,,Meine erste Freundin hieß Cindy.", prahlt Devon grinsend.
,,Ich frage jetzt einfach mal nicht wie alt du da warst, du wirst es mir ja eh erzählen.", sagt Eléonore gelangweilt.
,,Ich war sieben.", sagt Devon stolz.
,,Meine erste Freundin hatte ich mit vier.", kontert Daniel mit einem breiten Grinsen.
Devons Lächeln erstickt und er sieht ihn nur etwas baff an: ,,Mit vier? Bist du dir sicher nicht mit vierzehn?"
,,Ich bin mir sicher. So eine Kindergartenromanze. Kennt bestimmt jeder von euch.", erwidert Daniel lässig.
,,Aber natürlich!", versucht Devon seinen gekränkten Stolz wieder aufzupolieren.
Wir sitzen alle gerade an einem Lagerfeuer. Wir sind gerade in einer Art Wald, wo wir einen Platz gefunden haben, wo die Bäume als gefällt wurden und viel trockenes Holz rumliegt. Deshalb haben wir die Gelegenheit gleich genutzt und haben uns hier unsere Schlafplätze aufgebaut, wie auch diverse Lagerfeuer. Nun sitzen alle auf diesem 'Platz' in ihren Gruppen um ein Lagerfeuer.
Zugegeben, tut das auch sehr in der Lunge weh, ständig den Rauch einzuatmen. Aber es vermittelt irgendwie so eine schöne Bilderbuchatmosphäre, die einen einfach überredet sitzen zubleiben. Diese ganze Atmosphäre wird auch noch von der wunderschönen Nacht unterstrichen, wo überall kleine Punkte am Himmel zu sehen sind, wie auch der gewaltige Mond, der heute als Vollmond auftritt.
Die perfekte Stimmung für Lagerfeuergeschichten.
,,Okay, Devon. Da du gerade ja anscheint so wild darauf bist, irgendetwas zu erzählen: Leg los.", fordert Eléonore Devon auf.
Dieser sieht einfach nur nachdenklich in der Gegend herum: ,,Mir fällt nichts ein."
,,Erzähl mal was Peinliches!", lache ich.
,,Wieso?"
,,Damit wir dich mal so richtig auslachen können."
,,Haha, sehr witzig.", sagt Devon mit ironischen Unterton.
,,Nein, bitte!", versuche ich ihn zu überzeugen.
,,Aber nur eine Geschichte! Und die ist nicht mal besonders witzig. Damals in der fünften haben wir Klasse gegen Klasse Völkerball gespielt. Als ein Mädchen aus der Nebenklasse einen Ball werfen auf mich werfen wollte, wollte ich mich sozusagen auf den Boden fallen lassen um nicht getroffen zu werden, jedoch hat sie mich in dem Moment abgeworfen. Zwischen meine Beine. In meine Eier. Nach der Stunde hab ich einen Kumpel losgeschickt, ihr zu sagen, dass ich das überhaupt nicht witzig fand, doch sie hat ihn ausgelacht und seitdem mieden mein Kumpel und ich dieses Mädchen, bis wir jedoch in der siebten in eine Klasse kamen. Das war mir schon etwas peinlich.", erzählt Devon zähneknirschend.
,,Wäre es mir auch.", stimmt Daniel zu.
Steven und Daniel sehen Devon mitleidig an, während Eléonore und ich uns nicht mehr einkriegen vor lachen. Dieses Mädchen würde ich gerne mal kennenlernen! Sie hat meinen höchsten Respekt verdient, dass sie Devon dazu bringen kann, dass ihm etwas peinlich ist.
,,Erzähl du mal was, Steven!", fordert Devon Steven auf.
,,Was wollt ihr denn hören?"
,,Irgendeine Geschichte", antwortet Devon ,,eine gute Geschichte."
,,Ehm.. okay. Mal nachdenken.. Ah ja. Als ich noch in der ersten oder zweiten war, haben mein Vater und meine Schwester sich einen Spaß mit mir erlaubt. Ich habe an meinen Finger ja eine Narbe und mein Vater hat gemeint, dass sie daher kommt, dass ich mit dem Finger unterm Rasenmäher gekommen bin und er dann abgeschnippelt wurde. Die Geschichte hat meine Schwester unterstützt und haben mir eingeredet das der Finger mit der Narbe kein echter Finger ist. Das er transplantiert wurde. Die 'tolle' Geschichte habe ich so vielen erzählt und einen Monat später erfahre ich, dass beide mich verarscht haben. Ich habs von meiner Mutter erfahren. Das war mir so peinlich und habe dann einfach in Zukunft nichts dazu gesagt, wenn jemand dieses Thema angesprochen hat. Ich war da aber noch so jung, leicht manipulierbar und hatte halt noch ein sehr kurzes Gedächtnis. Ihr wisst schon.", erzählt Steven grinsend.
,,Oha. Wie brutal dein Vater und deine Schwester einfach mal drauf waren.", wundert sich Eléonore.
,,Ja. Waren.", sagt Steven traurig.
Wie automatisch werde ich auch niedergeschlagen. Denn ich werde sofort an meine Eltern erinnert. An die Menschen, die mir das Leben geschenkt haben. An die Menschen, die mich immer unterstützt haben. An die Menschen, die mir den Weg durchs Leben gezeigt haben. An die Menschen, die immer für mich da waren.
,,Wisst ihr was ich traurig finde?", fragt Steven.
,,Was denn?", fragen Devon und Daniel gleichzeitig.
,,Eltern erzählen ihren Kindern immer, sie sollen nicht Lügen. Sie sollen ihre Probleme durch Kommunikation klären. Sie sollen nicht stehlen. Sie sollen Respekt für andere Lebewesen haben. Sie sollen nicht töten.
Doch was tuen die Eltern? Sie tuen all dies, was sie uns sagen nicht zu tun. Kinder sind das Echo ihrer Eltern und ihrer Umgebung. Sie spiegeln nur wieder, was ihre Eltern tun.
Es ist traurig, dass so viele Menschen, die auch noch Familie hatten, so handelten, wie sie es taten.
Es ist traurig, dass so viele Menschen die Umwelt zerstörten. Wir haben als Kinder immer von bunten Wäldern mit vielen Schmetterlingen und anderen Tieren geträumt. Doch wenn es so weiter gegangen wäre, mit den Zerstörungen, könnten unsere Kinder von so etwas nicht mehr träumen, weil es Sachen wie Schmetterlinge nicht mehr gibt. Ich hoffe einfach nur, dass so viele Tiere wie möglich diese Bomben überlebt haben.
Wir Menschen haben sie überlebt. Ich denke, dass wir damit auch eine zweite Chance verdient haben. Eine Chance, in der wir nur das nutzen, was uns von der Natur gegeben wurde. Muskeln, Gehirn und Instinkte.
Wir sind Jäger, Kämpfer, Bauarbeiter. Wir versuchen so vieles, um es der Menschheit möglichst leicht zu machen. Doch wenn wir damit der Erde nachhaltig schaden, dann ist das keine Erleichterung für die Menschen.
Es macht mich einfach traurig, zu sehen, wie viele Menschen ihr eigentlichen Sinn auf der Erde missverstehen.", erklärt Steven.
,,Du hast Recht. Aber vielleicht haben wir ja jetzt die Chance dazu.", meint Devon.
,,Wir haben ja momentan nicht die Absicht, so etwas wie Handys wieder einzuführen oder Technologie im allgemeinen. Wir sollten alle erst einmal versuchen uns eine Basis zu bauen und dann darüber nachzudenken, was richtig ist. Was klar ist, dass wir den Verlauf der Geschichte nicht noch einmal wiederholen sollten. Man hat ja gesehen, wozu das geführt hat. Zu nichts. Außer Blutvergießen und Verderben. Und das war alles auch noch unnötig.", erklärt Devon ausführlicher.
,,Ich hoffe du hast Recht, Devon. Es wird ja immer gesagt, Menschen sind lernfähig. Warum versuchen wir nicht einmal, aus so etwas zu lernen? Anstatt allen immer etwas nachzutragen. Vor allem, kommt ein neuer Skandal ist alles vergessen. Bestes Beispiel? Zweiter Weltkrieg. Hitler. Alle Deutschen sind Nazis. Diese Aussage regt mich ehrlich gesagt etwas auf. Ich gehe ja auch nicht nach Frankreich werfe ihnen Napoleon vor. Ich gehe auch nicht nach Amerika und werfe ihnen vor, alle Ureinwohner getötet zu haben. Ich gehe auch nicht nach China und beschimpfe sie, wie sie nur Hundefleisch essen können. Jeder macht Fehler. Doch es sollte nicht in unserer Natur sein, sie auf ewig nachzutragen und sie immer als einen Grund zu nehmen, wieso eine Person, ein Land, oder eine Nation schlecht ist. Es ist unnötig. So etwas ist wahrer Rassismus."
(Ich möchte nur anmerken, dass vieles davon nur meine eigene Meinung ist. Es ist okay, wenn jemand einer anderen Meinung ist. Nebenbei ist der Text über die Eltern und ihre 'Erziehung' inhaltlich von Severn Suzuki inspiriert. Ein wunderbares Mädchen! Seht euch doch mal ihre Rede auf YouTube an)
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Regina Bellum - Anfang einer neuen Ära
Science Fiction-TEIL 1.- »Dies war die Zeit, in der sich alles änderte. Als eine neue Ära anbrach.« Saphira Stewart lebt so wie jedes Teenagermädchen ihr Leben: Parties, gegen Regeln verstoßen und, natürlich, Jungs. Doch auf einen Schlag ändert sich alles. Die Nac...