Emilio
„Ist das dein Motorrad?"
„Ehm....eh....ja...wieso?" stotterte sie die Gegenfrage. Mir kam dieses Motorrad bekannt vor, nur fällt mir nicht ein wo ich es schonmal gesehen habe. Vielleicht bilde ich es mir auch ein, immerhin können tausende von Menschen dieses Motorrad haben. Aber an diesem hier ist ein blauer Streifen und das habe ich, sonst, bei keinem Motorrad dieser Art gesehen.
„Ich habe da glaube schonmal irgendwo gesehen, ich weiß aber nicht mehr so genau wo und wann. Jedenfalls, ist es cool das du ebenfalls ein Motorrad hast." antwortete ich ihr und lächelte sie leicht an. Sie nickte und nahm die Tüte Popcorn von Regal, ehe wir wieder zurück ins Wohnzimmer gehen.
—
Nachdem wir Isabella ihre Schwester vor den Fernseher verfrachtet hatten, holte Isa ihren Laptop von oben in die Küche. Wir arbeiteten bis wir den Vortrag schlussendlich komplett fertig hatten. Zwischendurch aßen wir auch etwas von dem Popcorn.
„Okay....uuuund.....fertig." sagte Isabella und tippte den letzten Punkt. Wir haben tatsächlich nochmal fünf Stunden an diesem Vortrag gesessen. Zwischendurch kam auch Mr.Barrueco nachhause. Er nahm sich dann aber Isabella ihre Schwester Paloma und ging mit ihr auf den Spielplatz oder sowas, weshalb ich mit Isabella in ihr Zimmer gegangen bin und dort weiter zu arbeiten.
Auf dem Weg nach oben, vielen mir eins zwei Bilder ins Auge. Darauf war ein Junge, etwa mein alter, mit blonden Haaren. Irgendwo habe ich ihn schonmal gesehen. Ich wollte Isabella schon die ganze Zeit fragen, wer er ist, aber ich habe keine Ahnung wie ich das fragen soll. Ich kann ja schlecht sagen: „Hey Isabella, wer ist der blonde Typ auf den Bildern in eurem Flur? Der kommt mir bekannt vor." Das wäre einfach nur unhöflich.
„Du starrst die ganze Zeit das Bild auf meiner Kommode an. Wieso machst du das?" fragte Isabella plötzlich aus dem nichts. Sie schaute immer noch auf ihren Laptop und macht sich nicht mal die Mühe aufzuschauen. Auf dem Bild, welches auf ihrer Kommode steht, ist ebenfalls dieser Blondhaarige Typ.
Jetzt oder nie.
„Wer ist der Typ mit den blonden Haaren auf dem Bild? Er kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher." fragte ich sie und schaute weiterhin auf das Bild. Sie stand auf und nahm das Bild in die Hand, welches ich die ganze Zeit beobachte. Sie kam damit zurück zu mir und setzte sich wieder.
„Der Typ ist mein Onkel. Er war der kleine Bruder meiner Mutter. Er ging auch damals in die selbe Klassenstufe wie deine Eltern. Er hat aber nie seinen Abschluss gemacht." antwortete mir Isabella. Dabei klang sie etwas traurig. „Ich will mich nicht aufdrängen, aber darf ich fragen was passiert ist?" fragte ich sie und schaute zu ihr. Sie nickte kaum merklich und setzte sich grade hin.
„Er starb im Dezember einundzwanzig. Er und ein Bekannter hatten einen Unfall — was genau passiert ist, weiß ich nicht. Sie haben es beide nicht überlebt. Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt in Brasilien und Studierte Medizin, als sie die Nachricht bekam, dass ihr Bruder tot ist. Ich weiß so gut wie gar nichts über ihn, weil meine Mutter nicht über ihn redet. Als sie es erfahren hat, ist eine Welt für sie zusammengebrochen." erklärte mir das braunhaarige Mädchen.
„Wie hieß dein Onkel?" fragte ich weiter.Sie atmete tief und strich sich durch die Haare. „Miguel." antwortete sie mir dann.
„Nachname? Ich brauche Fakten." sagte ich leicht amüsiert. „Garcia. Mein Onkel heißt Miguel Garcia."
—
Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Isabella, dabei sprachen wir nicht mehr über das Thema: Onkel. Aber ich werde meinen Vater definitiv einmal fragen wer dieser Miguel Garcia ist. Er muss ihn ja schließlich kennen. Oder etwa nicht?
Irgendwann fuhr ich dann nachhause, da es schon spät war. „Wo warst du schon wieder so lange, Emilio? Es kann doch nicht sein, dass du ständig bis mitten in der Nacht weg bist. Oder gar mitten in der Nacht abhaust." kam mir sofort die aufgebrachte Stimme meiner Mutter entgegen. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare.
„Beruhig dich, mamá. Ich war bei einer Klassenkameradin. Wir haben unseren Vortrag für deutsch fertig gemacht." besänftigte ich sie und stellte meine Schuhe neben der Tür ab. „Ach Ja und wer ist diese mysteriös Klassenkameradin?" fragte mein Vater der im Türrahmen zur Küche lehnte, als ich das Wohnzimmer betrat.
„Die Tochter meines Sportlehrers." antwortete ich schlicht und wuschelte meinem kleinen Bruder über den Kopf. „Man Emilio, du Tempel Tänzer, lass meine Haare in Frieden. Sie saßen ausnahmsweise mal ordentlich. Aber nein mein überaus toller großer Bruder muss es wieder zerstören." fauchte er und konzentrierte sich weiter auf das Basketballspiel im Fernseher. „Wo sind die Zwillinge?" fragte ich meine Eltern.
„Im Bett. Hast du mal auf die Uhr geschaut, es ist fast zehn." antwortete meine Mutter. „Ach Ja und wieso ist die Flitzpiepe dann noch wach?" fragte ich weiter und wuschelte meinem Bruder nochmal durch die Haare. „Wenn nennst du hier Flitzpiepe, du Salzsardine?" fauchte Ruben und sprang mich, über die Sofalehne, an.
„Vollzeitkasper"
„Zahnspangenbettler"
„Affenmensch"
„Hausschuhgesicht"
„Alpha-Kevin"
„Intelligenzflüchtling"
„Jungs es reicht, eure Schwestern und Verwandte schlafen!" rief unsere Mutter dazwischen. Seufzend schubste Ruben mich weg und setzte sich wieder auf das Sofa, um sein Spiel weiter zu schauen. „Ihr benehmt euch wie kleine Kinder." beschwerte dich meine Mutter kopfschüttelnd. „Er ist doch auch ein klein Kind." rechtfertigte ich mich und deutete auf Ruben. „Emilio lass es einfach gut sein." erwiderte mamá und fuhr sich gestresst durch die Haare.
Mein Vater stand nur weiterhin im Türrahmen und beobachtete alles amüsiert. Meine Mutter schaute hilfesuchend zu meinem Vater. „Jetzt schau mich nicht so an, du wolltest kein Kondom benutzen." sagte er mit erhobenen Händen und drehte sich um, um wieder in die Küche zu gehen. „Dad" „Brandon" riefen meine Mutter und ich gleichzeitig.
Naja das mit dem fragen muss dann wohl warten.
—
„Wunderschönen guten Morgen, liebe Klasse." began unsere Geografielehrerin und genau ab diesem Zeitpunkt hörte ich nicht mehr zu. Wie kann man so fröhlich in den Tag starten, das ist ja ätzend. Heute war mittlerweile schon Freitag. Die restliche Woche ist nichts spannendes passiert, außer das Christian und Ms.Pierce scheinbar eine Affäre haben. Heute findet bei irgendsoeinem Typen aus unserem Jahrgang eine Party statt. Zu welcher meine Jungs und ich gehen.
Wir lassen heute das Motorradrennen sausen und machen dafür mal so richtig einen drauf. Alkohol schadet ja niemanden. Hust hust. Doch tut es, sogar sehr. Aber dennoch ist seine berauschende Wirkung gut, um Sachen für den Moment zu vergessen. Außerdem kann ich dann mal wieder eine Braut für die Nacht aufschnappen. Als ich das letzte mal mit jemanden im Bett war, ist mittlerweile zwei Wochen her.
Ich müsste echt mal Druck ablassen.
———————
Wie findet ihr die „Geschichte" bis jetzt?
Voten und Kommentieren nicht vergessen ッ
DU LIEST GERADE
Emilio
Teen Fiction[✓][Band 2] 𝔖𝔦𝔢 - das Mädchen, das nur gute Noten schreibt. Ein Mädchen das nicht auffällt und so gut wie unerkannt ist. Ein Mädchen, dass zweimal in der Woche, Nachts, eine andere Persönlichkeit annimmt. 𝔈𝔯 - der Junge, der durchschnittlich...