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,,Wer seit ihr?", rufen uns die drei auf der anderen Seite zu.

,,Die Frage gebe ich zurück.", knurrt Devon, laut genug, dass es die Leute hören.

,,Wir meinen es Ernst.", schreit einer zu uns.

Da wir keine Antwort von uns geben kommen sie auf uns zu. Mir wird ganz kribbelig. Einerseits da wir nicht die letzten Überlebenden sind und andererseits aus Angst sie könnten uns umbringen.

,,Mein Name ist Christian und das sind Finn und Franz.", stellt Christian sich und ich denke mal das sind seine Freunde, vor.

Ich muss mir ein lautes Lachen angestrengt verkneifen. Franz? Ernsthaft?

,,Das ist schön für euch und was sollen wir jetzt mit dieser überaus wertvollen Information?", gibt Devon giftig zurück und sieht sie nur misstrauisch an.

,,Nichts. Ich dachte nur ihr fühlt euch dann wohler. Kommt mit."

Christian zeigt mit einer Handbewegung das wir ihm folgen sollen. Hätte ich auch ohne diese Handbewegung gemacht, wenn ich ehrlich bin.. So denken die anderen anscheint auch, denn wir setzen uns fast synchron in Bewegung um mit den Fremden mithalten zu können. Sie haben einen schnellen Schritt drauf.

Aber weit müssen wir eh nicht laufen. Direkt auf der anderen Seite der Lagerhalle ist eine Art Treppengeländer, welches geradewegs nach unten führt.

,,Nicht schon wieder ein Keller.", stöhnt Eléonore entsetzt.

Sie zieht ein beleidigten Gesichtsausdruck auf, da niemand auf ihr Kommentar eingeht, was mich zum schmunzeln bringt.

,,Wohin führt ihr uns?", hakt Devon nach, während er die Treppe runterpoltert.

,,In einen Bunker.", kommt die schlichte Antwort von Christian.

,,Super und was sollen wir da?"

Keine Antwort.

Nicht sehr gesprächig die Typen.

Die Treppe endet direkt vor einer schweren Tür. Sie ist vielleicht nicht so groß, ungefähr ein Kopf kleiner als ich es bin, aber sehr dick, dass kann man ihr sogar schon ansehen.

Christian drückt mit seiner ganzen Kraft gegen diese Tür, wobei ihm noch Finn und Franz helfen. Langsam öffnet sich die Tür und wir stehlen uns alle rehschnell durch. Christian, Franz und Finn machen schnell die Tür zu und öffnen mit einem Schlüssel die nächste dicke Tür vor ihnen. Zwei Türen?

,,Zwei Türen?", fragt Daniel als hätte er meine Gedanken gelesen.

,,Ja."

Die Tür lässt sich jedoch leichter öffnen und wir gehen ebenfalls so schnell wie möglich durch.

Mit geöffnetem Mund betrachten wir die Szene die sich vor unseren Augen abspielt; Ein riesiger Raum, voller Matratzen, Menschen, Kerzen und dann sind da noch Durchgänge zu wahrscheinlich mehr solcher Räume. Es ist unglaublich.

Vielleicht haben auf der Welt mehr überlebt als ich dachte! Vielleicht hat die Menschheit noch eine riesige, zweite Chance verdient, welche wir auf jeden Fall zu hundert Prozent ausnutzen werden!

,,Kommt mit.", drängelt Christian und läuft durch die Masse.

Wir kommen durch zahlreiche Räume und meine Kinnlade fällt mit jeder Sekunde weiter auf den Boden. Das ist ja fast schon eine ganze Unterweltstadt!

Eine Tür ist plötzlich vor uns und Christian klopft dreimal an.

,,Herein."

,,Hallo Ernst. Das sind weitere Überlebende.", begrüßt Christian den Mann, der schon sehr, sehr, sehr alt aussieht.

Seine Haare hat er vermutlich so gut es geht mit einem Haargummi zu einen kleinen Pferdeschwanz machen lassen. Die Augen sind ernst zusammen gekniffen und sein Mund bildet einen feinen Strich. Sehr auffällig ist seine außergewöhnliche grade Haltung. Der Fakt, dass sein Name anscheint 'Ernst' lauten soll, macht es fast schon ein wenig lächerlich.

