,,Können wir nicht einmal Glück haben?", seufzt Steven.
,,Nope. Anscheint ist das zu viel verlangt. Aber wie finden wir hier jetzt wieder weg?"
Ich fühle mich praktisch durch den Raum. Größtenteils fühle ich nur Dosen. Der Mensch hat ja sechs Sinne. Und der Sehsinn ist nur einer davon. Irgendwie müssen wir es ja auch ohne den Sehsinn schaffen. Unmöglich ist es zumindest nicht.
,,Bleib mal stehen. Ich suche dich.", befiehlt Steven und ich bleibe brav stehen.
Ich höre wie er sich durch den Raum bewegt. Und, um ganz ehrlich zu sein, ich werde immer panischer, je länger ich in dieser Dunkelheit stehe.
Plötzlich fühle ich eine Hand in meinem Gesicht, die ich reflexartig wegschlage: ,,Hey!"
,,Entschuldigung. Nimm meine Hand. Wir suchen die Aschespur. Immerhin führt die uns wieder zurück.", meint Steven und nimmt meine Hand.
Steven kniet sich nieder auf alle Vieren und zieht mich neben sich her. Wie Katzen bewegen wir uns schleichend durch den Raum, auf der Suche nach der verdammten Aschespur.
,,Ich habs!", ruft Steven erfreut.
Schon werde ich weggezogen und kann mich gar nicht mehr fassen. Steven zieht mich aufgeregt neben sich her und bewegt sich in einer so enormen Geschwindigkeit, wie ich noch niemanden auf allen Vieren erlebt habe.
Es dauert nicht einmal sehr lange, bis wir einen orange-roten Schein sehen. Wir stehen auf und rennen auf ihn zu, wo wir schon Daniel, Eléonore und Devon verweilen sehen.
,,Und? Habt ihr was?", fragt Daniel gespannt.
,,Leider nein. Wir haben zwar eine Vorratskammer gefunden, doch die Fackel ist ausgegangen. Wir könnten uns durch die Dunkelheit dahin tasten.", schlage ich vor.
,,Was ist mit der Fackel? Sagt bloß, ihr habt sie da gelassen!", Devons Stimme ist rau und kratzig. Man merkt, dass er dem Rauch ausgesetzt war.
,,Ich weiß es nicht.. Die Fackel ist ausgegangen. Was ich dann mit ihr gemacht habe, weiß ich nicht mehr..", stottere ich verlegen.
,,Wir hätten sie noch gebrauchen können, du Idiotin!", brüllt Devon wutentbrannt und schlägt gegen die Wand, worauf ich zusammenzucke.
,,Reg dich ab, man! Dafür kann sie doch nichts! Immerhin gibt es noch die Aschespur. Wir können die Fackel ja wiederholen. Aber selbst wenn. Die Fackel würde eh nicht mehr brennen.", versucht Daniel ihn zu beruhigen.
,,'Türlich kann man die noch benutzen. Wir müssten nur einen neuen Behälter schnitzen.", knurrt Devon aufgebracht.
,,Nochmal rausgehen? Nein danke, Devon.", knurrt Daniel zurück.
,,Wozu brauchen wir denn Licht? Wir haben hier doch Licht. Dann müssten wir halt durch die Dunkelheit gehen um unser Essen zu holen. Na und? Es könnte schlimmer sein. Zum Beispiel hätten wir keine Fackel gemacht. Wir hätten nicht einmal die Vorratskammer entdeckt.", wirft Eléonore ein.
Ich beobachte stumm das Gespräch. Nach Devons Beleidigung habe ich Angst auch nur einen Satz zu sagen. Zum ersten Mal bin ich wirklich etwas von ihm eingeschüchtert.
,,Meinetwegen. Aber diese nutzlosen Idioten werde ich da nicht noch einmal hinschicken. Ich werde persönlich gehen. Eléonore und Daniel kommen mit. Je mehr wir tragen können, desto besser.", gibt Devon schließlich doch nach.
,,Wer hat dich denn zum Anführer ernannt?", funkelt Daniel Devon sauer an.
,,Oh Entschuldigung! Wo liegt bloß mein Kopf? Daniel, mein Freund, willst du das Kommando übernehmen?", fragt Devon ihn so freundlich, wie ihn noch nie jemand erlebt hatte. Glaube ich jedenfalls.
Daniel sieht etwas verwirrt aus, ehe er zögernd den Kopf schüttelt.
,,Gut. Dann los.", knurrt Devon.
