7.

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Miranda führt mich durch das Krankenhaus. Es ist schon etwas gruselig, da die Gänge wie leergefegt sind und die kahlen, weißen Wände machen die Stimmung auch nicht viel besser.

,,Sind wir bald da?", brumme ich genervt. Wir laufen jetzt schon gefühlte Stunden durch das Krankenhaus und kommen irgendwie nirgends an. Etwas Lustiges hat es jedoch schon. Nämlich das Miranda, wenn wir mal einer Person begegnet sind, sie sie gegrüßt hat. Und diese Personen haben immer so geguckt, als ob sie einfach weitergehen wollten, haben jedoch aus Höflichkeit zurück gegrüßt. Da hab ich ab und zu schon mal gegrinst.

,,Ja.. hier sind wir!", schmunzelt Miranda und zeigt auf eine Tür, auf welcher ein Schild mit der Zahl 32b drauf ist. Ich verstehe immer noch nicht dieses System mit den Zahlen und dann noch diesen Buchstaben rangehängt. Ich vermute, dass die einfach professionell wirken wollen, und irgendwas draufgeklebt haben.

Miranda öffnet die Tür und hält sie mir auf. Als ob ich das nicht selber könnte. Dumme Schruller! Desinteressiert sehe ich mich im Raum um, wo ich schon vier Leute sitzen sehen. Mir stockt leicht der Atem, als ich erkenne, dass das alles Kinder bzw. Jugendliche sind.

,,Frau Stewart, kommen Sie bitte her! Wir haben nur noch auf Sie gewartet. Danke Miranda, Sie können fürs erste gehen.", eine Ärztin steht mit einem Klemmbrett in der Mitte des Raumes und lächelt mich freundlich an. Im Gegensatz zu Miranda scheint sie mir gleich sympathisch. Und der Fakt, dass sie Miranda wegschickt, lässt sie mir sogar noch sypmpathischer erscheinen.

,,So.. also. Ich heiße Frau Lewina, aber da wir drei Wochen, genau genommen fünfzehn Tage zusammenarbeiten werden und das immer für drei Stunden, wäre es, glaube ich, besser wenn ihr mich einfach Kathleen nennt. Da ich Vorstellungsrunden hasse, gehe ich schnell mal nach unten und hole ein paar Formulare, während ihr euch gegenseitig, ohne irgendwelche nervigen Erwachsene kennen lernt. Bis gleich." Die Ärztin, ich meine Kathleen, verlässt den Raum und zwinkert uns noch einmal aufmunternd zu.

Alles ist still. Niemand sagt etwas. Worüber sollte man denn auch mit Fremden reden? Smalltalk, wie 'Wie findest du das Wetter so?" ist doch etwas lasch. Man sagt ja immer, man soll sich fragen, was man Fremden gerne für Fragen stellen würde. Aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich überhaupt fragen will. Dann kommen immer solche Situationen raus; niemand sagt etwas und es herrscht peinliches Schweigen. Solche Situationen sind extrem unangenehm.

,,Ehm.. wie heißt ihr denn?", fragt ein braunhaariger Junge. Ach stimmt. Wäre nicht ganz unwichtig, wenn man seinen Namen verraten würde. Wieder dieses peinliche Schweigen. Ich glaube, jeder ist zu schüchtern um zu erst zu antworten.

Der Junge seufzt: ,,Mein Name ist Daniel, und euer?" Wieder dieses Schweigen! Kaum auszuhalten. Ach, egal. ,,Mein Name ist Saphira.", ich versuche es mutig rüberzubringen. Aber ich höre mich gewaltig schüchtern an.

Daniel und ich sehen uns an, ehe er mir leicht zulächelt. Erwartungsvoll sehen wir zu den anderen drein. Mir fällt jetzt erst auf, dass Miranda total gelogen hat! Sie meinte es wären sechs andere Patienten. Okay, sie hat zwar gesagt sie wäre sich nicht ganz sicher.. aber trotzdem!