,,Interessant. Wie heißt ihr?", fragt er uns.

Seine Stimme jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Es ist angsteinflößend und macht ihn gleich sehr viel gruseliger.

,,Ich heiße Devon. Das sind Daniel, Saphira, Eléonore und Steven.", stellt uns Devon vor.

Ausnahmsweise bin ich sehr froh darüber, dass Devon eigentlich immer das sprechen übernimmt. Bei seinem Anblick bringe ich schon kein Wort raus und dann noch mit dieser gruseligen Stimme ein Gespräch zu führen? Nein, danke. Ich passe.

,,Der Esel nennt sich selbst zuerst.", antwortet Ernst daraufhin und bringt mich zum grinsen.

Warum auch immer ich über einen Scherz von so einem gruseligen Mann fast lache, weiß ich auch nicht. Aber es ist einfach köstlich zu sehen, dass jemand Devon fertig macht.

,,Wie auch immer. Was suchen wir hier und wer seit ihr?"

,,Wir sind Überlebende. Wie ihr. Wie ich heiße wisst ihr ja schon und wenn wir hier alle Glück haben, werdet ihr auch noch genug Zeit haben, die Namen von den anderen Überlebenden zu lernen. Eins sage ich euch schon mal: Dafür werdet ihr viel, viel Zeit brauchen. Wir sind weder im Krieg noch im Frieden. Wir sind am überleben und da zählt Feindschaft nicht. Wir handeln Hand in Hand und es ist eure Entscheidung ob ihr uns dabei unterstützt. Aber eins sei euch gesagt: Hier gibt es Regeln. Wir versuchen die Menschheit wieder auf die Beine zu bekommen und es zu schaffen, vielleicht eine neue Periode zu starten. In dieser Periode werden eure Smartphones, Fernseher und eure ganzen anderen Hightech-Geräte nicht mehr existieren. Es wird Zeit um diese schlimme Zeit des einlullens hinter uns zu lassen und selber aufzusteigen."

Eléonore und ich schauen uns unsicher an und versuchen durch Augenkontakt uns eine gemeinsame Meinung darüber bilden zu können. Es wäre eine große Chance hier und ich würde liebend gerne auf diesen dreckigen Keller verzichten und wieder mal auf einer Matratze schlafen können.

Ein letztes Mal nicken wir uns zu, ehe wir einstimmig sagen: ,,Einverstanden."

Daniel und Steven schauen uns unsicher an, während Devon nur ein Pokerface aufgesetzt hat und mit verschränkten Armen dasteht, das Geschehen beobachten.

,,Ich bin ebenfalls einverstanden.", stimmt Steven zu und nickt in Ernsts Richtung.

,,Dann hab ich wohl keine Wahl. Einverstanden.", stöhnt Daniel.

Devon hingegen bleibt still und denkt nach. Worüber will der eigentlich nachdenken? Das ist eine riesige und perfekt Chance zum überleben und der steht da und denkt nach, ob dass eine wirklich gute Idee ist.

,,Eine Bedingung.", verlangt er und sieht Ernst stechend an, welcher den Blick zurück gibt.

,,Ach ja?"

,,Ja. Ich möchte jederzeit in euren Plänen mit involviert sein und am Schmieden beteiligt sein."

,,Warum sollte ich zusagen? Es ist ja nicht so, als würde das hier unten euch brauchen. Ganz im Gegenteil: Ihr braucht das hier unten.", lacht Ernst.

,,Was habt ihr zu verbergen?"

,,Nichts."

,,Warum wollt ihr mich dann nicht dabei haben?"

Ernst bleibt still und sieht Devon durchdringlich an.

,,In Ordnung. Du darfst dabei sein und mitmachen, aber ich sage dir: ein Fehltritt und du bist raus.", erlaubt Ernst widerwillig.

,,Verstanden."

Regina Bellum - Anfang einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt