Seit einer halben Ewigkeit warten wir schon darauf, dass Devon zurückkommt. Doch er lässt sich einfach nicht blicken. Wir alle murmeln schon Gebete vor uns hin. Niemals hätte ich gedacht, dass ich beten würde. Und dann noch um ihn.
Eléonore lehnt sich an meine Schulter, während ihr eine Träne über die Wange fließt.
Womit haben wir das eigentlich verdient? Wir sind noch so jung. Wir hätten noch so viel vorgehabt. Stattdessen wird die Welt einfach zerstört. Viele hatten ja schon die Vermutung, dass die Menschen zerstört werden, und dass von sich selbst.
Wie wahr.
Es ist nicht wichtig, was für Gründe es gibt. Menschen suchen Streit. Frieden liegt nicht in ihrem Wortschatz. Sie machen einen der größten Fehler, den man machen kann; sie belügen die ganze Welt und noch viel schlimmer; sie reden sich selbst ein, dass es richtig ist.
Dieser ganze Mist, wer ist Schuld. Menschen sind nicht nachtragend. Ganz und gar nicht. Sie brauchen nur einen Sündenbock. Jeder hat einen Sündenbock, auf den sie einschlagen können.
Sie gaukeln vor, dass der und der Schuld ist und vertuschen die Wahrheit. Unverschämtes Lügen ist die Wahrheit über den Menschen. Das ist die nackte Wahrheit, die eiskalte Wahrheit.
Gott hab dem Menschen eine Chance auf Leben. Sogar nach all den Fehlern, die sie begangen, um sie alle auf einen Streich auslöschen zu können.
Und dann kommen die an die Macht, die von sich behaupten, alles am Besten zu wissen und dann alles ins Chaos stürzen. Es ist fast schon peinlich.
Aber warum hat Gott dann gerade uns am Leben gelassen?
Um die Kinder leiden zu sehen?
Nein. Er hat definitiv einen Grund. Sonst wäre es nicht Gott. Gott ist gütig und tötet nicht einfach so. Es muss etwas anderes sein.
Vielleicht finden wir es sogar noch heraus, sollte Devon lebend zurückkommen, mit den Fackelmaterial. Mir würde es sogar schon reichen, würde dieser Idiot überhaupt zurückkommen.
,,Ist alles gut?", fragt Daniel besorgt an mich gewandt.
,,Es geht schon.", flüstere ich heiser.
,,Er wird schon zurückkommen.", lächelt Daniel schief.
,,Natürlich wird er das. Ich frage mich nur, womit wir das Ganze überhaupt verdient haben.", berichte ich ihm.
,,Das liegt doch auf der Hand. Um uns zu testen.", sagt Daniel, als wäre es das Normalste der Welt.
,,Zu testen?", frage ich verwirrt.
,,Natürlich. Er will wissen, ob wir überhaupt den Willen haben, zu überleben. Sieh dich um. Wir Menschen haben sozusagen unsere ganzen Sachen aufgebaut, ohne Rücksicht zu nehmen, was Gott davon hält. Menschen werden unverschämter, geldgieriger und einfach nur arrogant und asozial. Er möchte wissen, ob wir überhaupt noch Interesse am eigenen Leben haben. Deshalb testet er uns jetzt.", erklärt er traurig.
Über diese Seite der Medaille habe ich noch gar nicht nachgedacht. Diese Erklärung scheint mir eigentlich relativ sinnvoll. Das alles ist ein Test. Ein Test an die Menschheit.
Und wir sind dabei, durchzufallen.
Ein lautes Klopfen an dem Fenster reißt uns aus unseren Gedanken.
,,Das ist Devon! Schnell, macht auf!", schreie ich.
Daniel und Steven rennen zum Fenster, machen es auf und ziehen Devon rein, welcher erst einmal einen Hustenreiz durchleben muss.
Er wirft uns die Sachen hin. Ich hätte nicht gedacht, dass man da draußen Eichenholz finden würde.
,,Wie war es?", frage ich ihn und setze ihn behutsam auf den Boden.