,,Devon", antwortet ein anderer Junge. Ich sehe ihn mir genauer an und stelle fest, dass er eigentlich ziemlich gut aussieht. Blond-Braune Haare, blaue Augen, gebräunte Haut. Okay. Jedenfalls nehme ich mal an, dass sie gebräunt war. Hier im Krankenhaus ist es ja nicht wie im Solar Studio. Doch allein wie er seinen Namen gesagt hat, ist er wieder etwas gruselig.

,,Ich heiße Eléonore.", flüstert das Mädchen, welches, mit mir, das Einzige in der Gruppe ist. Naja. Haucht. So etwas leises nennt man eigentlich nicht mehr flüstern. Wie gesagt.. hauchen.

,,Und du?", grummelt Devon in Richtung zu dem dritten Jungen, welcher erschrocken zusammen zuckt. Ich kann Devon immer weniger leiden. Ist bestimmt einer von den möchtegern Bad Boys, die denken sie wären cool und sind dann die Oberidioten. So nervig.

,,Steven", stottert der Junge erschrocken und sieht Devon ängstlich an, welcher einfach nur genervt wegsieht. So ein Idiot.

,,Was genau sollen wir denn jetzt machen? Ein Kaffeekränzchen?", fragt Devon uns entnervt. Man merkt ganz genau, dass er jetzt woanders sein möchte.

,,Warum seit ihr hier?", Daniel überhört einfach Devons Frage, welcher ihn feindselig anfunkelt. Man merkt, Devon möchte immer der Chef sein. Ich hasse ihn.

,,Flugzeugabsturz", sagen Devon, Eléonore und ich im Monoton und gucken uns an. ,,Ich auch..", flüstert Daniel traurig und sieht auf den Boden. ,,Auf ein Kaufhaus wurde eine Bombe abgefeuert.. ich war auf dem Parkplatz und konnte gerade so überleben..", erklärt Steven zögernd.

,,Dann musst du doch kürzlich erst hier reingekommen sein.", stellt Eléonore fest. ,,Nein. Naja.. Ich bin seit drei Wochen hier. Es sind alle, bis auf mich umgekommen. Die, die überlebt haben, sind an Verblutungen im Krankenhaus gestorben..", erzählt Steven und starrt auf den Boden.

Er denkt bestimmt über den Tag nach. Es muss ja auch schlimm sein, zu wissen, dass wirklich alle gestorben sind, außer man selbst. Ich fühle mich ja schon schlimm, zu wissen, dass ich unter vielen überlebt habe. Aber im Gegensatz zu ihm, bin ich nicht die Einzige. Seine Schuldgefühle müssen ihn sehr plagen.. Kein Wunder, dass er so zurückhaltend ist.

Plötzlich wird die Tür aufgeworfen und Kathleen kommt reinspaziert, mit einen Haufen Blätter in der Hand. ,,So. Man hat euch ja gesagt, wir machen Sport, richtig?" Alle nicken. ,,Jap. Das machen wir jetzt. Schreibsport.", lacht sie. ,,Bitte was?", fragt Devon mit einem Blick, der einfach nur sagt: Wollt ihr mich eigentlich alle völlig verarschen?!

,,Nun. Ihr wart sehr lange 'bewegungsunfähig'-" ,,Schön das Sie uns daran erinnern. Habe ich schon ganz vergessen!", knurrt Devon mit einem sarkastischen Unterton. Also er ist so eine Mischung aus humorvoll und macho, und diese Mischung ist sehr.. blöd? Ach ich weiß auch nicht!

,,Schön, dann weißt du es ja jetzt wieder. Und damit wir uns bei einem klar sind: schlag mir gegenüber noch einmal einen solchen Ton an und du wirst mich kennenlernen, Herr Faurelios!" Sie sagt das in so einem so selbstverständlichen und freundlichen Ton, dass mir schon ein breites Grinsen ins Gesicht huscht. So geht es anscheind auch den anderen. Denn die grinsen wie Honigkuchenpferde.

Regina Bellum - Anfang einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt