktlich zu ihrem Matheunterricht bin." erwiderte ich genervt und ließ mein Block auf den Tisch fallen. Die Klasse verfiel in tosendes Gelächter.

Sofort fühlte ich mich unangenehm. Ich hatte die totale Aufmerksamkeit und das hasse ich. Ich machte mich klein und rutschte auf dem Stuhl etwas runter.

Nach dieser Stunde Mathe hatte ich noch vier andere Stunden. In der letzten hatte ich Deutsch. Seufzend ließ ich mich auf den Stuhl neben Emilio fallen. Da wir immer noch den Vortrag zusammen machen, müssen wir auch nebeneinander sitzen.

„Schlecht gelaunt?" fragte Emilio und lehnt sich, mit verschränkten Armen, nach hinten. „Nein. Ich bin nur müde", wie auf Kommando gähnte ich. „Lange Nacht gehabt?" fragte er schmunzelnd.

Ich wollte grade zu einer Antwort ansetzten, als Ms.Pierce den Raum betrat. Sie sah total gehetzt aus und wie eine normale Lehrerin, sah sie auch nicht aus. „Zerknitterter Rock, verwuschelte Haare, geschwollene Lippen, falsch zugeknöpfte Bluse und einer ihrer Kniestrümpfe ist weiter unten als der andere." zählte Emilio neben mir auf. „Sieht mir ganz nach einem schnellen fick in der Besenkammer aus." fügte er hinzu.

Ich schaute zu unserer Lehrerin und alles was Emilio aufgezählt hatte, stimmt. „fuck." hauchte ich und lehnte mich erschrocken zurück. Keine zwei Sekunden später kam Christian in den Raum. „Offener Gürtel, verstrubbelte Haare, geschwollene Lippen und sein Shirt ist auf links gedreht." zählte Emilio die Fakten wieder auf.

„Doppelt fuck." entfuhr es mir wieder. Als ich das alles richtig aufgenommen habe, verzog ich mein Gesicht. „Das ist ekelig." dachte ich laut. „Da gebe ich dir recht." stimmte mir Emilio zu. Angewidert, das ich mal mit diesem Typen zusammen war, schüttelte ich mich.

Als es zum Unterricht klingelte schoss wie automatisch meine Hand in die höh. „Ja, Isabella?" nahm mich Ms.Pierce dran. „Ihre Bluse ist falsch geknöpft." sagte ich und deutete auf ihre Bluse. „Shit." fluchte sie und drehte sich von der Klasse weg.

Die anderen im Klassenraum fingen an zu lachen, außer Christian, den scheint das Ganze peinlich zu sein. Ich weiß garnicht warum.

Nach der Deutschstunde in der wir nichts gemacht haben, da keiner Ms. Pierce mehr ernst nehmen konnte, hatten wir Schluss. Ich ging, mit etwas Abstand, neben Emilio zu seinem Motorrad. Als wir dort ankamen, hilt ich ihm meine Hand hin. „Gestern bist du gefahren, heute fahre ich. Sei ein Mann und halte dein Versprechen." grinste ich.

Mit einem amüsierten grinsen ließ er den Schlüssel in meine Hand fallen. „gracias Señor" sagte ich und nahm ihm den zweiten Helm ab. [Danke der Herr]

Ich trat das Motorrad an und setzte mich auf. Emilio tat es mir gleich. Als er richtig saß, fuhr ich los. Im hohen, aber dennoch angemessenen, Tempo fuhr ich vom Schulgelände und auf die Straße, die zu mir nachhause führte.

Dort angekommen stiegen wir ab und stellten das Motorrad auf den Hauptständer. „Jetzt gleich werde ich sehen wie mein Geschichts- und Sportlehrer lebt." sagte Emilio mit einer geheimnisvollen Stimme.

„Du bist ein echter idiot." murmelte ich kopfschüttelnd und ging zur Haustür. Ich schloss die Tür auf und wir traten ein. Sofort fiel meine Mutter über uns her. „Gottseidank bist du zuhause, Bella. Könntest du bitte auf Paloma aufpassen, bis dein Vater nachhause kommt. Ever hat heute länger Vorlesung und ich muss auf Arbeit, meine Kollegin ist krank und sie haben keinen Arzt mehr auf der Station." sagte sie hysterisch.

„Eh....eh ja." stammelte ich überfordert. „Danke du bist meine Rettung." sagte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor sie durch die Haustür verschwand. Ich pustete die Luft aus meiner Lunge und ging dann ins Wohnzimmer. Sofort sprang meine Schwester auf, als sie mich sah. „Isy schau mal das habe ich im Kindergarten gemalt." sie hielt mir ein Blatt mit vielen bunten Strichen und kreisen hin.

„Ist das dein Freund?" fragte sie mich und schaute dabei zu Emilio. „Er ist ein Schulfreund. Hör mal Paloma." meine kleine Schwester schaute wieder zu mir. „Wir müssen etwas für die Schule machen. Was hältst du davon, wenn ich dir einen Film anmache und dir eine Schüssel Popcorn gebe?" fragte ich sie. Sie fing an über beide Ohren zu grinsen. „Ja." „okay dann setzt dich schonmal hin und überleg dir welchen Film. Ich gehe das Popcorn holen."

Somit setzte sich meine kleine Schwester auf das Sofa und ich ging in Richtung Garage. „Wieso deponiert ihr euer Popcorn in der Garage?" fragte Emilio belustigt. „Wir waren letztens einkaufen und meine Schwester meinte die größte Packung Popcorn haben zu wollen, die es in diesem Laden gibt. Meine Eltern können bei ihrem Hundeblick nicht 'Nein' sagen, weshalb sie es bekommen hat. Das problem ist nur, das im Abstellraum dafür kein Platz ist, weshalb wir es in der Garage deponiert haben." erklärte ich Emilio auf dem Weg zur Garage.

„Das kenne ich nur zu gut. Ich habe daheim zwei in dem Alter, das ist noch schlimmer. Mich hat es schon bei meinem Bruder aufgeregt und er ist elf. Aber jetzt auch noch zwei Schwestern zu haben, die das genauso gut können...", Emilio ließ den Satz offen im Raum stehen.

Ich kicherte leise und öffnete die Tür zur Garage, ehe ich eintragt und zu dem Regal ging in welchem die Popcorn Tüte steht.

„Ist das dein Motorrad?"


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