Etwas zögernd kniet er sich auf alle Vieren nieder. Eléonore und Daniel machen es ihm nach. Es sieht schon ziemlich lustig aus, wie sie im Gänsemarsch, auf allen Vieren in die Dunkelheit marschieren.
,,Und was machen wir jetzt?", frage ich Steven.
,,Keine Ahnung."
Gelangweilt lehne ich mich an die Wand und denke zum hundertsten Mal über meine Vergangenheit nach. Wo jetzt wohl Tobias ist? Oder Tony? Das kann mir eigentlich völlig egal sein. Verrat wird bezahlt. Und so ein mieser Verrat von Tony hat es nicht anders verdient. Ich kenne sie schon seit ich geboren wurde! Sie ist eine so falsche Schlange.. Und so etwas war meine beste Freundin! Zur Zeit würde ich Eléonore meine beste Freundin nennen. Eléonore ist viel netter und einfühlsamer als Tony. Ich dachte immer, dass ich Tony alles erzählen kann. Wie ich mich geirrt habe. Was sie sonst noch so getan hat? Jetzt ist es eh egal. Sie ist höchstwahrscheinlich tot.
Wie das wohl so ist? Tot zu sein. Nicht mehr hier. Sind sie bei Gott? Vielleicht werden sie ja wiedergeboren. Aber als was? Als Mensch wäre zurzeit ziemlich schwierig. Viele Tiere würden das bestimmt auch nicht überleben.. außer.. Kakerlaken! Ja, das passt! Tony wiedergeboren als Kakerlake! So gefällt mir das!
,,Es wird Nacht.", stellt Steven fest.
,,Woran siehst du das? Der Himmel ist doch schon schwarz."
,,Ich weiß es einfach", meint Steven ,,ich fühle es."
,,Du fühlst es?", frage ich skeptisch.
Weiß er eigentlich wie verrückt sich das anhört? Als wäre er so der übelster Hippie.
Er bleibt still.
,,Hörst du das?", fragt er.
,,Was?"
,,Na das Metallklirren.", meint er.
Tatsächlich. Zwar muss ich genauer hinhören, aber tatsächlich. Sie kommen zurück! Zum Glück. Mein Magen ist schon auf Entzug. Wir sind hier zwar erst ein paar Stunden drin, aber ich bin jemand, der sich am Tag, vor allem am Abend so viel Essen reinstopft, wie ein Oger.
,,Da seit ihr ja wieder! Ging aber richtig schnell!", rufe ich freudig in die Dunkelheit.
,,Jaja. Anstatt hier rumzuschreien, kannst du auch einfach tragen helfen.", bekomme ich ein Knurren als Antwort.
,,Sorry, aber leider sehe ich deine Visage in dieser Dunkelheit nicht und damit auch nicht das Essen. Wohl besser so, denn von deinem Anblick bekomme ich die Krätze.", gebe ich gereizt zurück und schlage mir gleich die Hand vor den Mund.
,,Tut mir Leid Devon.. Ich.. ich habs nicht so gemeint. Wirklich!", stottere ich entschuldigend.
,,Hilf einfach mit. OK?", stöhnt Devon zurück.
Langsam sehe ich Devon aus der Dunkelheit raustrotten. Vor sich schiebt er ein Dutzend Dosen. Eléonore hinter ihm, die ebenfalls etwas vor sich herschiebt. Doch bei ihr sind es viele große Wasserflaschen. Daniel schiebt, genauso wie Eléonore, Wasserflaschen vor sich her.
,,Warum genau so viele Wasserflaschen und nicht Dosen?", fragt Steven misstrauisch.
,,Hast du in Bio nicht aufgepasst? Der menschliche Körper kann bis zu zwei Wochen ohne Essen auskommen aber nicht mehr als drei Tage ohne Wasser. Du verstehen?", erklärt Devon.
Augenrollend bewegt sich Steven auf die Drei zu und hilft ihnen beim aufstehen, während ich die Dosen und Flaschen nehme und sie schön geordnet an die Wand stelle.
,,Also ich muss schon sagen: Es hätte uns schlimmer treffen können.", lächelt Eléonore uns an.
,,Kann sein.", antwortet Devon flach und lehnt sich gegen die Wand.
DU LIEST GERADE
Regina Bellum - Anfang einer neuen Ära
Science Fiction-TEIL 1.- »Dies war die Zeit, in der sich alles änderte. Als eine neue Ära anbrach.« Saphira Stewart lebt so wie jedes Teenagermädchen ihr Leben: Parties, gegen Regeln verstoßen und, natürlich, Jungs. Doch auf einen Schlag ändert sich alles. Die Nac...