,,Schrecklich. Man konnte gar nichts sehen. Ich bin einfach geradeaus gekrochen, damit ich irgendwie auch wieder zurückfinden würde. Egal was ich gemacht habe, dem Rauch konnte ich nicht wirklich entkommen. Für meine Augen war es am Schlimmsten. Sie wurden so schnell trocken, dass ich sie fast durchgehend geschlossen halten musste.", krächzt Devon müde.
,,Stellt jetzt einfach die Fackel her.", brummt Devon.
,,Ja. Eléonore, du schnitzt den Behälter. Ich schmiere den Stock mir der Asche ein.", befiehlt Daniel, zur Abwechslung mal.
Eléonore nickt nur brav und schnappt sich das Eichenstück und den Stein und macht sich an die Arbeit.
Man sieht schon, wie anstrengend das ist, mit einen Stein einen Behälter herzustellen.
Ich lehne mich ruhig an die Wand und starre Devon an.
,,Wie schlimm war es?", frage ich ihn zitternd.
,,Brauchst du darauf wirklich eine Antwort?"
,,Ja."
,,Es war grauenhaft. Ich bin zum Teil sogar an Leichen vorbeigekommen. Weißt du wie sie aussahen? Ihr ganzer Körper war verbrannt. Sogar Kinder lagen verbrannt auf den Straßen. Manche Leute haben sogar noch gelebt, doch ihr Herzschlag war so schwach.. unmöglich hätte auch nur einer das überlebt.", erzählt Devon im Monoton und sieht die gegenüberliegende Wand an.
,,Wie lange glaubst du, überleben wir hier unten?", frage ich ängstlich.
Die Antwort möchte ich eigentlich gar nicht wissen. Es ist so, als würde dir jemand gleich sagen, wann dein Sterbetag ist. Und das macht verdammt Angst.
,,Wir werden hier unten nicht bleiben.", antwortet Devon.
,,Wie meinst du das?"
,,Wir werden hier rausgehen. Irgendwann.", erläutert Devon mir näher.
,,Aha. Und wohin dann? Es gibt kein zu Hause. Auch kein Krankenhaus. Wir haben alle keine Familie mehr wenn wir hier rauskommen, Devon!", meine ich verzweifelt.
,,Dann müssen wir uns eben ein zu Hause aufbauen!", sagt Devon, allmählich genervt.
,,Hä?"
,,Na Häuser bauen."
Genervt stöhne ich. Ich habe überhaupt keine Lust auch nur einen Finger zu krümmen um irgendetwas zu bauen. Können doch die Jungs machen. Ich bin eine Lady! Das ist nicht mein Job! Im Ernst. Jungs spielen sich immer als stärkeres Geschlecht auf, da können sie es doch damit sogar noch unterstreichen! Die werden schön Häuser bauen!
,,Fertig!", ruft Eléonore triumphierend.
Kommentarlos nimmt Daniel ihr den Behälter lächelnd ab und kombiniert ihn mit dem Stock. Schon ergibt es eine perfekte Fackel. Naja. Fast perfekt.
,,Wo kriegen wir jetzt Feuer her?", fragt Eléonore.
,,Ich weiß ja nicht wo du lebst, Mückenherpes, aber da draußen brennt es." Genervt rollt Devon mit den Augen.
,,Schon klar. Doch wir können doch nicht einfach die Fackel aus dem Fenster halten und schon brennt sie.", argumentiert Eléonore beleidigt.
,,Warum eigentlich nicht? Ich meine ja nicht direkt aus dem Fenster halten aber kurz rausgehen und anzünden und schon fertig.", meint Daniel.
,,Und wer geht? Devon sollte lieber nicht rausgehen. Er hat schon genug Rauch in der Lunge.", sagt Steven.
,,Ich gehe."
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Regina Bellum - Anfang einer neuen Ära
Ficção Científica-TEIL 1.- »Dies war die Zeit, in der sich alles änderte. Als eine neue Ära anbrach.« Saphira Stewart lebt so wie jedes Teenagermädchen ihr Leben: Parties, gegen Regeln verstoßen und, natürlich, Jungs. Doch auf einen Schlag ändert sich alles. Die Nac...